Meine eigene kleine Meditation - Einswerden mit Tieren

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Adan

Guest
Hallo zusammen!

Jeder hat ja sicher seine oder ihre eigene Geschichte, wie man mit dem Meditieren angefangen hat. Die meisten haben sicher als Jugendliche irgendwo mal was im Fernsehen gesehen oder irgendwo gelesen und dann einfach mal blind angefangen, manchen wurde es vielleicht empfohlen und bei manchen war es vielleicht einfach nur der Wunsch danach. Jeder hat seine eigene Geschichte.

Ich hatte schon ewig den Wunsch danach, mich mit Meditieren zu beschäftigen, aber erst vor 2 Jahren fand ich an einem einsamen Nachmittag Zeit dazu. Von meditieren verstand ich gar nichts, nur an irgendwas mit im Schneidersitz hocken und OM vor sich hin zu brabbeln - und dazu hatte ich irgendwie keine Lust. Also dachte ich mir was neues aus.

Diese Entscheidung sollte mein Leben verändern.

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Sicherlich könnt ihr euch in eine beliebige Situation hineinversetzen, die ihr häufiger erlebt. Nehmt das Verzehren eines Apfels als Beispiel.
Stellt euch so intensiv wie möglich sein Gewicht in der Hand vor, das Gefühl, als wenn ihr mit einem Finger über die raue Oberfläche streifen würdet. Fühlt den holzigen Stengel auf der einen und das wuschelige Etwas auf der anderen Seite.
Seht den Apfel, wie er prall und prächtig und grün-rot gewachsen ist.
Hört das Kracksen, wenn man beherzt reinbeißt.
Schmeckt und riecht das köstliche, herb-saure Fruchtfleisch.

Wohlmöglich läuft euch dabei das Wasser im Mund zusammen. Das liegt daran, dass das Gehirn an dieser Stelle nicht zwischen realen und erfundenen Reizen unterscheiden kann. Genau an dieser Stelle wollte ich mit meiner "Meditation" ansetzen: Was passiert, wenn man das Gehirn mit völlig frei erfundenen Signalen überrumpelt? Passiert überhaupt etwas?

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Zumindest bei mir ist etwas passiert, aber gewaltig.
Ich habe mich einfach mit geschlossenen Augen auf mein Bett gelegt und mir vorgestellt, wie es wäre, ein Vogel zu sein. Eigentlich nichts spektakuläres. Aber diesmal wollt ich es anders machen: Ich stellte mir einen Vogelkörper (ich glaube es war ein Falke) mit allen erdenklich Details vor; sogar die Innereien. Dann begann ich, die einzelnen Bereiche meines Körpers im Geiste mit denen des Vogels zu ersetzen - Arme zu Flügeln, Nase zu Schnabel, Haut zu Federn. Alles sehr, sehr langsam und sorgfältig. Dann stellte ich mir vor, zu fliegen.

Was dann passiert ist, weiß ich bis heute nicht so richtig, aber irgendwie hat es plötzlich PENG gemacht und ich war dieser Vogel. Ich hatte das Gefühl, meinen menschlichen Körper zu verlassen und nur noch dieser Vogel zu sein, aber nicht nur oberflächlich, sondern jede einzelne Zelle davon. Ich spürte das flaue Gefühl im Magen, wenn ich aufhörte, mit meinen Flügeln zu schlagen und absackte. Ich spürte den kalten Wind gegen meinen Kopf und wie sich einige Federn dagegen aufbäumten. Ich flog über wundervolle Landschaften, Berge, Wälder und Seen, landete auf Ästen und jagte sogar eine Maus. Alles in allem war es wohl mit das schönste Gefühl in meinem Leben, ein Gefühl von Freiheit und Abenteuer. Insgesamt habe ich an dem Nachmittag über eine Stunde mit Fliegen zugebracht, danach war ich total erschlagen. Am nächsten Morgen meinte ich sogar eine Art Muskelkater in meinen Schultern zu spüren...

In den Jahren danach habe ich mich intensiver mit "klassischer" Meditation beschäftigt und sie auch praktiziert, aber nirgends konnte ich etwas vergleichbares finden. Noch heute versuche ich mindestens jeden zweiten Tag als Gepard über die Savanne zu donnern oder als kleiner Fisch den Ozean zu erkunden.

Meine Fragen daher sind: Habt ihr mal etwas ähnliches erlebt? Gibt es in gängigen Lehren ähnliche Elemente wie das, was ich beschrieben habe?

Probiert doch mal bitte meine Art und Weise aus und schreibt, was ihr empfindet. Fangt im Liegen am besten mit dem Apfel an, das erleichtert den Einstieg. Sehr freuen würde ich mich besonders über Beiträge, die mir einen Anstoss geben, die Erlebnisse noch mehr zu vertiefen :)

Vielen Dank für die Geduld, den ganzen Schmarrn durchzulesen!
 
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Klingt interessant und logisch.. die Vorstellungskraft ist schon sehr mächtig.

Eins muß man aber dazu sagen: sowas kann auch in die Hose gehen. Es soll Leute geben, die in solchen Momenten den Bezug zur Realität verlieren. Jemandem, der an Höhenangst leidet, würd ich von Vogelexperimenten abraten.
 
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Hallo Adan

Mir hat deine Beschreibung sehr gut gefallen. Ich finde es toll, wenn Du dich so intensiv in die jeweilige Situation hineinversetzen kannst. Eine Stunde lang das Gefühl zu haben ein Vogel zu sein der durch die Lüfte schwebt oder ein Gepard zu sein, der durch die Savanne streift, muss schon eine sehr angenehme Erfahrung sein.

Ich wünschte, ich hätte auch so viel Vorstellungsvermögen. So oft habe ich mir schon gewünscht an den schönsten Plätzen der Welt zu sein um dort zu meditieren oder spazieren zu gehen. Es wäre sehr schön, wenn so etwas möglich wär. Oft habe ich mir auch gewünscht, ich könnte ganz spontan mit erfahrenen Yogis zusammen sein, um von ihnen zu lernen oder mit ihnen zu meditieren.

Alles Liebe. Gerrit
 
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