Zitat:Marx leitet ja erst aus der sozialen Revolution die Errichtung des Sozialismus ab. Deine Argumentation nun reduziert wiederum den Sozialismus zur Prämisse dessen, was die soziale Revolution kennzeichnen soll. Das ist ein Zirkelschluss ohne Aussagekraft. Es wäre wirklich hilfreich, wenn die Kommunisten, bevor sie das nächste Desaster anrichten, glasklar formulieren könnten, wann und wo und unter welchen Bedingungen die wahre sozialistische Revolution beginnen wird. Nachdem sie mit ihren verfrühten Revolutionen eine halbe Welt in den Ruin und unzählige Millionen Menschen in den Tod gestürzt haben, finde ich das eine durchaus angemessene Forderung.
Du meinst, ich will sagen, dass es nur dann eine soziale Revolution war,
wenn anschließend Sozialismus entstanden ist. Es waren schon durch
soziale Mißstände verursachte Aufstände und Revolutionen, aber die wirkliche Revolution ist global. Erst später meinte ein Stalin, dass man "Sozialismus" in einem Land haben kann. Zu den Schandtaten von Stalin, Pol Pot, usw. will ich
nur wiederholen, dass sich jeder als Sozialist bezeichnen kann, genauso
wie z.B: die "Demokratische Republik Kongo" als Demokratie. Umgekehrt hat der Kapitalismus und Imperialismus ja auch nicht gerade für Frieden und Wohlstand gesorgt. Im Gegenteil.
Ich spare mir dabei sogar die These, dass Hitlers System auch kapitalistisch war, wobei er lange Zeit durchaus Unterstützung durch das Kapital gefunden hat. Der NS ist aber nicht kapitalistisch, genauso wie Stalin nicht
sozialistisch ist.
Zitat:Solche Prognosen sind genau spezifiziert durch Zeit, Ort, Mittelwert, Varianzen. All das fehlt bei Marx, und deshalb hat seine Vorraussage noch nicht einmal den Rang einer Prognose. Ihr fehlt die prinzipielle Möglichkeit der Falsifizierbarkeit.
Marx Theorie hat als Anti-These zur existierenden Gesellschaftsordnung
ihre Wirkung entfaltet, und ist weiter aktuell. Im Sinne eines hegelianischen
Verständnis, dass nicht nur das Ergebnis sondern auch seinen Weg dahin
miteinschließt, war sie sehr erfolgreich.Ganz im Sinne von: "Es kommt aber darauf an sie (die Welt) zu verändern". Wie gesagt sind gerade auch in unserem System sozialistische Elemente enthalten. Nun bleibt noch übrig,
der aufhebende Schritt, die Weltrevolution. Marx Theorie bestätigt sich aber
auch schon in ihrer Wirkung als reine Anti-These. Die letzte Bestätigung
wird die Zukunft bringen (oder nicht).
Wird der Kapitalismus anders abgelöst, oder schafft er weltweiten Wohlstand,
oder löscht sich die Menschheit aus, kann die Theorie als falsifiziert gelten.
In heutigem Sinne ist die Theorie vielleicht unwissenschaftlich, weil zwischen Objekt (Revolution) und Subjekt (Revolutionär) nicht getrennt werden kann.
Ich kann nicht einfach nur beobachten, sondern muß auch revolutionär handeln. Aber ich habe hier schon starke Argumente für den Subjektivismus und gegen die "objektive" Wissenschaft gebracht (anderes Thema)
Zitat: Die Lösung dieses Problems könnte darin bestehen, dass eben nicht alles, was nicht sozialistisch ist, automatisch ein Kapitalismus im Sinne Marxens ist. Die Versorgung schwerstbehinderter Kinder ist auch unökonomisch. Ökonomisch wäre es, sie kurzerhand von der nächsten Klippe zu schmeißen, wie es bei den griechischen Barbaren Usus war. Das macht aber keiner, obwohl es mit dem Kapitalismus unvereinbar ist.
Oder man argumentiert, dass es eben nicht stimmt, dass die Ökonomie über allem steht und dass es doch mit dem "Kapitalismus" vereinbar ist, was natürlich den sofortigen Zusammenbruch der marxistischen Theorie nach sich zöge.
Das kapitalistische System befindet sich mit dem Sozialismus aber auch anderen durch Menschen verursachten Handlungsweisen im
Widerspruch. Wie schon mehrfach erwähnt, existiert der reine Kapitalismus,
dank sozialistischer Bestrebungen nicht. Wäre der Mensch ein reiner Homo
economicus, dem Gewinnstreben komplett über Sicherheit, Leben, über Sozialverhalten usw. stehen würde, dann müssten wir anders denken.
Aber die Leute fangen eben an unter bestimmten Bedingungen die Schnauze voll zu haben.
Zitat:Wenn ich nur lang genug warte (im Extremfall eben 150 Jahre oder 1000 Jahre oder 10000 Jahre), dann werde ich immer irgendwo irgendwelche Konstellationen finden können (erst recht in einer Welt mit exponentiell wachsender Bevölkerung), die jede nicht näher eingegrenzte Prophezeiung scheinbar bestätigen. Noch dazu wird ja Marxens Theorie durch die globale Entwicklung keineswegs bestätigt: es gibt noch immer zahlreiche Klassen und es ist auch keine Tendenz erkennbar, dass sich daran etwas ändern wird. Die globale Lebenserwartung ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen trotz AIDS-Pandemie. Das passt schlecht zusammen mit einer unvermeidlichen Zunahme allen Elends.
Ich finde diese Konditionen überall,sogar global, nicht nur irgendwo.
Dass es noch immer Klassen gibt liegt daran, dass sich der Kapitalismus
ja noch in Richtung Höhepunkt entwickelt. Über die Zunahme oder Nichtzunahme des Elends habe ich schon geschrieben unter
den Punkten 1., 2. und 3. (einer der letzten Beiträge)
Zitat: Die einzige Voraussage, die möglicherweise eingetroffen ist (was nach 150 Jahren ebenso ein Zufall sein kann), ist die Konzentration von viel Geld in wenigen Händen. Aber um dieses Problem zu lösen, brauche ich keinen Marxismus und keine Revolution und keinen Bürgerkrieg. Ein modernes Demokratieverständnis, das grundsätzlich jede Machtkonzentration - sei sie nun politischer, militärischer oder ökonomischer Natur - für extrem gefährlich hält, reicht da vollkommen aus.
Demokratie (allgemeines Wahlrecht) war eine Forderung der frühen Sozialisten,
nicht der Kapitalisten. Leider sehen wir einen Demokratieabbau.
Die europäische Verfassung z.B: wurde nicht (in fast allen Ländern) demokratisch angenommen, sondern hintenrum durchgebracht, bzw. versucht.
Da haben die Iren ja was dagegen gehabt

. Wie es gerade aussieht, weiß ich nicht. Der Einfluß des Staates und damit der Bevölkerung durch Wahlen schwindet, weil der Staat alles verkauft. Marionettenpolitiker!