Freunde wertvoller als Familie?

Antje266

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Aurich
Hallo in die Runde,

ich würde gerne einfach mal eure Meinung zu einem Thema hören bzw. interessiert es mich, wie es bei euch so ist. Es geht um Folgendes: meine Mutter liegt im Krankenhaus und hat eine neue Bettnachbarin bekommen. Die Bettnachbarin hatte Besuch und unterhielt sich mit der Besucherin. Alles mitbekommen habe ich nicht, aber man hört schon zwangsweise zu. Jedenfalls meinte sie irgendwann zu ihrer Besucherin, dass man sich seine Familie nicht aussuchen könne, seine Freunde hingegen schon. Freunde seien die Familie, die man sich aussucht und Freunde seien viel wichtiger und wertvoller als die Familie. Über die Aussage war ich geschockt, denn das kann man nicht verallgemeinern. Gleichzeitig habe ich mich gefragt, was die dann wohl für eine Familie hat.

Bei mir ist es nämlich so, dass mir meine Familie über alles geht. Meine Mutter, meine Schwester und ich sind ein Team. Meine Mutter war immer für mich da, egal, was war. Sie war diejenige, die sich gekümmert hat. Ich litt sehr lange unter schweren Depressionen und hatte auch Suizidgedanken. Meine Mutter war für mich da. Freunde hingegen nicht. Als sich mein Verlobter von mir getrennt hat, brach für mich eine Welt zusammen. Meine Mutter hat sie mir neu zusammengesetzt. Sie war da, hat mich getröstet, ist mit mir spazieren gegangen, hat mit mir Gespräche geführt...etc. Das sind jetzt nur kleine Beispiele. Von meiner Mutter wurde ich noch nie im Stich gelassen - von Menschen, die sich meine Freunde schimpften, hingegen schon. Aufgrund meiner psychischen Erkrankung war ich 10 1/2 Wochen in einer psychosomatischen Klinik. Meine angebliche beste Freundin hat es nicht ein einziges Mal geschafft mich zu besuchen. Meine Mutter war jedes Wochenende da, obwohl sie selber krank ist mit unserem damaligen Hund zusammen. Auch angerufen hat meine angeblich beste Freundin nie. Das Band zwischen meiner Mutter, meiner Schwester und mir ist sehr stark. 2019 lag meine Mutter im Koma und ich habe eine Woche durchgeheult. Als es ihr besser ging und sie wieder zuhause war, hat sie meine Schwester und mich beauftragt uns allen ein Armband zu kaufen als Zeichen unserer Verbundenheit. Es sollte drei Mal das Gleiche sein. Mit meiner Mutter und meiner Schwester kann ich über so ziemlich alles reden.

Früher habe ich mich dafür geschämt und mich nie getraut es zuzugeben, aber heute stehe ich dazu und kann sagen, dass ich gar keine Freunde habe. 2011 beendete ich meine letzte Freundschaft, da ich mal wieder enttäuscht wurde. Ich bin Einzelgängerin und lebe zurückgezogen. Trotzdem sind die Türen für Menschen offen. Wer kommen will, kann kommen. Wer nicht will, kommt eben nicht. Nur laufe ich niemandem mehr hinterher. Das habe ich viel zu lange gemacht und musste immer wieder bittere Enttäuschungen einstecken.

Wie ist das bei euch so? Stimmt ihr der Aussage der Mitpatientin meiner Mutter zu und sagt: ohne Freunde geht es gar nicht und Freunde sind die bessere Familie. Oder gehört ihr eher zu denen, die sagen: meine Familie (egal, ob ihr eine eigene Familie gegründet habt oder eure Ursprungsfamilie) geht mir über alles und auf meine Familie ist Verlass. Vielleicht gehört ihr - so wie ich - auch zu den Menschen, die gut alleine zurecht kommen und gar keine Freundschaften brauchen oder haben wollen.

Auf eure Antworten bin ich gespannt.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende.
 
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Ach Antje.... Was machst du hier? Und ist das eine Art Feldforschung?

Reicht kein "mediales" Fernstudium um diese Fragen zu beantworten?
 
Da wie dort sind Menschen am Werk.
Von daher gibts weder DIE Freunde, noch DIE Familie.
Auf beiden Seiten kanns Erfahrungen positiver wie negativer Art geben.
Natürlich kann man sich Familie nicht aussuchen, aber man kann sich aussuchen, wie man mit einzelnen Familienmitgliedern umgeht.

Ich bin mittlerweile ohne Illusionen und verlasse mich auf niemanden mehr....nur mehr auf mich selbst.
 
Auf eure Antworten bin ich gespannt.

Nur mal so eingeworfen: mir fällt auf, dass du zwar Threads eröffnest, Fragen stellst, dich dann aber nie mehr äußerst. Andere lesen deinen Text, machen sich Gedanken, antworten. Und von dir kommt dann nichts mehr.

Mir ging das durch den Kopf, als ich gelesen habe, was Du von deiner besten Freundin geschrieben hast, dass sie sich nicht gemeldet hat. Und ich habe mich gefragt, wie sehr hast du dich bei ihr gemeldet? Warst du ihr eine beste Freundin?
 
Die Bettnachbarin hatte Besuch und unterhielt sich mit der Besucherin. Alles mitbekommen habe ich nicht, aber man hört schon zwangsweise zu. Jedenfalls meinte sie irgendwann zu ihrer Besucherin, dass man sich seine Familie nicht aussuchen könne, seine Freunde hingegen schon. Freunde seien die Familie, die man sich aussucht und Freunde seien viel wichtiger und wertvoller als die Familie. Über die Aussage war ich geschockt, denn das kann man nicht verallgemeinern. Gleichzeitig habe ich mich gefragt, was die dann wohl für eine Familie ha

also wenn ich das gelesen habe stimmt das in allen Punkten,
die Familie sucht man sich nicht aus (ausser wenn von Wiedergeburt und Seelen die Rede ist, dann wohl schon),
die Freunde sucht man sich aus.
wenn ich also mit meiner Familie nicht klar komme, was einfach auch nur Disharmonien darstellen kann, dann suche ich mir Freunde als Ersatz,
nichts ist daran falsch.

warum warst du geschockt?
du hast dir deine Familie als Freund ausgesucht, und hast nichts anderes gemacht, wie die nachbarin sagte.
 
Ich litt sehr lange unter schweren Depressionen und hatte auch Suizidgedanken. Meine Mutter war für mich da.

Liebe Antje

Vor allem das tut mir sehr leid für dich und dein gesamter Eingangsbeitrag lässt mich stark mit dir mitfühlen, ich weiss sehr gut, wie es dir ergangen sein muss und wahrscheinlich noch immer geht. :umarmen:

Ich kann dir nicht versprechen "alles wird gut" weil das etwas ist an dem ich selber auch nicht mehr glaube, auch ist vieles was du beschreibst in deinem Beitrag, so ählich wie das was ich alles erleben musste bezüglich "Familie", nur die Mutter wird durch den treuen Bruder ersetzt.

Da Depressionen alles andere als harmlos sind, musst du mir nicht unbedingt antworten, nur wenn du magst und die Kraft dazu hast, ich wünsche dir, dass du deinem Leben dennoch viel Gutes abgewinnen kannst und die Selbstmordgedanken nicht wiederkehren (habe aktuell auch damit zu kämpfen).

Ob Freunde wertvoller als Familie sind kann ich dir nicht beantworten, weil dies ein komplexes und weitreichendes Thema ist und sich diese Frage nur jeder selber beantworten kann.

Lieben Gruss: Dyo
 
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