Kulturraub

mal zurück zum thema, auch weil ich grad dazu in einem anderen thread was geschrieben habe, und dieses textstück hier gut verwendbar ist.

es wird ja immer gesagt, daß ja schwitzhütten, medizinradrituale, etc. hier bei uns von american-natives durchgeführt wurden/werden.
auch von schamanInnen aus anderen kulturen werden deren traditionelle rituale hier bei uns gemacht, gelehrt.
jedoch daß die meisten von diesen, immer dazu aufgefordert haben, das wir hier unsere eigenen wiederfinden bzw. mit unseren eigenen geistern entwickeln sollen, eigene namen dafür verwenden sollen, fällt zumeist unter den tisch.
das nun leute aber deren rituale einfach übernehmen, darum gehen die meisten diskussionen.
das bedeutet eben auch, nicht dieselben namen, die ja in esokreisen zugkräftig sind für die große kohle, zu verwenden. sei das nun "schwitzhütte", "medizinrad" oder dergleichen.
denn das ist es, was man als kulturraub bezeichnet.
diese diskussion hat sich ja aus dem schamanischen unterforum entwickelt, und aus der schamanischen perspektive seh ich das auch.
was bedeutet, daß ich davon ausgehe, daß diejenigen, die sich "schamanIn" nennen, ja wohl kontakt zur geisterwelt haben. und sich dort sehr gut rat holen können, unterstützung, um rituale zu entwickeln, um aussagekräftige namen für diese rituale zu finden.
schließlich haben sie ja - weil "schamanIn" - einen engen kontakt zur geisterwelt, oder?
wenn dann doch von solchen menschen gängige und vor allem zugkräftige namen für rituale verwendet werden - s.o. "medizinrad", "schwitzhütte" - dann gibts nur zwei möglichkeiten.
zum einen - sie haben nullo kontakt zur geisterwelt und sind bloße plagiatoren und haben somit gar nicht die möglichkeit, da was zu entwickeln.
zum anderen - sie sind einfach geschäftstüchtig und wollen bereits gut bekanntes verwenden, um damit zu verdienen. egal, ob das andere gut finden oder nicht. womit sich natürlich auch die frage stellt, wie groß denn wirklich der so oft betonte "respekt" vor anderen traditionen und menschen ist.

lucia
 
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komm mir zwar schon fast blöd vor, weil ich heute irgendwie fast nur zustimmen kann, aber genial :D

lg, frosch :blume:
 
Es gibt noch eine dritte Möglichkeit: den Geistern ist es egal, welche Wörter wir verwenden. Sie übermitteln das Ritual, aber keinen Namen dazu.
Eine Vierte Möglichkeit ist es, sie übermitteln ein indianisches Ritual inkl. Namen.

Vielleicht kennen die Spirits ja noch ein paar mehr Möglichkeiten. Nur, weil wir Menschen zu beschränkt sind, uns vorstellen zu können, was alles möglich ist, heisst das noch lange nicht, dass sich die Geister an unsere Denkbarrieren auch halten. Das ist es doch gerade, was den Schamanismus ausmacht.
Die Spirits halten sich nicht an die Gesetze und Richtlinien, die von Menschen geschaffen wurden.
 
Es gibt noch eine dritte Möglichkeit: den Geistern ist es egal, welche Wörter wir verwenden. Sie übermitteln das Ritual, aber keinen Namen dazu.
Eine Vierte Möglichkeit ist es, sie übermitteln ein indianisches Ritual inkl. Namen.

Vielleicht kennen die Spirits ja noch ein paar mehr Möglichkeiten. Nur, weil wir Menschen zu beschränkt sind, uns vorstellen zu können, was alles möglich ist, heisst das noch lange nicht, dass sich die Geister an unsere Denkbarrieren auch halten. Das ist es doch gerade, was den Schamanismus ausmacht.
Die Spirits halten sich nicht an die Gesetze und Richtlinien, die von Menschen geschaffen wurden.

ahorn - deswegen haben wir die möglichkeit zu fragen, wie man das nennen könnte. sie sind nunmal ratgeber.
und tatsächlich kann man - wenn eh schon weiß, das es menschen gibt, die nicht wollen, daß man ihre rituale und ihre benennungen dafür verwendet - die geister fragen. und dies ist in meinen überlegungen mit eingeschloßen.
von daher bleibts bei den zwei möglichkeiten.

lucia
 
Ich finde auch das Lucia den Sachverhalt recht gut darstellt.
Wir bezeichnen auf unserer Homepage das gemeinsame Schwitzritual auch als Schwitzhütte bzw. Erdhütte - weisen jedoch darauf hin das dieses Ritual eben nicht nur von "indianischen Menschen" durchgeführt wird/wurde.


