Liebe Mama, lieber Papa

Liebe Agnes,

ich kenne das gefühl...
bin auch lange zeit im dunkeln rumgeirrt, bis ich dann gegen eine Laterne geknallt bin..

habe mal die geschichte zum lesen bekommen.. sie ist wunderbar logisch.. man muss sich erst mal dessen bewusst werden..




Ein Schüler kam einst zu seinem Meister und beklagte sich über die Menschen, die ihn in letzter Zeit beleidigt hatten oder unfreundlich zu ihm waren. "Fast jeden Tag begegnen mir Menschen, über die ich mich aufregen muss, weil sie sich so dämlich verhalten, oder weil sie mich beleidigen oder mich verletzen", klagte er.

Der Meister ging kurz ins Nebenzimmer und kam mit einem Messer und einem Korb voll Kartoffeln zurück, die er dem Schüler überreichte.

"Ich möchte, dass du an alle Personen denkst, die dich in letzter Zeit verletzt oder beleidigt haben. Dann ritzt du mit dem Messer den Namen jeder einzelnen Person auf eine Kartoffel."

Dem Schüler fielen schnell einige Namen ein, und nach kurzer Zeit hatte er mehrere Kartoffeln beschriftet.

"Gut", sagte der Meister. "Hier hast du einen kleinen Sack. Gib deine Kartoffeln da hinein und trage den Sack eine Woche lang überall mit dir. Dann komm wieder zu mir."

Der Schüler tat, wie der Lehrer ihm geheißen hatte. Anfangs empfand er das Tragen des Sackes nicht als besonders schwierig. Aber nach einigen Tagen wurde der Sack immer lästiger; außerdem begannen die angeritzten Kartoffeln zu stinken.

Nach sieben Tagen begab sich der Schüler mit seinem Sack wieder zum Meister.

"Hast du aus dieser Übung etwas gelernt?" fragte dieser.

"Ich denke schon", antwortete der Schüler. "Wenn ich anderen nicht vergebe, trage ich diese Gefühle des Ärgers immer mit mir, genau wie die Kartoffeln. Und irgendwann verfault das Ganze auch noch. Also muss ich die Kartoffeln entfernen, indem ich meinen Mitmenschen vergebe, so wie es alle großen Weltreligionen predigen."

"Gut", sagte der Meister, "du kannst vergeben und so die Kartoffeln loswerden. Überlege bitte, welchen dieser Personen du vergeben kannst, und entferne die entsprechenden Kartoffeln aus deinem Sack."

Der Schüler dachte nach. Die Vorkommnisse, deretwegen er die Kartoffeln in den Sack gegeben hatte, waren alle schon mindestens eine Woche her; und so vergab er allen Personen und entfernte alle Kartoffeln aus dem Sack.

"Ausgezeichnet", sprach der Meister und lächelte. "Dein Sack ist wieder leer. Deshalb möchte ich jetzt, dass du für alle Personen, die dich in der letzten Woche verletzt haben, erneut Kartoffeln beschriftest und in den Sack gibst."

Der Schüler erschrak, denn er erkannte, dass sich so sein Sack schon wieder mit Kartoffeln füllen würde.

"Meister", rief er, "wenn ich so weitermache, werde ich ja immer Kartoffeln im Sack haben!"

"Ganz genau", antwortete der Meister verschmitzt, "solange irgendjemand etwas gegen dich sagt oder gegen dich handelt, wirst du Kartoffeln im Sack haben."

"Aber ich kann doch nicht beeinflussen, was andere sagen oder tun. Was bringt denn die Aufforderung aller Religionen, zu vergeben, wenn wir immer aufs Neue vergeben müssen?"

"Nicht besonders viel, das muss ich zugeben", antwortete der Meister. "Es ist eben die konventionelle Methode, die von den Religionen und Philosophen gepredigt wird. Das Problem ist, dass sie nur an die Kartoffeln denken und nicht an den Sack. Aber wenn die Kartoffeln deine negativen Gefühle sind, was ist dann der Sack?"

Der Schüler überlegte. Schließlich sagte er: "Ich denke, dass der Sack mein Ego, mein Selbst ist. Ohne den Sack gibt es keine Kartoffeln... und ohne mein Ego keine negativen Gefühle."

"Was passiert also, wenn du den Sack loslässt?", fragte der Meister.

"Dann... dann ist das, was die Leute gegen mich sagen oder tun, kein Problem mehr für mich."

"Richtig - und in diesem Fall wirst du niemanden mehr finden, dessen Namen du in eine Kartoffel ritzen könntest. Der traditionelle Weg der Religion und Philosophie betont das Streben nach etwas. Das Dao hingegen bedeutet, nicht zu streben, auch nicht nach der Illusion eines Ego oder eines Selbst. Dann gibt es nämlich nichts mehr, wofür oder wogegen du streben müsstest, sondern du bist eins mit dem Lauf der Welt."

