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Mahuna
Guest
Romantik ist schmerzbeladene Naivität.
Realistisch betrachtet sieht es so aus.
Doch WAS verbindet sich mit dem Begriff der Romantik, der mit dem aktuellen 'Zeitgeist' in seiner ursprünglichen Bedeutung so gut wie nichts mehr gemein hat?
Romantik:' zunächst ein engl. Schimpfwort, mit dem während der Aufklärung alles, was dem nüchternen Zeitgeist, dem Rationalismus widersprach, abgetan und lächerlich gemacht wurde. Er bezog sich auf eine bestimmte, schwärmerische Roman Art, die 'romant' hiess. Die positive Aufwertung setzte in Deutschland Mitte des 18. Jh. ein... ' (Kulturvergleichendes Lexikon - G. von Frankenberg)
Um es kurz zu machen, zwei der bedeutensten Vertreter dieser neuen literarischen Strömung, die die seelisch-geistigen Prozesse in den Vordergrund stellte - Novalis und Schlegel - bestimmten den Namen für diese lit. Gattung und entschieden sich für 'Romantik' und gegen 'Transzendental' was auch zur Wahl stand. Ihr philosophisches Pendant war der (deutsche) Idealismus.
Heute wird Romantik wieder abgewertet, als 'schmerzbeladene Naivität', denn zum Rationalismus ist nun der Materialismus dazugekommen, und gemeinsam haben sie es fast geschafft die 'Transzendenz' abzuschaffen, und somit Geist, Seele und das Göttliche, die Seelengemeinschaft und die ewige Liebe. Der Mensch wurde darüber aufgeklärt, dass er ein verstandesbegabtes Säugetier ist, welches mit dem Sterben des Gehirns ausgelöscht wird. Eine derartige naive Annahme hat es seit Urbeginn der Menschheit nicht gegeben - denn nichts geht verloren, es verwandelt sich nur - der Körper zerfällt (Erde zu Erde) und das Bewusstsein geht ein in einen anderen, seinen ureigenen Aggregatszustand ein - den Äther.
Was allen Romantikern gemein ist - sie leiden seelisch unter der auf Erden nicht vollziehbaren 'ewigen Liebe' deren Symbol die 'Blaue Blume' von Novalis ist.
Werther, Liebender aus dem romantischen Roman von Goethe, begeht Suizid, weil seine Angebetete verheiratet ist und somit unerreichbar für ihn.
Doch die Romantiker nahmen es ernst mit ihrer Liebe, nicht nur in ihrer Poesie:
Novalis: Künstlername des Freiherrn von Hardenberg (1772-1801), Dichter, der die Romantik einleitete. Der Tod seiner Verlobten Sophie 1797 wird zum entscheidenden Ereignis..."das Blütenblatt ist nun in die andere Welt hinübergeweht". Novalis folgte in Gedanken, ja, er datierte sein Tagebuch nach den Tagen seit ihrem Tod und den Hauptinhalt bildet der Entschluss, der Geliebten nachzusterben. 'Ohne meine Sophie bin ich gar nichts, mit ihr alles'. Sie wurde in dieser Mystik zur Sophia un er zum Philosophen: 'Nach innen geht der geheimnisvolle Weg. In UNS oder nirgends ist die Ewigkeit mit ihren Welten, die Vergangenheit und Zukunft. Die Aussenwelt ist die Schattenwelt...' ' so müssen wir Unsterbliche zu werden suchen". Im Gastmahl von Platon vertritt Diotima das Ideal der transzendenten oder romantischen Liebe, welches der ' Dichter des Äthers' , Hölderlin, in seine Dichtung übernommen hat.
C.G. Jung war in diesem Sinne ebenfalls Romantiker - in seinem Individuationsprozess beschreibt er die Vereinigung von Anima und Animus - Geist und Seele - in der chymischen oder himmlischen Hochzeit. Er weist daraufhin, dass unsere irdischen Verliebtheiten , die wir für Liebe halten, nur Projektionen sind und insofern illusionärer Natur. Dennoch finden wir über diesen schmerzhaften irdischen 'Liebes' Prozess schliesslich zur transzendenten ewigen Liebe, die Novalis anstrebte.