Mahabharata 3. Buch
Kapitel 231 – Die Schlacht mit den dämonischen Asura-Götter
Bei diesen Worten umarmte Maheshvara (Śiva) den Skanda und entließ ihn wieder. Danach geschahen großartige Wunder, welche den Gleichmut der Sura-Götter erschütterten. Das Firmament mit allen Sternen leuchtete hell auf, und das ganze Universum kam in Verwirrung. Die Erde bebte und rumpelte laut. Dunkelheit breitete sich überall aus. Die schreckliche Katastrophe bewegte den Geist von Śiva, der hochgeschätzten Uma, aller Himmlischen und Maharshis sehr.
Als ihre Verwirrung fortschritt, erschien vor ihnen eine schwer bewaffnete, dunkle, zum Kampf wild entschlossene und mächtige Armee. Deren zahllose und furchtbare Kämpfer sprachen verschiedene Sprachen und marschierten gegen Śiva und die Himmlischen. Sie schossen Pfeile auf die Reihen der Sura-Götter ab, auch Felsen, Wurfkeulen, Sataghnis, Prasas und Wurfhämmer. Bereits verunsichert, wankten bald die Reihen der himmlischen Heere unter dem Schauer der Geschosse.
Die Danavas (Nachkommen der Asura-Göttin Danu) verwüsteten in großem Maße die Armee der Sura-Götter, denn sie vernichteten viele Krieger, Streitwagen, Waffen, Rosse und Elefanten. Fast schien es schon, als ob sich die Sura-Götterheere zur Flucht wenden wollten, denn viele von ihnen fielen wie gefällte Bäume zu Boden. Überall rollten die Köpfe unter den Hieben der dämonischen Asura Götter, und nirgends war ein Anführer in dieser gräßlichen Schlacht zu erkennen.
Indra (Führer der Sura-Götter) erkannte sehr wohl die Bedrängnis der Kämpfer, und versuchte sie wieder zu sammeln:
Habt keine Furcht, ihr Helden, dann möge euch Erfolg beschieden sein! Ergreift die Waffen und zeigt entschlossene Männlichkeit. Dann kann euch kein Elend überkommen und keine Niederlage durch die gräßlich ausschauenden Danavas. Möget ihr siegen! Greift sie mit mir an!
Dies ließ alle Verunsicherung bei den Himmlischen weichen, und gemeinsam mit ihrem Führer Indra griffen sie die Danavas an. Die dreiunddreißig Millionen Sura-Götter, die Maruts, Sadhyas und Vasus stellten sich der Herausforderung, und ihre kraftvoll auf den Feind abgeschossenen Pfeile zogen eine große blutige Spur in die Reihen der Daityas und ihrer Kriegselefanten und Schlachtrösser. Die Geschosse, welche schon die Körper der feindlichen Krieger durchbohrt hatten, fielen zu Boden und sahen aus wie Schlangen, die scharenweise aus ihren Höhlen krochen.
Die sterbenden Daityas (Danavas) bildeten ganze Hügel. Nun war es an den schwer getroffenen Danava Kriegern, in Panik zu wanken und zu weichen. Die gerüsteten Sura-Götter jedoch frohlockten, und die himmlischen Musiker sangen Lobeshymnen. Das Schlachtfeld war mittlerweile voller Blut und lebloser Körper von sowohl Sura- als auch Asura-Göttern, denn die Schlacht war heftig. Doch der Jubel der Sura-Götter währte nicht lange, denn die entschlossenen Danavas gaben nicht auf.
Die Trommeln der Danavas dröhnten, schrille Hörner tönten und die Danava Anführer ließen gellend ihr Kriegsgebrüll hören. Ein mächtiger Danava hob einen gigantischen Felsen hoch und kam aus der Menge der Krieger heraus. Er erschien wie die brennende Sonne, die hinter einer Menge dunkler Wolken hervorstrahlt. Als die Sura-Götter sahen, daß er diesen Felsen auf sie schleudern wollte, flohen sie verwirrt davon. Doch der Danava Mahisha war schneller und warf ihnen den Brocken hinterher.
Zehntausend Krieger der himmlischen Armee zermalmte er unter der Masse, und sie taten ihren letzten Atemzug. Dies erschütterte die Herzen der Sura-Götter, und Mahisha zögerte nicht, mit seinen Anführern die Sura-Götter anzugreifen, wie ein Rudel Löwen über eine Herde Rehe herfällt. Selbst Indra floh nun vor Mahisha davon und ließ Waffen und Fahnen zurück. Dies beflügelte Mahisha aufs Äußerste, und er attackierte sogar den Streitwagen von Rudra (Śiva).