(Kurzfassung einer Geschichte von taoism.net)
 
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Liebe Agnes,

wie hast du denn das erste Mal reagiert? Ich kann mir vorstellen, so wie deine Mutter, dass du total ablehnend dir selbst gegenüber warst, oder?

Ne, Wut bringt auf Dauer nichts, vor allem dir selbst gegenüber. Wenn du irgendwann dahin kommst, dass du nicht mehr auf dich wütend bist, sondern auf deine Eltern, ist das schon der nächste Schritt. Die Wut darfst du dann auch empfinden, und irgendwann koppelst du die Wut von deinen Eltern ab und spürst nur noch die Wut an sich. Vielleicht kannst du versuchen, dahin zu kommen. :liebe1:

lg Annie
Ich war überwältigt von allen möglichen Gefühlen - Angst, Wut, Schmerz, Zuneigung, keine Ahnung, viel zu viel um es klar einzuordnen.

Dass die Wut auf Dauer nix bringt, ist mir schon klar, aber sie ist nun mal da, und ich denke sie war auch längst fällig.

Im Grunde genommen hatte ich gestern abend einfach das Bedürfniss, das alles mal sozusagen in die Welt rauszuschreien.

Ich denke ich bin auf dem richtigen Weg angelangt, es ist wie eine Mauer, die ich durchbrochen habe - vielleicht ist es die, hinter der ich mich so lange versteckt habe.

Ich möchte mich hier bei euch bedanken für die lieben Worte und das Verständnis von euch, und dafür dass ich nicht gleich verurteilt werde!

ganz liebe Grüße
Agnes
 
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Liebe Mama, wie sehr musst du mich gehasst haben, schon damals, als ich noch ein kleines hilfloses Bündel war, dir Nacht für Nacht den Schlaf geraubt habe und auch sonst ständig nur meine Bedürfnisse erfüllt haben wollte.
Liebe Mama, wie sehr musst du ihn gehasst haben, dafür dass er dich nicht gesehen hat, und dafür, dass er mich dir angetan hat.
Liebe Mama, wie sehr musst du uns beide dafür gehasst haben, dass wir dein Leben zerstört haben.

Liebe Mama, du hast es ihm so richtig gezeigt. Du hast mich gelehrt, dass Männer schlecht sind, und dass er der Schlechteste von allen ist.
Lieber Papa, diese Rolle war wohl wie für dich geschneidert, warum wohl sonst hättest du dir diesen Schuh angezogen?
Lieber Papa, warum warst du so hinter deinen Mauern gefangen, warum konntest du nicht mal für mich, dein eigenes Kind aus diesem Gefängnis entfliehen?
Lieber Papa, warum um alles in der Welt hast du mich nicht davor beschützt?
Warum hast du zugelassen, dass sie mich benützt um dir weh zu tun?

Liebe Mama, lieber Papa, warum konntet ihr mich da nicht einfach raushalten?
War es so schwer mich – ein kleines Kind – zu lieben und das Gefühl zu vermitteln gewollt zu sein? Ach ja, ich vergaß, gewollt war ich ja nicht.
Liebe Mama, lieber Papa, warum wart ihr so mit euch selbst beschäftigt, dass ihr weder mich noch euch gegenseitig sehen konntet?
Liebe Mama, warum war dir meine Nähe so zuwider? Warum war ich nur dann brauchbar, wenn du ihm damit schaden konntest?
Liebe Mama, war ich denn so ein scheußliches Kind, dass du mich nicht ertragen konntest?
Lieber Papa, war ich es denn nicht wert, dass du deine Ängste überwindest – was hätte so ein kleines Kind dir denn schon antun können???
Liebe Mama, warum konntest du nicht einfach eine liebe Mama sein?
Lieber Papa, warum konntest du nicht einfach ein lieber Papa sein?

Liebe Mama, ich bin so wütend auf dich, denn du hast mir nicht nur den Vater sondern auch die ganze Kindheit genommen.
Lieber Papa, ich bin so wütend auf dich, denn du hast nur zugesehen, so als ob du nichts ändern hättest können.
Liebe Mama, lieber Papa, ich bin so wütend auf euch beide, denn dieses Bündel trage ich noch heute mit mir, schleppe es von einer Beziehung in die Nächste, kann mit Zuwendung bis heute nicht umgehen, tappe immer wieder in dieselbe Falle.

Liebe Mama, lieber Papa ich kann euch das nicht verzeihen.
Nicht jetzt und vielleicht niemals.

... auch kleine Kinder werden groß!
Liebe Agnes ich möchte gar nicht große Worte hier niederschreiben!
Möchte Dir für die Zukunft alles Liebe, Glück, Gesundheit und Geborgenheit wünschen. Mögest Du die wahre erfüllte Liebe finden!

Liebe Grüße
Mona-Lisa:liebe1:
 
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