Guten Morgen,
wie so viele Menschen im Moment, Covid hat mich doch noch erwischt und so habe ich anderthalb Wochen fast nur geschlafen. Jetzt geht es mir wieder gut
Ich an Deiner Stelle würde mich eher mal fragen, warum Du Deinem Gefühl nicht vertrauen möchtest und es hinterfragst...
Ja, das ist tatsächlich das große Problem. Es hat mit meiner Kindheit und Jugend zu tun, dass ich regelrecht Angst davor habe und oft ablehne, was ich, vor allem in Bezug auf nahestehende Menschen, fühle oder wahrnehme. Egal, wie berechtigt es ist, dass ich mich beispielsweise schlecht mit einem Verhalten fühle. Ich habe oft das Gefühl, dass es mir nicht zusteht, zu be - oder gar zu verurteilen, warum sie sich so und nicht anders verhalten.
Es ist nicht angenehm wenn das innere Gefühl etwas sagt, was das Gegenüber abstreitet. Man will ja wirklich niemandem etwas unterstellen... Man könnte sich ja doch irren...
Und da gibt es meist einen Grund der mit Ängsten zu tun hat.
Genau das ist häufig mein Gefühl, dass das Gegenüber nicht einfach " böse " ist, sondern eigene Geschichten hinter einem Verhalten stecken. Schon so, als ich 15, 16 Jahre alt war, habe ich so vieles erklärt und entschuldigt und/ oder zu verstehen versucht. Ich empfinde das tatsächlich so, aber Jahrzehnte später muss ich auch sagen, dass ich zu viel hingenommen und mir selber geschadet habe.
Auf der anderen Seite hatte ich vor Jahren eine sehr krasse Begegnung mit einem Mann. Das volle Programm - schon vorher das sichere Gefühl, dass da etwas lange auf mich gewartet hat. Während ich damit beschäftigt war, mich zu fragen, was das für ein komisches Gefühl, für eine Energie ... ist, und ich ihn noch gar nicht richtig gesehen hatte, traf mich blitzartig das - das ist er, da ist was. Es dauerte, bis sich aus meinem Unterbewussten hochquälte, dass wir in jungen Jahren kurz miteinander zu tun hatten ich ihn damals widerwilligst anziehend fand. Und schon war ich, wie damals, innerlich und äußerlich, auf der Flucht, landete schließlich doch neben ihm und spürte deutlich ein Brennen an meinem Arm. Das gab mir den Rest und so machte ich einen großen Bogen um ihn, auch, als er mir ein paar Tage später und später vereinzelt über den Weg lief.
Mir ist so etwas nur dieses eine Mal passiert und ich wollte bloß nichts in etwas hinein interpretieren, wo objektiv betrachtet gar nichts war. Ich würde nicht mal davon ausgehen, dass der Mann mich wahrgenommen hat. Dass ich so viel und so heftig empfinden kann, spielte allerdings eine Rolle dabei, den letzten Schritt aus einer langjährigen, konfliktiven Beziehung zu machen. Über die Jahre blieb ich immer mal wieder an dieser Erfahrung hängen und kam so Ängsten, Glaubenssätzen ... auf die Spur. Und zuletzt hat sie, und das ist dann doch magisch, dazu beigetragen, dass ich Zusammenhänge in meinem Leben sehen und begreifen konnte, die mich immer wieder in Wiederholungsschleifen führten. Auch beruflich und in mir selber.
Insofern ist es eine der wichtigsten Begegnungen oder Erfahrungen in meinem Leben. Es ist faszinierend, dass der Mensch, ohne es zu ahnen, so viel zu meiner Klarheit und inneren Stabilität beigetragen hat, aber es macht tatsächlich Sinn.
Nicht nur, aber auch deshalb glaube ich, dass solche Begegnungen selten etwas mit realer romantischer oder auch nur gegenseitiger Anziehung zu tun haben. Um auf meine Wahrnehmung zurückzukommen, ich denke, da sollte man schon kritisch hinterfragen, bevor man sich in Wunschdenken verrennt.
Ist es Dir zB schon mal passiert, dass Du Dich umgedreht hast, weil du gespürt hast, dass Jemand hinter Dir zu nahe gekommen ist und somit in Deine Aura eingedrungen ist?
Ehrlich gesagt, nein. Nicht, das ich wüsste jedenfalls.
Obwohl mir noch viel durch den Kopf geht, muss ich erst einmal zur Arbeit und wünsche euch allen ein schönes Wochenende.
