zwei punkte sind mir in deinem text besonders aufgefallen:
arroganz und unsicherheit passen sogar sehr gut zusammen.
die arroganz versucht die unsicherheit zu kaschieren.
was ist eigentlich an ehrlich eingestandener unsicherheit so schlecht?
du würdest dich wundern, wie unsicher andere sind - menschen, die nur gelernt haben ihre unsicherheit zu verstecken.
menschen, die sich nämlich einbilden, dass erwachsen sein - unter anderem - bedeutet, nicht mehr unsicher zu sein.
deshalb können sie auch nichts mehr lernen - zementieren sich auf eingebildeten überzeugungen ein.
weißt - mir geht's jetzt schon seit 61 jahren so ähnlich wie dir.
lange zeit hab' ich auch versucht in der liga der angeblich erwachsenen mitzuspielen.
es hat mich zutiefst unglücklich gemacht - noch unglücklicher als ich durch meine leidvolle kindheit und jugend ohnehin schon war.
dadurch erst wurde ich depressiv - dadurch, dass ich versucht habe mich anzupassen.
eine therapie - ohne medikamente - hat mich dahin gebracht wieder ich selbst zu werden - lieber einsamkeit in kauf zu nehmen - als mich selbst zu verbiegen, um anerkannt und geliebt zu sein.
war ein harter weg für mich - aber ich war auch schon mehr als doppelt so alt wie du, als ich endlich in therapie gegangen bin - vorher war ich's mir auch nicht wert - und hab' immer gemeint, dafür hätte ich kein geld.
das lehrgeld, das ich für die lange zeit des verbiegens zu zahlen hatte war hoch - das honorar für den psychiater der geringste teil.
aber - obwohl ich so ziemlich alles loslassen musste, was mir in meinem 'erwachsenenleben' ach so wichtig erschienen ist -
bin ich jetzt nicht mehr depressiv.
wenn ich unglücklich bin, dann weiß ich jetzt nämlich wieso - und kann daher auch an veränderung arbeiten.
womit ich zum nächsten punkt komme:
es ist absoluter quatsch, dass du nicht unglücklich sein darfst angesichts dessen was dir widerfahren ist.
du hast nicht nur das recht - sondern vielmehr die verantwortung für dich selbst, dir bewusst zu machen, welche scheiße dir widerfahren ist - und widerfährt.
im selbstmitleid schwimmst du dann, wenn du es nicht tust - und nicht an die selbstverantwortliche aufarbeitung heran gehst.
man kann realitäten nur verändern, wenn man sie auch als solche zur kenntnis nimmt.
klar wollen dir viele einreden - was willst du denn, anderen geht's noch viel schlechter - aber sie tun es, weil sie ihre eigenen seelischen leiden zu verdrängen suchen.
auch so eine 'erwachsenengeschichte' - die dann zur somatisierung führt - die seelischen schmerzen werden zu körperlichen.
eine wirklich gute therapie wäre schon gut für dich - denke ich - alleine kommt man da schwer heraus.
aber seelische schmerzen zu empfinden - liebe socke - ist noch keine krankheit -
sondern chance sie auflösern zu lernen.
aber du kannst natürlich auch zu den verdrängern überwechseln -
und psychopharmaka helfen bei der gehirnwäsche. 