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namor
Guest
Hallo,
hier eine Lesenswerte Anleitung zur Meditation, die ich im Netz gefunden habe.
Die Anleitung deckt sich mit den Aussagen in dem von mir zitierten Buch, "Meditieren in der richtigen Haltung". Deutlich wird hier, dass wenn ein Körperteil die vertikale Ausrichtung verlässt, z.B. der Kopf, die Meditation automatisch trüber wird, was logisch ist, da man dadurch gezwungen wird, unwilkürlich bestimmte Muskelgruppen stärker zu beanspruchen, weil der einwirkenden Schwerkraft entgegengearbeitet werden muss, um den Körper weiterhin aufrecht erhalten zu können.
grüße
namor
Meditation
Augenblickliches Gewahrsein - Eine Anleitung zu Meditation
Dieser Text stammt vom dem verstorbenen Ehrwürdigen Gendün Rinpoche:
Beim Sitzen in Meditation ist es sehr wichtig, dass ihr in der richtigen Haltung verweilt, also nicht schief oder krumm sondern gerade sitzt. Die richtige Haltung könnt ihr für euch selber daran erkennen, dass euer Gewahrsein dann sehr klar, leicht und gegenwärtig ist. Der Geist sammelt sich ganz von selbst, ohne jegliche Anstrengung, in seinem eigenen natürlichen Zustand, und dies macht die Meditation sehr leicht und klar. Wenn ihr in der richtigen Haltung verweilt, versiegt der Fluss der Gedanken ganz natürlich. Verweilt einfach in dieser Haltung solange es euch möglich ist und dadurch könnt ihr das natürliche Gewahrsein des Geistes entdecken.
Nach einiger Zeit werdet ihr vielleicht merken, dass der Körper aus der richtigen Haltung in eine falsche wechselt, der Kopf z. B. nach vorne neigt und sich auch die Art der Erfahrung ändert. Der Geist ist nicht mehr so klar wie zuvor, sondern trüber und in sich versunken. Die Qualität der Leichtigkeit und Klarheit sind verloren gegangen. Wenn ihr dies bemerkt, bringt den Körper einfach in die richtige Haltung zurück und schaut auf das augenblickliche Gewahrsein, die sehr frische Qualität des Geistes, wodurch alle Dumpfheit zerschlagen und die richtige Geisteshaltung und Meditation zurück erlangt werden. In diesem augenblicklichen Gewahrsein sieht man nichts als solches, es gibt darin nichts, das vom Geist als etwas gesehen werden könnte. Nichts als solches zu sehen, dies ist die richtige Sichtweise. Versucht einfach in diesem Zustand des Geistes zu verweilen, wo nichts als solches gesehen wird. Durch Meditation erlangt ihr die Qualität der Stabilität, das heißt die Fähigkeit in diesem Zustand zu verweilen, ohne ihn zu verlieren. Seid ihr einmal imstande nicht nur beim Meditieren sondern bei jeder Tätigkeit, die ihr ausführt, diese Qualität des Geistes, gesammelt, sehr gewahr und klar zu sein, ohne wirklich irgendetwas als solches zu sehen, zu bewahren, so habt ihr wahre Meditation erlangt, vollkommene Übung und völlige Gewöhnung. Könnt ihr diesen Zustand des Geistes in jeder Lage aufrecht halten, so bedeutet dies, dass ihr wirklich meditiert und mit der Qualität der Meditation gänzlich vertraut seid. In dieser Weise könnt ihr praktizieren und beides gemeinsam, Sicht wie Meditation, hervorbringen.
