Keiner kann anders, als (wie) er ist .... über Freiheit und Bedingtheit des Willens!

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Freie und unfreie Entscheidungen

Hier also könnte der Schlüssel liegen zur Frage, warum wir eine Art von Entscheidung als bedingt und die andere als frei beurteilen, obgleich beide auf gleichermaßen deterministischen neuronalen Prozessen beruhen. Offenbar ist es die Natur der Variablen und die Art ihrer Verhandlung. Wir beurteilen Entscheidungen als frei, die auf der bewußten Abwägung von Variablen gründen, also auf der rationalen Verhandlung von bewußtseinsfähigen Inhalten. Entscheidungen, die sich auf diese Weise vollziehen, werden uns voll zugerechnet. Geprüft wird allenfalls, ob die Person zum Zeitpunkt der Abwägung in der Lage war, sich die relevanten Variablen bewußt zu machen und diese bei ungetrübtem Bewußtsein zu verhandeln. Diese Position schreibt dem Bewußtsein eine letztinstanzliche Funktion zu, oder anders, sie setzt die verantwortliche Person mit ihrem Bewußtsein gleich. Sie definiert jenen Anteil am Entscheidungsprozess als „frei“, dessen sich die Person bewußt ist. Diese Interpretation ist nachvollziehbar, denn die Selbst- und Fremdwahrnehmung suggeriert genau dies. Alles, was wir von anderen als Handlungsbegründung erfahren können, ist, was ihnen davon bewußt wird und mitgeteilt werden kann. Dem handelnden Subjekt geht es nicht anders. Auch dieses wird sich nur der bewußten Motive gewahr, und da sie die seinen sind, empfindet es sich als für sie verantwortlich. Das Subjekt erfährt sich zu Recht als Urheber der Entscheidung, die es getroffen hat. Wer sonst käme in Frage?


Ich habe nochmal etwas aus dem Bezugsartikel von Prof. Singer herausgefiltert einhergehend mit der Frage, die dort im Anschluß steht

das Subjekt erfährt sich zu Recht als Urheber der Entscheidung. Wer sonst käme in Frage?

und möchte dort einhaken.


Plausible Antwort

Es ist möglich, einer Person Handlungsanweisungen aufzugeben, ohne daß sie sich dieser bewußt wird. Führt die Person die Handlung aus und soll sich dann zu der Aktion erklären, so gibt sie zumeist eine plausible, rational wohl begründete Antwort im intentionalen Format „weil ich dies oder jenes wollte“. Die angeführten Gründe sind in solchen Fällen naturgemäß unzutreffend und konnten erst nach der Handlung erfunden werden. Dennoch ist die handelnde Person von der Richtigkeit und der verursachenden Natur der angegebenen Gründe überzeugt und schreibt sich die Handlung als gewollte zu. Es scheint, als sei das Gehirn darauf angelegt, Kongruenz zwischen den im Bewußtsein vorhandenen Argumenten und den aktuellen Handlungen bzw. Entscheidungen herzustellen. Gelingt das nicht, weil im Bewußtsein gerade nicht die passenden Argumente aufscheinen, dann werden sie um der Kohärenz willen ad hoc erfunden. Und niemand weiß anzugeben, wie hoch bei den alltäglichen, selbst „verantworteten“ Entscheidungen dieser fiktive Anteil ist.


Er sagt mehrfach --->

Es gibt also nachvollziehbare Gründe, warum wir zwischen unbewußten und bewußten Abwägungsprozessen unterscheiden und letztere als unserem freien Willen unterworfen wahrnehmen, auch wenn in beiden Fällen der Entscheidungsprozess selbst auf deterministischen neuronalen Prozessen beruht. Wenn aber alle Entscheidungen auf gleichermaßen bedingten neuronalen Prozessen beruhen, warum hat dann die Evolution überhaupt Gehirne herausgebildet, die über zwei Entscheidungsebenen verfügen?


Keiner kann anders, als er ist


Geht ihr konform mit dieser rein mechanistischen Weltsicht, welche impliziert, daß sämtliche (unbewusste und auch bewusste Entscheidungen s.o.) auf rein deterministisch neuronalen Prozessen beruhen und wir im Nachgang lediglich das Gefühl vermittelt bekommen, daß diese auf einer freien rationalen Entscheidung beruhten, dies um des Herstellens einer Kongruenz zwischen den bewußten Argumenten und den anstehenden oder vollzogenen Handlungen wegen? Oder im Zweifelsfalle sogar der Kohärenz wegen diese "rationalen Argumente" ad hoc erfunden werden. (Was sagt das alles über uns aus?)

