Mahabharata 1. Buch
Sambhava Parva des Adi Parva 100 -III
Shantanu erzählt seinem Sohn, er hätte gern noch ein Kind
Vaisampayana fuhr fort:
Oh Bharata, als Shantanu dies hörte, fühlte er keine Neigung, dieses Verspechen zu geben, obwohl das Feuer des Verlangens heftig in ihm brannte. Mit liebeskrankem Herzen kehrte er nach Hastinapur heim und dachte die ganze Zeit an die Tochter des Fischers. Zu Hause versank er in trauriges Nachdenken. Eines Tages trat Deva-brata vor seinen kummervollen Vater und fragte ihn: „Jeder Wohlstand ist dein, und alle Anführer verehren dich. Warum bist du so traurig? In Gedanken versunken sprichst du kein Wort mit mir. Du reitest nicht mehr aus.
Du bist bleich und ausgemergelt und hast alle Munterkeit verloren. Ich möchte die Krankheit erfahren, unter der du leidest, so daß ich mich um ein Heilmittel bemühen kann.“ Shantanu antwortete seinem Sohn: „Ja, ich bin schwermütig. Und ich werde dir sagen, warum. Oh du aus der Linie des Bharata, du bist der einzige Nachfahre unserer großen Dynastie. Du widmest dich der Handhabe von Waffen und der Erlangung von Kraft. Doch ich, mein Sohn, denke immer an die Unsicherheit des menschlichen Lebens. Wenn dich eine Gefahr übermannt, oh Kind der Ganga, dann sind wir ohne Sohn. Daher bist du für mich eine Hundertschaft an Söhnen wert. Denn ich möchte mich nicht wieder verheiraten.
Ich wünsche mir nur alles Gute für dich, damit unser Geschlecht weiter währen möge. Die Weisen sagen, wer nur einen Sohn hat, hat keinen Sohn. Opfer vor dem Feuer und Studium der drei Veden hält ewig-währenden Verdienst bereit, das ist wohl wahr. Doch alles das erreicht wohl nicht den sechzehnten Teil vom Verdienst, den man durch die Geburt eines Sohnes bekommt. In dieser Hinsicht gibt es kaum einen Unterschied zwischen Menschen und Tieren. Oh du Weiser, ich habe nicht den Schatten eines Zweifels, daß der Vater eines Sohnes in den Himmel gelangt.
Die Veden, welche die Wurzel der Puranas sind und als Autorität sogar von den Göttern geschätzt werden, enthalten zahllose Beweise dafür. Oh du aus dem Geschlecht des Bharata, du bist ein Held von erregbarem Temperament und übst dich ständig in Waffen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß du auf dem Schlachtfeld getötet wirst. Doch wenn das geschieht, was passiert dann mit der Bharata Dynastie? Dieser Gedanke macht mich so schwermütig. Nun habe ich dir alles erzählt.“