Verliert ihr zu überhaupt keinem Zeitpunkt mehr diesen grundlegenden, sehr frischen und ganz natürlichen Zustand des Geistes, dann wird alles, was sich manifestiert, in die Meditation integriert. Dies wird die höchste Sicht genannt. Ihr werdet verschiedene Erfahrungen machen, manchmal sehen, dass der Geist gänzlich leer, sehr leicht und gelöst ist und manchmal die Qualität der Klarheit haben. In dieser Weise wird sich eure Meditation weiter entwickeln. Welche Erfahrung auch im Geist erscheint, ihr solltet nicht daran haften. Wenn ihr zum Beispiel Leerheit in eurem Geist erfahrt, so solltet ihr euch nicht sagen Oh, dies ist Leerheit, dies ist der richtige Zustand des Geistes, und ich sollte versuchen, darin zu verweilen! und so die Erfahrung festhalten. Verfallt nicht diesem Fehler, denn dadurch werdet ihr die Qualität der Erfahrung trüben und verderben. Wenn ihr nicht anhaftet, dann nehmt ihr es einfach wahr, ohne euch sagen zu müssen, dass dies der leere Zustand des Geistes ist. Lasst einfach selbst diese Erfahrung los, haltet sie nicht fest, versucht nicht sie zu bewahren, entspannt euch völlig davon, sie als ein Etwas etablieren zu wollen. Tut ihr dies, so wird sich die Erfahrung im selben Augenblick ihres Erscheinens ganz von selbst befreien, jegliche Art von Schleier, Hindernis oder Trübung im Geist, die mit der Erfahrung verbunden sein mag, wird völlig geklärt. Entwickelt es sich so, dann besteht keine Gefahr, dass ihr eure Praxis behindert oder zudeckt. Anfangs habt ihr nicht die Fähigkeit, lange in der Qualität der Erfahrung zu verweilen; sie wird einfach nach einiger Zeit verschwinden, und dann kommt so etwas wie ein Schleier, der die Erfahrung verhüllt. Hängt man an der Erfahrung, wird die Erfahrung selbst zu einer Hülle, welche die Essenz des Geistes verdeckt. Zuerst ist Erfahrung ein gutes Zeichen, doch dann wird sie selbst zu einem Hindernis. Darum solltet ihr niemals an einer Erfahrung festhalten. Was immer erscheint, haftet nicht daran. Bleibt völlig frei und ungerührt, ohne die Hoffnung zu hegen, dass es bleibt oder in Zukunft wiederkommen wird. Die Erfahrung selbst birgt immer etwas Verhüllendes, Ungeläutertes. Doch wenn ihr frei von Anhaftung bleibt, wird sich die Erfahrung aus sich selbst heraus klären. Ist sie von ihren Schlacken gereinigt, gelangt ihr an das wirkliche Herz, die wahre Essenz des Geistes selbst. Verweilt euer Geist in einem sehr klaren, lebendigen, leeren, leichten und offenen Zustand, so werdet ihr wirklich meditieren. Lasst ihr euch hingegen in einen leeren Zustand hineinziehen, von dem ihr denkt, dass er die Leerheit des Geistes ist, und haltet daran fest, obwohl es eigentlich nichts zum Festhalten gibt, wird diese Vorstellung eine weitere Trübung in den Geist bringen. Ihr mögt dann denken, dass ihr in tiefer Meditation verweilt, doch in Wirklichkeit ist eure Meditation bereits verdorben. Meditiert also nicht in dieser Weise, die falsch ist, sondern haltet diesen sehr leichten und offenen Zustand des Geistes, ohne an Leerheit oder was euch auch immer in der Meditation widerfährt, festzuhalten.
Vielleicht habt ihr ganz aufrichtig den Vorsatz, wirklich gut meditieren zu wollen. Und so entfacht ihr große Anstrengung und gebt euer Bestes, um eine gute Meditation zu haben, legt all eure Energie darein, so dass ihr in der Meditation sehr angespannt seid. Dies könnt ihr in eurem Körper spüren, der immer verspannter wird. Alle Energie des Körpers steigt hoch und sammelt sich oben, was zu einer völligen Erschöpfung der Körperenergie führt. Früher oder später werdet ihr dann völlig müde und erschöpft sein. Diesem Fehler kann man sehr leicht verfallen und ihn noch mit wahrer Meditation verwechseln. Ihr solltet keine Anstrengung, kein Wollen in eure Meditation legen, denn das Willentliche hat nichts mit wahrer Meditation zu tun. Meditiert in sehr sanfter und entspannter Weise. Diesen beschriebenen Fehler nennt man der Körper wird zum Feind der Meditation.
Dann gibt es noch einen weiteren Fehler, wo ihr denkt, dass Meditation zu einer Art blankem Geisteszustand ohne jegliche Gedanken führen sollte und dass im Geist auftauchende Gedanken in der Meditation ein Fehler sind. Und so bemüht ihr euch, überhaupt keine Gedanken zu haben. Da ihr unbedingt alle geistige Aktivität loswerden wollt, werdet ihr eine falsche Stabilität erzeugen, wo der Geist sehr friedlich und stetig scheint und sich überhaupt kein Gedanke mehr regt. Weil ihr unbedingt diesen Zustand halten wollt, werden Körper und Geist ganz angespannt und aufgrund dessen werden verschiedene Erfahrungen auftauchen. Wenn ihr solche Erfahrungen macht, denkt ihr, dass ihr gut und richtig meditiert und weiter so fortfahren sollt, da ihr ja gute Ergebnisse erzielt.