Oder was wäre alternativ die Instanz, welche hinter dieser Mechanistik wirkte?



Im weiteren Verlauf würde ich gerne noch auf die Vernetzung zu sprechen kommen, also nicht nur das Netz der Persönlichkeit, das Neuronennetz, sondern die Vernetzung der Menschen, Wesen etc. untereinander und dem, was dies nun wieder für einen möglichen freien Willen an Bedeutung oder auch an Gegenbedeutung haben mag.

Dies aber erst im weiteren Verlauf, sofern es Mitstreiter gibt, die sich dieser Thematik gerne nähern und mitwirken möchten.

:morgen:
 
Na ihrsens,

wollt ihr euch erst einlesen, oder kein Interesse an der Thematik? mh ...

:morgen:


wie auch immer, gab gerade eine Sendung zur Manipulation beim Einkaufen, ist schon heftig, wie leicht sich die Probanden auf genau die Fährte locken liessen, die für sie vorgesehen war und genau das kauften, was auch im Einkaufswagen des Testers zugegen war, ja ja.

Die Freiheit all das zu tun, wonach einem gerade ist, ne? *lol

Oder anders ausgedrückt, die Erklärungen hinterher müssen nur stimmen, dann klappts auch mit der Freiheit.

chr chr ...

:D
 
hallo,

also ich denke ja, dass wie nur eine bestimmte anordnung von atomen und
molekühlen in einem bestimmten system(lebewesen) leben ermöglicht,
auch nur eine bestimmte struktur(gehirn) in der lage ist, ein Ich zu erzeugen,
unser bewusstsein ist dieses ich und wird vom gehirn "gebildet", nimmt aber irgendwann
auch selber einfluss auf die gehirnbildung.

circeL
 
Na ihrsens,

wollt ihr euch erst einlesen, oder kein Interesse an der Thematik? mh ...

:morgen:


wie auch immer, gab gerade eine Sendung zur Manipulation beim Einkaufen, ist schon heftig, wie leicht sich die Probanden auf genau die Fährte locken liessen, die für sie vorgesehen war und genau das kauften, was auch im Einkaufswagen des Testers zugegen war, ja ja.

Die Freiheit all das zu tun, wonach einem gerade ist, ne? *lol

Oder anders ausgedrückt, die Erklärungen hinterher müssen nur stimmen, dann klappts auch mit der Freiheit.

chr chr ...

:D

Ok.


Ich kaufe kein Schweinefleisch, keine Produkte, in denen Zucker ist und keine herkömmlichen Milchprodukte.

So, und nun bist du dran *chrchrchr. :)
 
Also nach meinem Empfinden war ich hier schon ganz schön viel dran und da steht eine Menge.

Auf das Einkaufen wollte ich es wirklich nicht beschränken, passte nur grad ein bißchen zur Thematik, jedoch die vorherigen Beiträge sind es, um die es i.d.H. geht.
 
Also ich habe den offenen Brief gestern nochmal in Gänze gelesen und ich bin wirklich sehr angetan vom Inhalt:


Hirnforscher wie Sie sind seit einigen Jahren dabei, ohne Not dieses mühsam erarbeitete, bis heute allerdings immer noch nicht ausreichend sicher verankerte Selbstbewusstsein infrage zu stellen, wenn Sie nunmehr das Rad zurück zudrehen suchen und statt wie weiland 'transzendenten' Wesenheiten diesmal dem Gehirn zuschreiben 'eigentlich' zu tun, was wir tun. Hirnforschung dieser Art und Güte brächte uns lediglich vom 'Allmächtigen' auf's Gehirn, das alles macht.


DER SCHADEN IST IMMENS!

Sie geben als erstes wesentliche kulturelle Differenzierungen auf: geistige Leistungen zu - 'konstruktiven'... - Hirnleistungen bzw. zu Konstrukten des Gehirns zu erklären bedeutet, sie mit dabei feststellbaren neuronalen Prozessen zu identifizieren, wie sie auch bei Wahrnehmungen und der Wahrnehmungsverarbeitung sowie allen weiteren über das Zentrale Nervensystem vermittelten innerorganismischen Selbstregulationsvorgängen festzustellen sind.