Er kam heran und ergriff den Fahnenmast von Rudras Wagen, und bei dieser Berührung stöhnte die Erde und die großen Rishis verloren das Bewußtsein. Riesige, dunkle Daityas jubelten bei diesem Anblick und wähnten sich ausgelassen und übermütig als Sieger. Doch Rudra, scheinbar in Bedrängnis, dachte nicht daran, Mahisha zu töten, denn er meinte, es wäre Skandas Aufgabe, diesem übelgesinnten Danava den Todesstoß zu versetzen.
Mahisha freute sich schon über die schöne Trophäe und ließ seinen Schlachtruf ertönen, was den fröhlichen Übermut der Daityas und die panische Angst der Sura-Götter noch vermehrte. Diese mißliche Lage der Sura-Götter versetzte den gewaltigen Skanda in Zorn. So brennend und großartig wie die Sonne kam er zu deren Rettung herangeeilt. Er trug leuchtendes Rot und einen Blumenkranz, seine Rüstung glänzte so golden wie sein Streitwagen, und seine Pferde waren kastanienbraun.
Schon bei seinem Anblick verloren die Daityas ihren Mut auf dem Schlachtfeld. Skanda entließ den leuchtenden Speer Sakti, um Mahisha zu töten. Das Geschoß trennte Mahishas Haupt vom Rumpf, er fiel und starb. Sein zu Boden gefallener Kopf war so groß wie ein Berg, sechzehn Yojanas lang, und versperrte den Weg zum Land der nördlichen Kurus. Heute jedoch können die Menschen wieder durch ein Tor passieren.
Nun bot sich den Sura-Göttern und Danavas ein imposanter Anblick: Skanda schleuderte seinen Sakti wieder und wieder gegen die Feinde, und immer kehrte er in seine Hand zurück. Die schrecklichen Danavas fielen in großer Zahl durch die Kraft Skandas, bis sie die Panik ergriff. Skandas Gefolge stürzte sich auf die ängstlichen Danavas, sie rissen und tranken ihr Blut und verschlangen ihr Fleisch. So waren die Danavas im Nu mit Leichtigkeit vernichtet, ganz wie die Sonne die Dunkelheit vertreibt, oder das Feuern trockenes Reisig verbrennt oder der Wind die Wolken ohne alle Anstrengung davon bläst.
Auf diese Weise besiegte der fabelhafte Skanda all seine Feinde. Die Sura-Götter gratulierten ihm, und er erwies Śiva seinen Respekt, wobei er wie die Sonne in aller Pracht erstrahlte. Als die Schlacht vorüber war, zog sich Śiva zurück und Indra umarmte Skanda mit folgenden Worten:
Mahisha war durch die Gunst Brahmās (das erste bedingte Lebewesen und Vater aller Lebewesen in einem Universum) unbesiegbar gewesen. Die Sura-Götter waren nur Stroh für ihn, doch du hast ihn getötet. Oh bester Krieger mit den starken Gliedern, du hast den Himmlischen einen Dorn aus dem Auge entfernt.
Du hast hunderte Danavas getötet, die so stark wie Mahisha und uns feindlich gesinnt waren und uns zuvor schrecklich peinigten. Dein Gefolge hat sie alle verschlungen. Du, oh Held, bist so unbesiegbar in der Schlacht wie Śiva. Dieser Sieg von dir soll als deine erste Heldentat besungen werden und dir unsterblichen Ruhm in allen Welten einbringen. Alle Götter werden dir die Treue halten, oh Starkarmiger.
Nach diesen Worten gingen auch Indra und die Sura-Götter davon. Rudra kehrte nach Bhadravata zurück und die Himmlischen in ihre Bereiche. Doch Rudra ermahnte die Sura-Götter noch: Ihr müßt Skanda treu sein, wie ihr es mir seid.
So eroberte Skanda, der Sohn des Feuers, die drei Welten an einem Tag und ward von den großen Rishis hochgeehrt. Der Brahmane, der mit rechter Aufmerksamkeit die Geschichte über die Geburt Skandas liest, erlangt großen Wohlstand in dieser Welt und die Gesellschaft Skandas in der nächsten.