Mahabharata 1. Buch
Vaka Badha Parva Kapitel 165-166
Bhima tötet den Rakshasa Vaka
Die Bürger von Ekachakra entdecken den toten Vaka
Da sprach Yudhishthira zu seiner Mutter:
Was du aus Mitgefühl für den leidenden Brahmanen wohl überlegt getan hast, ist hervorragend, oh Mutter. Bhima wird sicher lebend zurückkommen, nachdem er den Menschenfresser getötet hat, schon weil du, oh Mutter, immer Anteil an den Brahmanen nimmst. Doch sprich mit dem Brahmanen und sorge dafür, daß die Bewohner der Stadt nichts erfahren. Laß ihn das versprechen.
Vaisampayana fuhr fort:
Die Nacht verging, und Bhima verließ die Stadt … Der mächtige Sohn des Pandu kam zu dem besagten Wald, aß dort alle Nahrung selbst auf, und rief laut den Namen des Rakshasa. Ärgerlich erhob sich da der Rakshasa und trat hervor. Er war riesig und stark, hatte rote Augen, einen roten Bart und rotes Haar. Er war schrecklich anzusehen. ... Als er sah, wie Bhima sein Essen aß, kam er näher, biß sich auf die Unterlippe und riß die Augen zornig auf. Er sprach zu Bhima: „Wer ist der Narr, der sich voller Verlangen ins Reich Yamas wünscht, weil er vor meinen Augen das für mich gedachte Essen verspeist?“ ...
Da schrie der Rakshasa gellend auf, hob beide Arme hoch und stürmte auf Bhima zu, um ihn zu töten. Doch immer noch rührte sich Bhima nicht. Er warf nur einen einzigen Blick auf den Rakshasa und aß weiter. Da schlug der Rakshasa außer sich vor Wut Bhima von hinten auf den Rücken. Doch obwohl der Schlag heftig und mit beiden Armen ausgeführt war, schaute Bhima nicht auf und verschlang weiter wie bisher die Nahrung des Rakshasa…
Da erklärte der Rakshasa, daß er der mächtige Vaka wäre, sprang auf Bhima und ergriff ihn mit seinen ungeheuer starken Armen. Auch Bhima, der gewaltige Held, strengte sich nun richtig an, rang mit dem Rakshasa und zerrte gewaltsam an ihm. …Doch schon bald ermüdete der Menschenfresser. …Als Bhima erkannte, daß die Kräfte des Rakshasa nachließen, rang er ihn zu Boden, hielt ihn mit den Knien fest und schlug mit großer Kraft auf ihn ein. Dann setzte er ein Knie auf den mittleren Rücken seines Gegners, packte dessen Genick mit der rechten und seine Hüfte mit der linken Hand und brach ihn mitten durch. Der Rakshasa brüllte ein letztes Mal, erbrach Blut und starb auf Bhimas Knie.
Vom gräßlichen Todesschrei Vakas angelockt, kam die Familie des Rakshasa mitsamt ihren Dienern heraus. Und Bhima sprach zu den Geängstigten und Verwirrten: „Tötet niemals wieder Menschen. Wenn ihr das tut, werdet ihr wie Vaka sterben.“ Die Rakshasa versprachen es willig: „So sei es.“ Doch die Familie des toten Vaka fürchtete sie sich sehr vor der Macht Bhimas, und sie rannten in alle Richtungen davon.
Seit jenem Tag waren die Rakshasas sehr friedlich mit den Menschen von Ekachakra. Dann legte Bhima den leblosen Körper des Menschenfressers am Stadttor ab und kehrte unbeobachtet heim.
Nachdem Bhima heimgekehrt war, berichtete er Yudhishthira in allen Einzelheiten, was vorgefallen war. Als die Bürger von Ekachakra später den toten, blutbedeckten Körper von Vaka am Boden liegen sahen, standen ihnen beim Anblick des bergesgroßen, schrecklichen und völlig verdrehten Menschenfressers die Haare zu Berge.
… Dann rechneten sie sich aus, wer an der Reihe gewesen war, dem Rakshasa seinen Tribut zu zahlen, begaben sich zum Brahmanen und fragten ihn aus. Wieder und wieder von den Bürgern befragt, antwortete der Brahmane mit der Absicht, die Pandavas geheim zu halten: „Ein gewisser hochbeseelter und in den Mantras gelehrter Brahmane sah mich und meine Familie weinen, nachdem ich ausgewählt worden war, den Tribut zu leisten.
Er fragte mich nach dem Grund, erfuhr somit von der Not der Stadt und versicherte mir mit einem Lächeln: Fürchte dich nicht. Ich werde morgen dem Rakshasa seine Nahrung bringen. - Und so trug er das Essen für Vaka in den Wald. Die Tat, die uns so wohl tut, muß von ihm vollbracht worden sein.“ Da kehrten die Bürger in ihre Häuser zurück, und auch die Pandavas lebten weiter in Ekachakra. …