Das Ghetto in Venedig ist eine Insel im Sestiere Cannaregio. Sie war seit dem
16. Jahrhundert bis zu seiner Aufhebung 1796 unter Napoleon das
abgeschlossene Wohngebiet für die jüdische Bevölkerung in Venedig. Die Insel
ist damit Namensgeberin aller Ghettos dieser Epoche. In späteren
Jahrhunderten wird der Begriff auch auf andere Einrichtungen übertragen.
Die Juden Venedigs wohnten bis zum Ende der Republik im Jahre 1797 unter
beengten Verhältnissen getrennt von der übrigen Bevölkerung, genossen aber
damit gleichzeitig den Schutz durch die Republik. Sie wurden zwar wie überall
im christlichen Europa hart besteuert, man gewährte ihnen aber in Venedig
auch Schutz vor der Inquisition, wenn sie aus Spanien geflohen waren, und
den auch in der Lagunenstadt immer wieder vorkommenden Repressalien.
Übergriffe von Christen gegen Juden wurden bestraft. Ebenso wurden die
verantwortlichen Beamten in den Städten der Terra ferma, wie man die
Staatsgebiete Venedigs auf dem sich anschließenden italienischen Festland
nannte, bestraft, die Übergriffe gegen jüdische Einwohner duldeten und nicht
von sich aus sanktionierten. Venedigs Juden genossen vom 16. Jahrhundert
bis Anfang des 19. Jahrhunderts damit auch eine in Europa einzigartige
Rechtssicherheit. An Pogromen gegen seine jüdische Bevölkerung hat sich die
Serenissima und ihre Bevölkerung nicht beteiligt.