Am besten ist dies hier:

Neurophysiologen tun damit etwas, was bisher m. W. noch niemandem sonst eingefallen ist: ein Muskelphysiologe müsste nach demselben Prinzip das Drohen mit der Faust auf die Kontraktionen der Muskeln 'zurückführen', die dafür nötig sind, und überdies behaupten, Arm und Hand seien in ihrer Bewegung durch genau diese auch 'festgelegt'.


:D
 
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Die Experimente von Benjamin Libet sind es, welche in der Folge einige Wellen geschlagen haben. Wer sie nachlesen möchte, bitte den beigefügten Link betätigen.


Das Ich und sein Gehirn

Welches Konzept von der Freiheit des Willens liegt den Schlussfolgerungen BenjaminLibets zugrunde? Das zeigt sich besonders an Stellen wie dieser bereits oben zitierten:

[T]he brain evidently `decides' to initiate or, at least, prepare to initiate
the act at a time before there is any reportable subjective awareness that
such a decision has taken place (Libet et al., 1983, 640).

Trotz der vorsichtshalber gesetzten Anführungsstriche sieht das Bild folgendermaßen
aus: Das Gehirn entscheidet, wir werden uns dieser Entscheidung erst im Nachhinein
bewusst. Es scheint, als seien wir in zwei Teile gespalten: einmal unser Gehirn
als unbewusste Entscheidungsinstanz, und einmal der bewusstseinsbegabte Teil, der
diese Entscheidungen wahrnimmt. Das ist beängstigend: Wir werden von unserem
eigenen Gehirn kontrolliert! Wie können wir aber für unser Handeln verantwortlich
sein, wenn alle Entscheidungen bereits gefallen sind, bevor wir uns ihrer bewusst
werden? Es scheint als wäre die bewusste Entscheidung nur eine wirkungslose Begleiterscheinung
der tatsächlichen Entscheidung im Gehirn. Da tröstet es wenig, das
40 Magisterarbeit Philosophie { Florian Markowetz { 31. Mai 2002
es unser eigenes Gehirn ist und keine fremde Macht, die uns fernsteuert.

Auch Roth (2001) malt das Bild dieses Kontrollverlustes aus:
Wenn immer es um die Frage geht, was wir als nächstes tun sollen, dann
greift das limbische System auf seine Erfahrungen zurück, die im emotionalen,
deklarativen und prozeduralen Gedächtnis gespeichert sind. (...)
Ein Sonderfall tritt ein, wenn in neuen, komplexen Situationen das limbische
System nur wenig oder gar keine Vorgaben macht. Dann tritt das
Spiel der Gedankenkräfte auf den Plan. Wir überlegen hin und her,
wägen Argumente ab, bedenken die Konsequenzen möglichen Tuns usw.
(...)

Die Entscheidungsinstanz hört sich dessen [des kognitiven Systems]
Ratschläge an, entscheidet aber eigenständig darüber, was davon in die
Tat umzusetzen ist (Roth, 2001, 448).
Die Lage hat sich hier schon etwas gebessert. Immerhin dürfen wir in unübersichtlichen
Fällen helfend eingreifen. Wir sind also keine hilflosen Sklaven unseres Gehirns,
aber doch Knechte, die sich nur ab und an zu Wort melden dürfen.

Der Liste von bogeyman, die Dennett (1984) zu Beginn von Elbow Room beschreibt, kann man einen weiteren hinzufügen: The Invisible Jailer, The Nefarious Neurosurgeon, The Cosmic Child Whose Dolls We Are und jetzt zusätzlich Das limbische System, desser Berater wir nur sind.

Jeder dieser Fälle steht für eine Situation, in der wir { ohne es zu merken { nicht Herr
unserer Entscheidungen sind. Wir sind in unseren tatsächlichen Möglichkeiten stark
eingeschränkt, vielleicht sogar nur Puppen und Marionetten einer übergeordneten
Macht, die unser Schicksal bestimmt.


Freiheit und Bedingtheit des Willens - Zwischen Neurowissenschaft und Philosophie


Wer ist dieses Wir von dem er spricht, welches wiederum determiniert wird? Und von was, von den Neuronen?

:morgen:
 
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