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Stell Dir mal vor, eine Freundin käme zu Dir und würde Dir von einem sehr ähnlichen Problem erzählen. Du hast zwar Mitgefühl, aber auch eine gewisse Distanz da Du nicht direkt betroffen bist. Das Resultat daraus ist, dass Du sehr viel klarer und freier darüber nachdenken kannst, die wesentlichen Punkte leichter erkennst. Wenn man emotional sehr betroffen ist, wirkt sich das sehr auf das Denken aus... meistens einfach in Form einer "inneren Wand"... man fragt "wieso?" ohne je Antwort zu bekommen. Deshalb halte ich es für sinnvoll, Probleme immer auch aus einer gewissen Distanz zu beleuchten... kühl darüber nachzudenken...




Das geht allen so... Alle sind auf der Suche nach Liebe, Respekt, Anerkennung, Aufmerksamkeit usw. Das kann man überall sehen. Man könnte es auch so sagen: Jedes Wesen, jede Art Bewusstsein, strebt danach sich mit Bewusstsein zu verbinden. Deshalb fühlt es sich so gut an "auf einer Wellenlänge" oder sogar verliebt zu sein. Deshalb fühlt es sich so schlecht an, wenn man ignoriert, abgelehnt, verhöhnt wird. Zwischen den beiden Extremen "verbinden" und "Isolation" läuft der bedeutungsvolle Teil des Lebens ab.


Was bei uns allen in gewisser Weise schief läuft ist, dass wir jede Menge Bedingungen aufstellen, ab wann wir fähig sind zu lieben (uns "zu verbinden") und wie wir sein müssen damit wir von anderen angenommen werden. Und da spielt die komplette Vergangenheit eines Menschen eine große Rolle.


Beispiel: Ein Kind hört den Vater sehr oft über diverse Personen in der Bekanntschaft schimpfen, die dessen Meinung nach faul und unvernünftig sind... in seinen Augen jede Menge falsch machen. Das Kind wird daraus ganz klare Schlüsse ziehen wie man sein sollte und wie man nicht sein sollte. Oder ein sehr beliebtes Mädchen, gut in der Schule, wird ein bisschen älter... ein Teenie... und auf einmal spielt das Aussehen eine deutlich größere Rolle und sie macht die Erfahrung das eine richtig blöde Zicke aber dafür eine "hübsche Zicke" deutlich besser bei den Jungs ankommt als sie... und vielleicht lässt noch irgendeiner nen Spruch fallen der auf ihre Figur bezogen ist oder sonstwas. Daraus werden Schlüsse gezogen.


Und wir alle haben einen ganzen Katalog an Überzeugungen darüber wie wir sein sollten, was wir haben sollten, was wir können sollten, wie wir uns verhalten sollten, wie wir aussehen sollten.... und alles natürlich auch umgekehrt: wie wir NICHT........sollten.


Verstoßen wir dagegen sind wir sicher, dass wir die Quittung durch ablehnendes Verhalten anderer Menschen bekommen werden. Und diese Überzeugungen sind zu einem sehr großen Teil Resultate aus "Mini-Traumata"... Rückschlüsse aus Demütigungen, Situationen in denen man sich ignoriert fühlte... was auch immer. Das fängt im frühesten Kindesalter an und hört nie wirklich auf. Und jeder muss da selbst schauen wie sein Überzeugungskatalog aussieht. Eins kann man aber ganz klar sagen: Je dicker er ist, desto leidvoller ist das Leben. Denn Überzeugungen sind zwar nicht absolute Wahrheiten, aber sie neigen dazu dass man sie als solche erfährt.

 



Damit meine ich Überzeugungen, die schon Dein ganzes Leben Dein Verhalten in verschiedenen Beziehungen prägen. Nimm mal das Beispiel eines sehr schüchternen Menschen. Dahinter stehen ja oft Ängste etwas falsch zu machen, etwas falsches zu sagen usw. Und diese Ängste sind, je stärker sie sind, meistens auch sehr diffus... Die Person weiß nicht unbedingt was ihr Verhalten, ihre Schüchternheit motiviert. Wenn man sich aber allgemeiner mit ihr unterhält, kommen oft Überzeugungen zum Vorschein die aus Erfahrungen gezogen wurden. Also etwa die Erfahrung mal etwas vorlaut gewesen zu sein und sofort eine Demütigung kassiert zu haben. So etwas wird dann zu einer Abwärts-Spirale.


Um den roten Faden zu finden kannst Du übrigens auch über Gefühle gehen. Und zwar indem Du Dir die Extreme bewusst machst. Wie würdest Du Dich gerne fühlen was das Thema Beziehung betrifft... und was ist das schlimmste Gefühl... wie willst Du Dich auf gar keinen Fall fühlen? (musst Du nicht hier beantworten, ist eher zum selber "forschen").


Wenn Du die Extreme hast, dann kannst Du Dir Dein Leben anschauen wann Du ihnen nahe gekommen bist. Dein Verhalten wird von dem Wunsch bestimmt das eine fühlen zu wollen, noch mehr aber von der Angst davor das andere fühlen zu müssen. Oberflächlich ist es "geliebt fühlen" auf der einen und "abgelehnt/isoliert" auf der anderen Seite. Aber das geht deutlich genauer... Für viele Menschen ist das Gefühl bei etwas ertappt zu werden wofür sie sich schämen am schlimmsten, für viele ist das Gefühl betrogen zu werden am schlimmsten.. gedemütigt zu werden... usw.