Und so werdet ihr immer angespannter bis es euch schließlich unmöglich ist auch nur einen einzigen Augenblick lang zu meditieren. Macht nicht diesen Fehler, versucht nicht die mentale Aktivität des Geistes zu unterdrücken. Habt ihr diesen blanken Zustand des Geistes ohne Gedanken erzeugt, so wird natürlich dennoch manchmal ein Gedanke auftauchen. Und dann werdet ihr diesen Gedanken als Fehler betrachten, ihn kritisieren und euch über ihn sehr ärgern, und anschließend euch über euch selbst ärgern und euch selber tadeln, und letztlich ganz wütend werden und überhaupt nicht mehr meditieren wollen.
Das richtige Verfahren ist, unmittelbar den Gedanken selbst anzuschauen. Richtet ihr euer Gewahrsein auf den Gedanken und schaut, was er ist, so werdet ihr nichts sehen, denn es gibt nichts als solches zu sehen. Wenn ihr den Gedanken direkt anschaut, verschwindet er einfach, und folglich gibt es auch kein Problem mehr. Dann wird ein neuer Gedanke auftauchen, und ihr verfahrt genauso mit ihm, schaut ihn direkt an, und er verschwindet. So entsteht kein Konflikt zwischen Geist und auftauchenden Gedanken, da es nichts als solches gibt. Wendet diese Art des Schauens auf jeden erscheinenden Gedanken an, dann gibt es kein Hindernis und keine Blockierung in eurer Meditation und ihr könnt für lange Zeit ohne Probleme meditieren.
Einst sagte Gampopa zu einer Gruppe von Mönchen: Heutzutage haben all die großen Meditierer große Probleme in ihrer Meditation, da sie alle eine Meditation ohne Gedanken wollen und jede geistige Regung völlig unterdrücken. Und sie entdecken dabei, dass sie nicht in der Lage sind, dies zu tun, und fühlen sich ganz verzweifelt, weil sie nicht das richtige Mittel finden, mit dem ihre Meditation gelingt. Doch ihre Meditation selbst ist der Fehler. Ihre Praxis ist falsch. Es ist nicht richtig sich zu sagen, dass man keine Gedanken oder geistigen Regungen haben sollte. Richtige Meditation bedeutet nicht, dass man überhaupt keinen Gedanken hat, sondern dass man überhaupt keinen der erscheinenden Gedanken festhält. Bleibt einfach ganz gelassen gegenüber allen Gedankenregungen, denn sie sind die ganz natürliche Aktivität des Geistes. Haftet aber an keinem der geistigen Zustände, führt nicht eine Diskussion mit euch selbst, worin ihr urteilt, dass dies gut und jenes schlecht, dies Meditation und das keine Meditation ist. Wenn ihr alle im Geist auftauchenden Gedanken in dieser Weise behandelt, ist jeder Gedanke imstande sich aus sich selbst heraus zu befreien. Dies wird selbstbefreiter Geist genannt.
Wäre Meditation nur ein Zustand ohne Gedanken, dann würde ein Tisch besser meditieren als ein Mensch. Dies ist natürlich nicht der Fall. Meditation bedeutet nicht, überhaupt keine Gedanken zu haben sondern an überhaupt keinen Gedanken anzuhaften. Dies müsst ihr klar verstehen, denn dies ist der Unterschied zwischen einer Meditation ohne Gedanken und echter Nicht-Meditation. Sobald ihr nicht mehr an den in eurem Geist auftauchenden Gedanken anhaftet, wird Meditation ganz einfach und ausgewogen, da ihr von keinem eurer Geisteszustände mehr abhängig seid. Dann seid ihr fern davon, Gedanken für einen Fehler in eurer Meditation zu halten, und beginnt mehr und mehr die Gedanken zu schätzen und die in ihnen verborgenen guten Eigenschaften zu sehen. Wenn ihr den Gedanken direkt anschaut, werdet ihr die Essenz des Geistes sehen, denn alle im Geist auftauchenden Gedanken sind nichts anderes als der Dharmakaya selbst.
