hi diana!
ein wenig redest du von äpfeln und ich von birnen... mir ging es darum, dass jung das selbst - das
selbst, nicht gott und auch nicht ein "höheres selbst", das bei jung nicht vorkommt - nicht als gesamtheit der psyche sieht, sondern als einen von etlichen archetypen. die gesamtheit der psyche heißt einfach psyche.
die archetypen sind auch nicht in der individuellen psyche verankert, sondern zunächst einmal gestaltlose strukturen des kollektiven unbewussten - sie vermitteln sich uns in bildern und symbolen, um der kommunikation zugänglich zu werden. so war nach jung auch das gottesbild der israeliten entlang des archetypen "selbst" konstruiert, ein bild, das über die jahrhunderte aufgeladen und modifiziert wurde ... tut immer gut, einen gott nach eigenem bilde formen zu können ("with god on our side" - auch gorge bush weiß das). wie jung ja auch in einem aufsatz der frühen 1950er die damals grassierende ufo-manie als ausdruck kollektiver projektionen des selbst-archetypus an den himmel interpretierte: der kreis, das mandala, ist eines der symbole des selbst. aber - von ein paar bemerkungen in seiner von ihm autorisierten, von seiner mitarbeiterin aniela jaffé geschriebenen biographie "erinnerungen, gedanken, träume" abgesehen - c. g. jung hat immer nur über die gottes
bilder der menschen geschrieben, und da klarerweise auch über die überschneidungen von archetypen und gottesbildern. über gott selbst hat er höchstens privat spekuliert bzw. sich an einen seiner kindheitsträume erinnert: gott entblößt seinen hintern über dem ulmer münster und scheißt es zu.
die konzeption eines "höheren selbst" entstammt völlig anderen quellen, bezeichnet auch eine andere energetische wirkung als jene eines archetypus, und ich bin einfach so ein korinthenkacker, der wert darauf legt, dass in einer konservendose auch drin sein sollte, was drauf steht. und eine traumdeutung, die das höhere selbst bemüht, kann sich nun mal nicht auf jung berufen. zumal im traum, der diesem thread zugrunde liegt, der "alte mann" durchaus als symbol des selbst genügt... es bringt in meinen augen keinen gewinn an erkenntnis, ihn gleich zum "höheren selbst" zu adeln.
was gott
ist, da halte ich es gern mit bert hellinger und achte ihn (gott, nicht hellinger

dadurch, dass ich die grenze achte, hinter der die spekulation gott auf ein produkt nach den maßen meiner eigenen beschränktheit reduzieren würde. oder ich halte mich unabsichtlich an das zweite gebot: du sollst dir kein bild machen von deinem gott.
alles liebe, jake