Interessant!
Aber ich meinte eigentlich Gesellschaften noch um einiges frueher (keine Ahnung, wann der Gilgamesh-Epos entstanden ist), also ungefähr in der Jäger-Sammler-Gesellschaften. Wilber behauptet beispielsweise, dass in jenen fruehen Gesellschaften die Frauen den Männern gegenueber keine grösseren Nachteile in Kauf nehmen mussten, weil zu jener Zeit die absolute Körperkraft des Mannes kein relativ grösserer Vorteil bei der Nahrungsbeschaffung gewesen sei, denn wenn's um die Nahrung geht, dann konnten Frauen mit relativ bescheidenen Mitteln in vergleichbarem Ausmasse pflanzliche Nahrung erzeugen und beschaffen, wie Männer eben halt Fleisch erjagen konnten. Zumindest so gesehen, wären beide Geschlechter einander ebenbuertig - mit dem entscheidenden "Nachteil" des Mannes, dass er eben keine Kinder kriegen konnte. Darum, so behauptet Wilber, seien zu jener Zeit fast immer die wichtigen Götter weiblich gewesen ("die grosse Mutter Erde").
Später, als die Menschen sesshaft wurden und begannen Ackerbau zu betreiben, sei dann die relative Muskelkraft der Männer voll zum Tragen gekommen, weil die Arbeit auf dem Feld von ihrer Natur her ein Mehr an körperlicher Kraft bedeutete als die Jagd-/Sammelarbeit zuvor. Dies habe dann sozusagen den Aufschwung des Patriarchats bedeutet. Typischerweise wurden dadurch auch die Hauptgottheiten männlich dargestellt (man kennt das ja auch von den Römern oder Griechen: Zeus ist beispielsweise ein Mann, und auch der biblische Gott trägt implizit männliche Zuege).
Heute, seit sich in den "modernen Gesellschaften" aber zumeist geistige Tätigkeit durchgesetzt hat, sind die Frauen den Männern daher im Nahrungserzeugungsprozess nicht mehr unterlegen. So ist denn seit ungefähr 150 Jahren deutlich zumindest in den westlichen Gesellschaften auch eine Aufwertung und Emanzipierung des Status der Frau zu beobachten. Interessanterweise geht das ja auch dahin, dass seit einiger Zeit die Forderung laut wird, Frauen sollten auch in der katholischen Kirche als Priester fungieren duerfen. Wie sich unsere religiösen Vorstellungen auf sehr lange Sicht ändern werden, das vermag ich nur zu spekulieren. Persönlich vermute ich eine langsame Verabschiedung zumindest in unsern Kulturkreisen von antrhopomorphen Gottesvorstellungen hin zu einem sehr viel abstrakteren "Gottesbild", in welcher am Ende wohl gar die Gottheit zur Gänze fehlen duerfte. Natuerlich nicht ueberall auf der Welt zur gleichen Zeit und im gleichen Tempo, ich spreche hier von einigen hundert Jahren. Das ist aber nur Spekulation meinerseits.