Ihr müsst verstehen, dass Meditation nicht von Meditation abhängt sondern vom Meditierenden selbst. Die Qualität des Meditierenden bestimmt die Qualität der Meditation. Deshalb sollte euch klar sein, wer meditiert, wer es ist, der sagt, dass dies falsch und jenes richtig ist. Sobald ihr des Denkers, des Meditierenden selbst gewahr seid, werdet ihr nicht länger Gedanken für etwas halten, das verschieden oder außerhalb vom Denker selbst ist. Dann trefft ihr den richtigen Punkt, berührt die Essenz, das wirkliche Herz der Meditation.
Darin liegt der Unterschied zwischen wirklicher Meditation, wo man keine Anhaftung an Gedanken hat, und falscher Meditation, wo man Gedanken unterdrückt. Dieser Tisch hat keine Gedanken. Glaubt ihr, dass er eines Tages imstande sein wird, die Essenz des Geistes zu sehen und zu verwirklichen, dass er selbst der Dharmakaya ist? Nein, das ist unmöglich, er ist Holz und wird Holz bleiben, nichts wird anders sein. Wenn ihr den Geist anschaut, solltet ihr folglich nicht wie Holz oder Stein sein, sondern wie ein lebendiger, denkender Geist. Ihr solltet durch die Gedanken hindurchsehen und ihre Qualität entdecken, ohne daran anzuhaften, was der Gedanke sagt. Schaut einfach direkt in seine Essenz. Diese Essenz des Gedanken ist der Dharmakaya.
Gendün Rinpotsche
hier eine Lesenswerte Anleitung zur Meditation, die ich im Netz gefunden habe.
Die Anleitung deckt sich mit den Aussagen in dem von mir zitierten Buch, "Meditieren in der richtigen Haltung". Deutlich wird hier, dass wenn ein Körperteil die vertikale Ausrichtung verlässt, z.B. der Kopf, die Meditation automatisch trüber wird, was logisch ist, da man dadurch gezwungen wird, unwilkürlich bestimmte Muskelgruppen stärker zu beanspruchen, weil der einwirkenden Schwerkraft entgegengearbeitet werden muss, um den Körper weiterhin aufrecht erhalten zu können.
grüße
namor
Meditation
Augenblickliches Gewahrsein - Eine Anleitung zu Meditation
Dieser Text stammt vom dem verstorbenen Ehrwürdigen Gendün Rinpoche:
Beim Sitzen in Meditation ist es sehr wichtig, dass ihr in der richtigen Haltung verweilt, also nicht schief oder krumm sondern gerade sitzt. Die richtige Haltung könnt ihr für euch selber daran erkennen, dass euer Gewahrsein dann sehr klar, leicht und gegenwärtig ist. Der Geist sammelt sich ganz von selbst, ohne jegliche Anstrengung, in seinem eigenen natürlichen Zustand, und dies macht die Meditation sehr leicht und klar. Wenn ihr in der richtigen Haltung verweilt, versiegt der Fluss der Gedanken ganz natürlich. Verweilt einfach in dieser Haltung solange es euch möglich ist und dadurch könnt ihr das natürliche Gewahrsein des Geistes entdecken.
Nach einiger Zeit werdet ihr vielleicht merken, dass der Körper aus der richtigen Haltung in eine falsche wechselt, der Kopf z. B. nach vorne neigt und sich auch die Art der Erfahrung ändert. Der Geist ist nicht mehr so klar wie zuvor, sondern trüber und in sich versunken. Die Qualität der Leichtigkeit und Klarheit sind verloren gegangen. Wenn ihr dies bemerkt, bringt den Körper einfach in die richtige Haltung zurück und schaut auf das augenblickliche Gewahrsein, die sehr frische Qualität des Geistes, wodurch alle Dumpfheit zerschlagen und die richtige Geisteshaltung und Meditation zurück erlangt werden. In diesem augenblicklichen Gewahrsein sieht man nichts als solches, es gibt darin nichts, das vom Geist als etwas gesehen werden könnte. Nichts als solches zu sehen, dies ist die richtige Sichtweise. Versucht einfach in diesem Zustand des Geistes zu verweilen, wo nichts als solches gesehen wird. Durch Meditation erlangt ihr die Qualität der Stabilität, das heißt die Fähigkeit in diesem Zustand zu verweilen, ohne ihn zu verlieren. Seid ihr einmal imstande nicht nur beim Meditieren sondern bei jeder Tätigkeit, die ihr ausführt, diese Qualität des Geistes, gesammelt, sehr gewahr und klar zu sein, ohne wirklich irgendetwas als solches zu sehen, zu bewahren, so habt ihr wahre Meditation erlangt, vollkommene Übung und völlige Gewöhnung. Könnt ihr diesen Zustand des Geistes in jeder Lage aufrecht halten, so bedeutet dies, dass ihr wirklich meditiert und mit der Qualität der Meditation gänzlich vertraut seid. In dieser Weise könnt ihr praktizieren und beides gemeinsam, Sicht wie Meditation, hervorbringen.
