Hallo pierreprecieuse,
für mich liest sich alles so, dass er das Ganze aufarbeiten möchte. Er versucht dazu zu stehen. Nur ist das nicht so einfach, weil er Angst hat seine Mutter zu verraten. Ist es noch möglich, muss er sie anzeigen. Damit ein zeichen gesetzt ist nach außen hin: "hier sind Grenzen, mama du hast sie überschritten. Ich dulde sowas nicht mehr länger."
Um dies durchstehen zu können braucht der junge Mann jemanden, der ihn dabei unterstützt. Eine Familienaufstellung würde die Liebe zur Mutter hervorheben und über das, was sie ihm angetan hat, drüber weggehen. Dort würde die Liebe zur Mutter höher hingestellt werden als die Tat, die sie verübt hat. Eine Familienaufstellung halte ich für sehr gefährlich. Wer weiß in welche Richtung das ganze dann erst sich entwickelt.
Dabei ist es genau umgekehrt, und das beschreibst du sehr schön: Er liebt seine Mutter immer noch, obwohl sie ihm dies angetan hat. Ich kenne einen Mann, der, wenn er mal zugibt, dass seine Mutter pädophil ist, dann sagt: "Was ist denn so schlimm dabei, wenn sie es mit meinem Sohn auch so machen. Mir hat es auch nichts ausgemacht. Mit mir haben sie es auch so gemacht." Der kleine Sohn ist heute ca. 2 1/2 Jahre alt.
Er bräuchte einen Therapeuten, egal welchen, zu dem er Vertrauen aufbauen kann und sich später öffnen kann, weil ihm geglaubt wird. Das ist nämlich auch noch so ein Punkt: Das Opfer zweifelt an sich und findet er mal einen Therapeuten, tut er dies auch.
Wir leben heute in einer sehr offenen Zeit und was ich erlebe, da wird der Missbrauch zu dieser Offenheit gezählt, weil wir ja modern sind. Ist das nicht traurig!
lg Pluto