Hallo Stracciatella,
schön, dass du dir hier die Mühe machst einen solchen Thread zu eröffnen.
Was das Zitat anbelangt... Wenn ich bei Adam Riese und Eva Zwerg mit meinen Erklärungen angefangen hätte und jeden Furz nochmal vom Grundsatz her erklärt hätte, dann wäre ich JETZT noch am Schreiben. Ich wüßte auch garnicht, was da nicht verständlich hätte sein sollen... Vegetatives Nervensystem vielleicht
?? Keine Ahnung.
Vielleicht erreicht mein Beitrag ja die, die der erreichen soll und die anderen eben nicht. Es entzündete sich ja eine Diskussion über das Thema mit psychologisch vorgebildeten also konnte ich davon ausgehen, dass z.B. Begriffe wie "Maladaptiv" bekannt sind.
Nun, also, die Frage, ob bei Menschen die solche Beziehungen führen (narz.) zwingend ein Trauma zugrunde liegen muss. Die Antwort: NEIN.
Zwingend nicht. Denn: Sag niemals nie. Aber sehr oft.
Das entscheidende ist erstmal - rutscht ein Mensch gewohnheitsmäßig in solche Beziehungen und nur aus versehen mal in eine "normale" Beziehung (wobei - was ist denn schon normal..?!) oder ist es andersrum, er hat gewohnheitsmäßig normale, auch dauerhafte Beziehungen, ist in der Lage diese zu beenden wenn er merkt, dass es nicht mehr passt und rutscht ein- oder zweimalig in eine wirklich üble Kiste aber eben nicht regelhaft.
Trauma und Bindung, das gehört zusammen. Ganz eng. Nun natürlich die Frage, liegt jedem "gestörten" Bindungsmuster ein Trauma zugrunde - manche sagen JA, manche sagen nein. Ganz andere sagen, es gibt keine gestörte Bindung an sich sondern nur eine Adaption der Bindung, damit ich wenigstens (als Kind) noch ein bisschen Liebe abbekomme. Dieses Muster erfordert vom Kind, wichtige Persönlichkeitsanteile von ihm selbst abzuspalten, zu verleugne, es kann sich nicht seiner eigentlichen Entwicklung widmen, weil es mit "Überleben" beschäftigt ist, aufgrund von Mishandlungen oder Misachtung etc Dissoziiert es und lernt somit vielleicht überhaupt nicht wirklich, Emotionen zu empfinden, zu deuten, verwechselt Liebe vielleicht auch mit Abhängigkeit. Trauma kann überall da entstehen wo ein Kind nicht in seinem WESEN wahrgenommen wird, auch, wenn ein Kind verwöhnt ist oder überhöht wird. Auch das kann traumatisierend sein und dann z.B. zum grandiosnarzisstischen Persönlichkeitsstil führen... nur um mal ein Beispiel zu nennen.
Das fiese an den Kindheitstraumata ist "States became Traits" - sagte Perry mal. So erklärt: Kinder schreiben sich selbst die Schuld zu, wenn etwas schlimmes passiert. Das liegt erstmal so in ihrer Natur UND ist zum anderen auch ein Schutz ihrer wichtigsten Bindungen. Denn wenn die Mama, die mich schlägt, böse wäre, wäre die Bindung von ihr zu mir ja in Frage gestellt. So war ich böse, das heißt im Umkehrschluss, Mama liebt mich aber ich habe etwas falsch gemacht also musste Mama mich schlagen (so kann sich das Kind die gewünschte Sicherheit selbst "vormachen" sozusagen, die es aber im Grunde in der Bindung zur Mutter nicht finden kann). Und daraus resultiert dann z.B. ein verminderter Selbstwert, der damit zu einem Charakterzug geworden ist, wo es urssprünglich nur eine Zuschreibung war, um die Bindung zur Mutter erhalten zu können.
Und genau dieser verminderte Selbstwert führt seinerseits dann auch gerne mal in eine narzisstische Beziehung oder lässt an ihr festhalten obwohl schon längst klar ist, dass es zerstörerisch ist. Also führt das Trauma in dem Fall INDIREKT in so eine Beziehung.