Verliert ihr zu überhaupt keinem Zeitpunkt mehr diesen grundlegenden, sehr frischen und ganz natürlichen Zustand des Geistes, dann wird alles, was sich manifestiert, in die Meditation integriert. Dies wird die höchste Sicht genannt. Ihr werdet verschiedene Erfahrungen machen, manchmal sehen, dass der Geist gänzlich leer, sehr leicht und gelöst ist und manchmal die Qualität der Klarheit haben. In dieser Weise wird sich eure Meditation weiter entwickeln. Welche Erfahrung auch im Geist erscheint, ihr solltet nicht daran haften. Wenn ihr zum Beispiel Leerheit in eurem Geist erfahrt, so solltet ihr euch nicht sagen Oh, dies ist Leerheit, dies ist der richtige Zustand des Geistes, und ich sollte versuchen, darin zu verweilen! und so die Erfahrung festhalten. Verfallt nicht diesem Fehler, denn dadurch werdet ihr die Qualität der Erfahrung trüben und verderben. Wenn ihr nicht anhaftet, dann nehmt ihr es einfach wahr, ohne euch sagen zu müssen, dass dies der leere Zustand des Geistes ist. Lasst einfach selbst diese Erfahrung los, haltet sie nicht fest, versucht nicht sie zu bewahren, entspannt euch völlig davon, sie als ein Etwas etablieren zu wollen. Tut ihr dies, so wird sich die Erfahrung im selben Augenblick ihres Erscheinens ganz von selbst befreien, jegliche Art von Schleier, Hindernis oder Trübung im Geist, die mit der Erfahrung verbunden sein mag, wird völlig geklärt. Entwickelt es sich so, dann besteht keine Gefahr, dass ihr eure Praxis behindert oder zudeckt. Anfangs habt ihr nicht die Fähigkeit, lange in der Qualität der Erfahrung zu verweilen; sie wird einfach nach einiger Zeit verschwinden, und dann kommt so etwas wie ein Schleier, der die Erfahrung verhüllt. Hängt man an der Erfahrung, wird die Erfahrung selbst zu einer Hülle, welche die Essenz des Geistes verdeckt. Zuerst ist Erfahrung ein gutes Zeichen, doch dann wird sie selbst zu einem Hindernis. Darum solltet ihr niemals an einer Erfahrung festhalten. Was immer erscheint, haftet nicht daran. Bleibt völlig frei und ungerührt, ohne die Hoffnung zu hegen, dass es bleibt oder in Zukunft wiederkommen wird. Die Erfahrung selbst birgt immer etwas Verhüllendes, Ungeläutertes. Doch wenn ihr frei von Anhaftung bleibt, wird sich die Erfahrung aus sich selbst heraus klären. Ist sie von ihren Schlacken gereinigt, gelangt ihr an das wirkliche Herz, die wahre Essenz des Geistes selbst. Verweilt euer Geist in einem sehr klaren, lebendigen, leeren, leichten und offenen Zustand, so werdet ihr wirklich meditieren. Lasst ihr euch hingegen in einen leeren Zustand hineinziehen, von dem ihr denkt, dass er die Leerheit des Geistes ist, und haltet daran fest, obwohl es eigentlich nichts zum Festhalten gibt, wird diese Vorstellung eine weitere Trübung in den Geist bringen. Ihr mögt dann denken, dass ihr in tiefer Meditation verweilt, doch in Wirklichkeit ist eure Meditation bereits verdorben. Meditiert also nicht in dieser Weise, die falsch ist, sondern haltet diesen sehr leichten und offenen Zustand des Geistes, ohne an Leerheit oder was euch auch immer in der Meditation widerfährt, festzuhalten.