Eine Methode ist auch, dass Du Dir ein Idealbild Deiner Selbst vorstellst... Ein ideales Leben, mit idealen Menschen um Dich herum, und Du selbst natürlich in jeder Hinsicht perfekt. So wie es wäre, wenn Du einen Flaschengeist hättest der Dir jeden Wunsch erfüllen würde. Und dann schaust Du Dir an, an welchen Punkten Du am weitesten von diesem Ideal entfernt bist und warum diese Punkte dermaßen wichtig für Dich sind.



Es ist aber tatsächlich "müssen". Wenn Du darüber nachdenkst, dann ist klar dass Dir das nicht gefällt.. aber Du verhältst Dich auf eine Weise die "müssen" entspricht... ohne eine Wahl zu haben. Ist Treue z.B. eine Frage der Wahl oder eher ein muss? Oder Körperhygiene.. Hast Du die Wahl Dich 3 Wochen nicht zu duschen? :D Ernsthaft.. im Alltag werden all diese Dinge zu MUSS. Man bemerkt das aber kaum. Und es sind sehr viele und teilweise auch extrem bescheuerte Überzeugungen dabei.




Die Fragen waren auch nicht dazu gedacht sie hier zu beantworten... hätte ich dazu sagen sollen. Geht eher darum, dass man sich diese Dinge selbst vor Augen führt, sich bewusst macht.



Dann fang gleich damit an: "Ich bin davon überzeugt gar nicht zu wissen wovon ich überzeugt bin." Aber das was Du schreibst zeigt schon viele Überzeugungen. Du bist davon überzeugt unsicher zu sein z.B. Und das hat ja Gründe... Erfahrungen wo Du Dich unsicher verhältst, Überzeugungen darüber warum das eher negativ ist, Überzeugungen darüber wann Du unsicher bist und wann eher nicht usw. An Überzeugungen gibts keinen Mangel... glaubs mir. ;)



 

Mit "Opfer" meine ich eigentlich alles, sobald man leidet. Denn in irgendeiner Form ist es ja immer so, dass man sich irgendeiner "Macht" unterlegen fühlt die man nicht selbst ist. Andere Person, Krankheit, Umstände, Schicksal, ....was auch immer... Sich machtlos fühlen zielt im Grunde auf dasselbe ab.




Ja.. aber genau so ist perfekt. Wenn Du z.B. erst mal auf diese Art möglichst emotional schreibst. Und zwar kein bisschen zensiert.. nur für Dich bestimmt... Und dann schaust Du es Dir an, versuchst etwas Distanz dazu zu gewinnen und fragst Dich: Was denkt "diese Person" die das schrieb über sich? Was denkt sie darüber wie eine Beziehung sein sollte und wie sie nicht sein sollte? usw. Du bist z.B. davon überzeugt unsicher zu sein und was auffällt ist: Du glaubst dass Du NICHT weißt. Du siehst Symptome aber keine Ursachen. Und stell Dir mal kurz vor, dass Du Dich selbst programmierst.. das Du nicht nur überzeugt davon bist unsicher zu sein weil Du es oft bist, sondern auch dass Du es bist, weil Du Dich ständig gedanklich auf diese Art "programmierst"...


Wenn Du das Thema "Unsicherheit" etwa nimmst... frag Dich mal, wie oft am Tag Du Gedanken in dieser Hinsicht hast, wie oft Situationen auftreten wo Du Dich selbst in irgendeiner Art nicht nur unsicher fühlst, sondern auch als "Verdammt, ich bin unsicher" bewertest.. oder nicht nur nicht weißt, sondern "Verdammt, ich checke es mal wieder nicht."


Urteilende Gedanken dieser Art sind wie Programmierungen.



Das ist ein gutes Beispiel... Ich weiß zwar nicht, ob es in dem Fall tatsächlich so ist, aber es wird Bereiche geben wo Du genau das Verhalten was Dich in Deiner Kindheit negativ fühlen ließ später mit Deinem Exfreund oder anderen erfahren hast. Also ein Gefühl das sich schon durch Dein gesamtes Leben zieht.




Hört sich jetzt hoffentlich nicht so an, als würde ich mich darüber lustig machen.... aber ich weiß wahrscheinlich schon einen roten Faden bei Dir. Und zwar genau das: "Ich verstehe immer noch nicht ganz."


Ich meine damit... immer wenn Dir etwas wichtig ist, Du wirklich eine Lösung brauchst, das Du dann nicht verstehst... wenn ich richtig liege wäre dass dann schon in Deiner Kindheit ein Thema gewesen, etwa in der Schule. Ich meine das nicht als Extrem... also im Sinne von Lernschwäche oder sowas. Eher im Sinne einer Blockade die zwar subtil ist, aber ziemlich oft eine Rolle spielt. Ein bisschen wie "Verdammt, immer wenn es drauf ankommt habe ich ne Wand im Kopf." ...irgendwas in der Art. Kennen übrigens viele.


Ansonsten.. das was ich hier beschreibe ist eher ein Prozess. Man deckt immer mehr auf über das eigene Denken, darüber wie man "programmiert"/geprägt ist. Das kann man methodisch tun, also etwa durch Fragen stellen und sie beantworten, automatisches Schreiben zu einem bestimmten Thema usw. und man kann es auch im Alltag... das man sich einfach immer mal wieder bewusst wird WAS man tut und v.a. WARUM...


VG,

C.


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