Schon alleine der Umstand, dass das Kind misshandelt wird oder nicht gesehen, führt dann in so eine spätere Beziehungsdynamik aus eben erklärten Zusammenhängen. Die Misshandlung selbst ist traumatisierend und führt zu vermindertem Selbstwert (zum Schutz der Bindung) und öffnet somit tür und tor für Täter. Aber auch, dass das Kind und der spätere Erwachsene z.B. Manipulation für normal hält, weil er es aus Kindertagen schon immer so kennt und glaubt, dass man so eine Beziehung lebe, lässt ihn sich in solchen Beziehungen landen und bleiben. "normale" Beziehungen erscheinen dann langweilig, weil man garnicht weiß, wie "Kontakt" wirklich geht, sich anfühlt und aufrecht erhalten werden kann, auch, weil man durch eine Traumatisierung von sich selbst entfremdet und abgespalten wird.
Ich behaupte mal, dass jemand mit einem gesunden Selbstwert zwar durchaus MAL in so eine Missbrauchsbeziehung (z.B. Narzisstisch) rutschen kann, entweder in jungen Jahren oder wenn er nach einer vorangegangen Trennung sehr geschwächt ist, aber dann, sobald er die Struktur erkannt hat (was manchmal nicht ganz einfach ist) in der Lage ist, sich daraus zu lösen, jedenfalls nach einer Zeit. Was eben für Selbstwertschwache Menschen extrem schwierig bis garnicht möglich ist.
Ich denke, wenn jemand in einer Beziehung steckt, von der er bereits weiß, dass sie ihn zerstört und sich DANN immer noch nicht lösen, dann ist daran zu denken, ob dahinter eben maladaptive Muster aus der Kindheit, sehr häufig assoziiert mit Trauma, stecken.
Einen sehr wichtigen Punkt, in dem Trauma DIREKTE Grundlage ist zum Eingehen einer solchen Beziehung: Es geht sehr häufig einher mit emotionaler Taubheit oder Dissoziation. Das wiederum führt dazu, dass diese Menschen intensive Beziehungen brauchen, um sich lebendig zu fühlen. Auch, wer in der Kindheit viel traumatischer Spannung ausgesetzt war, der benötigt ein hohes Spannungslevel (wie ihn z.B. die narzisstische Beziehung bietet) um überhaupt etwas spüren zu können, oder etwas spüren zu können, was er führ Liebe HÄLT, auch das ist ein Punkt, der den Zusammenhang Trauma und Narz. Beziehung relativ wahrscheinlich macht. Und wiederum dazu führt, dass dieser Mensch vom Partner unverhältnismäßig abhängig wird, weil nur die körperliche Nähe zu diesem Partner es möglich macht, dass er sich wieder runterregulieren kann, traumatisierte haben damit große Problem in der Regel. Es gibt viele Überlegungen die man zu deiner Frage anstellen kann...
Sagen wir so, nicht jeder der in einer narzisstischen Beziehung landet ist traumatisiert, aber traumatisierte mit ungelöstem Trauma (ich rede nicht von Schocktrauma sondern von Entwicklungs-oder Bindungstrauma) landen auffällig häufig in solchen Beziehungstypen und zwar immer wieder.
Ich bin aber auch letztlich der Meinung, dass es in narzisstischen Beziehungen im Grunde keinen wirklichen Täter und kein wirkliches Opfer gibt. Auch wenn die Bezeichnung verwendet wird für die jeweilige Rolle (Abhängig- Unabhängig) aber im Grunde missbraucht jeder den anderen. Ich weiß, diejenigen, die einem "Narzissten" zum Opfer fallen (bzw. das glauben) sind meist blind für diesen Umstand, aber das was sie tun ist genau so wenig "LIEBE", wie das, was er Narzisst mit ihm macht und sie BRAUCHEN einen Menschen auch nur, um sich selbst zu stabilisieren oder für was auch immer. Liebe ist aber nicht Brauchen. Bindung ist nicht gleich Liebe.
Es gibt da übrigens ein tolles Buch von Bärbel Wardetzki "Eitle Liebe", da geht es um narzisstische Beziehungen und auch, wie sie vielleicht gelingen können, aber auch was die ursprünge sind in der Kindheit der beiden beteiligten.
LG, Nova
Verstanden habe ich Nova, auch wenn ich keine Vorkenntnisse und keine Therapieerfahrung habe. Natürlich kann man immer sagen, sie hätte es anders formulieren sollen, weil die Sprache von jedem ein bisschen anders ist.
Die Frage wäre eher, ob es sich bei Feuervogel zwingend um ein Trauma handeln muss - ihr Problem also nur so lösen kann, wie Nova es sieht.