Hier ein - wie ich hoffe erlaubter Link - zu einer sehr interessanten Seite zu diesem Thema in Irland:

http://www.irishmegaliths.org.uk/sweathouses.htm

Ebeso weiß ich von unserer Alamannengruppe hier in Vorarlberg das es auch bei den Germanen, Kelten und anderen indigenen Volksstämmen unserer Region solche gemeinsamen Schwitzrituale gegeben hat.

Auch die Möglichkeit das die Geister eigene Anweisungen samt Namen für das Ritual durchgeben habe ich schon erlebt. Die Seite dazu kann ich leider nicht verlinken, da diese einige kommerzielle Inhalte hat.
Bei Googel kann aber einfach Drachenhöhle+Antara Reimann eingegeben werden, dann kommt ihr auf die Seite und dort gibt es dann auch die Erzählung zur Entstehung samt Bilder zur Drachenhöhle.

Jedenfalls ist es ein sehr sensibles und wichtiges Thema.

Grüaßle,
FayInanna
 
ahorn - deswegen haben wir die möglichkeit zu fragen, wie man das nennen könnte. sie sind nunmal ratgeber.
und tatsächlich kann man - wenn eh schon weiß, das es menschen gibt, die nicht wollen, daß man ihre rituale und ihre benennungen dafür verwendet - die geister fragen. und dies ist in meinen überlegungen mit eingeschloßen.
von daher bleibts bei den zwei möglichkeiten.

lucia

Genau, und wenn man sie fragt, sie einem sagen, dass man das Ritual in einer bestimmten Form machen soll - egal, was irgendwelche Menschen dazu meinen, dann sollte man ja wohl eher darauf hören, was die Spirits sagen, als darauf, was der allgemeinen (menschlichen) Meinung entspricht.
Woher möchtest Du denn wissen, was die Spirits anderen Menschen nahegelegt haben? Kennst Du alle Verbündeten aller Schamanisierenden Menschen in unserer Region? Und selbst, wenn Du sie kennen würdest, glaubst Du, dass sie Dir verraten, was sie wollen, was welcher Mensch für sie/mit ihnen tut?
 
Die Spirits werden selbstverständlich einem aus Wanne-Eickel Rituale für Menschen aus Wanne-Eickel und Umgebung auftragen, die normalerweise von Menschen mit anderem Kulturhintergrund einen Sinn machen...
is doch vollkommen loggisch...
Die Spirits müss(t)en verrückt sein.
Allein schon die Tatsache, daß sich Worte aus dem z.B. indianischen nicht 1:1 übersetzen lassen, bringt Verwirrung.


Sage
 
Die Spirits werden selbstverständlich einem aus Wanne-Eickel Rituale für Menschen aus Wanne-Eickel und Umgebung auftragen, die normalerweise von Menschen mit anderem Kulturhintergrund einen Sinn machen...
is doch vollkommen loggisch...
Die Spirits müss(t)en verrückt sein.
Allein schon die Tatsache, daß sich Worte aus dem z.B. indianischen nicht 1:1 übersetzen lassen, bringt Verwirrung.


Sage

Ich glaube ja auch nicht, dass jeder Europäer berechtigt ist, solche Rituale zu machen. Aber das heisst nicht, dass es nicht auch Ausnahmen geben kann - woher sollen wir das wissen?
Und nur, weil es Menschen gibt, die sagen: "Das kann und darf nicht sein!", heisst das nun wirklich nicht, dass sich die Spirits daran halten, was diese Menschen sagen. Warum sollten sie sich an menschlichem begrenztem Denken orientieren?
 
