Danke für die Blümchen, aber der Dank sollte eigentliche Nala mit ihrer Themenstellung zukommen.
Ich denke, daß gerade die Hürde der Konfession für manchen ein Konflikt darstellt, sich von Engeln begleiten zu lassen. Der Grund liegt einfach darin, daß gerade im Alten Testament die Engel als Sendboten und Vollstrecker des göttlichen Willens eine wichtige Rolle spielen.
Was mir bei den biblischen Engeln auffiel, war der Umstand, daß sie sich so ganz anders darstellen als man dies von Schutzengeln aus dem Volksglauben kennt. Woher kommt also die Vorstellung von einem Schutzengel, der sich als Inbegriff des Guten darstellt und sich jedem Menschen annimmt?
Dazu fallen mir die Engel ein, denen ich einmal in einer alten persischen Religion begegnete. Eine Religion, die schon lange vor der mosaischen Religion entstanden war. In ihr gab es auch schon einen monotheistischen Gott, der sich aufgemacht hatte, um das Böse dieser Welt zu besiegen. Im zur Seite standen Engel, die als Sendboten das Gute zum Menschen tragen sollten.
Ich möchte in diesem Zusammenhang daran erinnern, daß wesentliche Teile der Thora erst nach dem Babylonischen Asyl verfaßt und kanonisiert wurden. Die mosaische Religion verfolgte jedoch mit der Thora ein ganz anderes Ziel, denn hier tritt das Streben zum Guten in den Hintergrund, um die Einigung der jüdischen Stämme zu einer Nation in den Mittelpunkt rücken zu können. Darin liegt dann auch der Grund, warum sich dort die Rolle der Engel veränderte.
Dennoch findet man weder in den alten Religionen Persiens, noch im Judentum oder im Neuen Testament einen Hinweis zu einem Schutzengel. Ich denke, daß dieser Gedanke erst etwas später durch den Einfluß der Römer entstanden ist. Dort gab es nämlich mit Genius einen persönlichen Schutzgeist, der auch mit den Ahnen verbunden war und über das Wohl seines Anvertrauten wachte. Weniger schön an dieser Geschichte war, daß sich Genius nur um das Wohl der Männer kümmerte.
Bemerkenswert an der Geschichte zu den Engeln finde ich, daß sich hier ohne einen großartigen ideologischen Unterbau eine spirituelle Vorstellung über lange Zeit nicht nur erhalten, sondern auch entfalten konnte. Eventuell liegt aber gerade in der Schlichtheit das Geheimnis, den sie bietet jedem Menschen den Raum, um seine Spiritualität entfalten und leben zu können.
Man kann den Gedanken um die Engel also im doppelten Sinne als zeitlos und genial bezeichnen. Ich hoffe, daß nun manchem klar wird, daß Engel niemandem Knecht sein sollten und sich auch über alle Grenzen der Konfessionen hinweg erheben können.
Merlin