nein, ich kenne nicht alle.
nur ist es wohl eher nicht so, daß bei uns ein geist auftaucht, der sich wakan-tanka oder ähnlich "indianisch" nennt. und ergo dessen muß man beim ritual diesen wohl kaum anrufen. das zum "Ritual in einer bestimmten Form machen soll"
allerdings gehe ich davon aus, wenn so großartig von "respekt gegenüber anderen völkern" rumgenölt wird, daß dieser dann zumindest soweit vorhanden ist, das man mit seinen eigenen geistern das auspalavert, denen klar macht, warum man einen eigenen namen für die sache will und die da auch mitmachen.
tun sie witzigerweise bei den leuten, die ich als ernsthaft arbeitend kenne nämlich schon.
denn die geister hier haben auch schon mit unseren vorfahren zusammen gearbeitet - und auch die kannten - wie nana schon schreibt - schwitzrituale.
und weil das thema auch in einem anderen forum war, aufgrund der debatte hier ausgelöst, klau ich von dort mal einen link - (zu den stillen mitlesern winkt) - weils doch tatsächlich bei uns sogar noch bekannt ist - die sauna! ist wohl nur nicht exotisch genug, gelle.
auch hat dort jemand einen textausschnitt von herodot gepostet, den ich hier nicht vorenthalten möchte:
"Es wächst nämlich in ihrem Lande Hanf, welcher dem Linnen ganz ähnlich ist, mit Ausnahme der Dicke und Größe, worin dasselbe der Hanf bei weitem übertrifft; es wächst derselbe teils von selbst, teils wird er gesät, und verfertigen sich daraus die Thrakier sogar Kleider, welche den linnenen ganz ähnlich sind [...]
Von diesem Hanf nehmen nun die Skythen den Samen und schlüpfen dann unter die Decken; hernach werfen sie den Samen auf die durch Feuer glühenden Steine. Der hingeworfene Samen fängt an zu rauchen und verbreitet einen solchen Dampf, dass kein hellenisches Schwitzbad darüber gehen dürfte. Die Skythen aber brüllen vor Freude über ein solches Schwitzbad."

Herodot 4, 73 - 75, zitiert nach Bähr, Chr. (Hg.): Herodot, 9 Bücher zur Geschichte. Köln 1898.


also - es gibt hier bei uns die möglichkeit, die geister nach diesen dingen zu befragen. für die, die das können.

und zum thema kulturraub noch ein artikel von meiner seite - kopier ihn rein, wegen linkverbot.
Schamanen arbeiten immer in ihrem kulturellen Kontext, logischerweise, ist ja ihr Ursprung - d.h. ein Sioux wird im Kontext seiner Kultur schamanisieren, ein Irokese im Kontext seiner Kultur, ein Bön-Schamane wird tibetischen Buddhismus als Grundlage haben, etc.
Jede dieser Kulturen hat ihren ureigenen Umgang mit Tieren, Pflanzen, mit allem. Sich an irgendwelche Glaubensbilder einer anderen Kultur zu halten, bringt nichts - auf jedenfall solange nicht, wie man sich nicht mit dieser Kultur auseinandergesetzt hat - und das meint nicht, ein paar Bücher über die Sache gelesen zu haben, sondern in diesem kulturellem Umfeld lange Zeit zu leben - ansonsten hat man weder die Symbolik noch die Denkweise auch nur ansatzweise kapiert, geschweige denn verinnerlicht.
Selbst Menschen, die jahrzehntelang in einer fremden Kultur gelebt haben, fehlen oft viele Zugänge, aus dem einfachen Grund, das sie dort nicht aufgewachsen sind, und wir eben die meisten Sachen im Kindesalter, oft unbewußt, erlernen.
Von daher bringen weder Bücher, die etwas über die Bedeutung von Tieren erklären, noch die Tabus bzw. Verhaltensregeln aus anderen Kulturen uns etwas. Was wir von anderen Kulturen lernen können, sind die Techniken, wie wir uns mit der Anderen Wirklichkeit in Verbindung setzen können, weil unsere schon lang verschütt gegangen sind.
Mit den Techniken finden wir wieder unseren eigenen Zugang, und haben dann die Möglichkeit mit Hilfe von Verbündeten /(Krafttiere, Kraftplanzen, Ahnen, etc.) zu arbeiten und einen eigenen Zugang zu diesen Welten zu erhalten, der ev. sogar dem ähneln mag, den unsere Vorfahren hatten, bevor diese Sicht der Dinge ausgelöscht wurde.
lucia
 
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Die Sache mit den Geistern ist ein guter Punkt. Wer mit Geistern arbeitet, weiß, daß die eigentlich nicht wirklich geizig sind, mit Ratschlägen und Hinweisen zu Ritualen. Drum frag ich mich schon, wieso in der "Szene" (öhem) da weniger eigene Sachen als von Indianern geklaute rumwuseln. Wäre man böse, könnte man freilich meinen, weil es sich schlechter verkauft.

ciao, :blume: Delphinium
 
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