Vielleicht habt ihr ganz aufrichtig den Vorsatz, wirklich gut meditieren zu wollen. Und so entfacht ihr große Anstrengung und gebt euer Bestes, um eine gute Meditation zu haben, legt all eure Energie darein, so dass ihr in der Meditation sehr angespannt seid. Dies könnt ihr in eurem Körper spüren, der immer verspannter wird. Alle Energie des Körpers steigt hoch und sammelt sich oben, was zu einer völligen Erschöpfung der Körperenergie führt. Früher oder später werdet ihr dann völlig müde und erschöpft sein. Diesem Fehler kann man sehr leicht verfallen und ihn noch mit wahrer Meditation verwechseln. Ihr solltet keine Anstrengung, kein Wollen in eure Meditation legen, denn das Willentliche hat nichts mit wahrer Meditation zu tun. Meditiert in sehr sanfter und entspannter Weise. Diesen beschriebenen Fehler nennt man der Körper wird zum Feind der Meditation.
Dann gibt es noch einen weiteren Fehler, wo ihr denkt, dass Meditation zu einer Art blankem Geisteszustand ohne jegliche Gedanken führen sollte und dass im Geist auftauchende Gedanken in der Meditation ein Fehler sind. Und so bemüht ihr euch, überhaupt keine Gedanken zu haben. Da ihr unbedingt alle geistige Aktivität loswerden wollt, werdet ihr eine falsche Stabilität erzeugen, wo der Geist sehr friedlich und stetig scheint und sich überhaupt kein Gedanke mehr regt. Weil ihr unbedingt diesen Zustand halten wollt, werden Körper und Geist ganz angespannt und aufgrund dessen werden verschiedene Erfahrungen auftauchen. Wenn ihr solche Erfahrungen macht, denkt ihr, dass ihr gut und richtig meditiert und weiter so fortfahren sollt, da ihr ja gute Ergebnisse erzielt.
Und so werdet ihr immer angespannter bis es euch schließlich unmöglich ist auch nur einen einzigen Augenblick lang zu meditieren. Macht nicht diesen Fehler, versucht nicht die mentale Aktivität des Geistes zu unterdrücken. Habt ihr diesen blanken Zustand des Geistes ohne Gedanken erzeugt, so wird natürlich dennoch manchmal ein Gedanke auftauchen. Und dann werdet ihr diesen Gedanken als Fehler betrachten, ihn kritisieren und euch über ihn sehr ärgern, und anschließend euch über euch selbst ärgern und euch selber tadeln, und letztlich ganz wütend werden und überhaupt nicht mehr meditieren wollen.
Das richtige Verfahren ist, unmittelbar den Gedanken selbst anzuschauen. Richtet ihr euer Gewahrsein auf den Gedanken und schaut, was er ist, so werdet ihr nichts sehen, denn es gibt nichts als solches zu sehen. Wenn ihr den Gedanken direkt anschaut, verschwindet er einfach, und folglich gibt es auch kein Problem mehr. Dann wird ein neuer Gedanke auftauchen, und ihr verfahrt genauso mit ihm, schaut ihn direkt an, und er verschwindet. So entsteht kein Konflikt zwischen Geist und auftauchenden Gedanken, da es nichts als solches gibt. Wendet diese Art des Schauens auf jeden erscheinenden Gedanken an, dann gibt es kein Hindernis und keine Blockierung in eurer Meditation und ihr könnt für lange Zeit ohne Probleme meditieren.
Einst sagte Gampopa zu einer Gruppe von Mönchen: Heutzutage haben all die großen Meditierer große Probleme in ihrer Meditation, da sie alle eine Meditation ohne Gedanken wollen und jede geistige Regung völlig unterdrücken. Und sie entdecken dabei, dass sie nicht in der Lage sind, dies zu tun, und fühlen sich ganz verzweifelt, weil sie nicht das richtige Mittel finden, mit dem ihre Meditation gelingt. Doch ihre Meditation selbst ist der Fehler. Ihre Praxis ist falsch. Es ist nicht richtig sich zu sagen, dass man keine Gedanken oder geistigen Regungen haben sollte. Richtige Meditation bedeutet nicht, dass man überhaupt keinen Gedanken hat, sondern dass man überhaupt keinen der erscheinenden Gedanken festhält. Bleibt einfach ganz gelassen gegenüber allen Gedankenregungen, denn sie sind die ganz natürliche Aktivität des Geistes. Haftet aber an keinem der geistigen Zustände, führt nicht eine Diskussion mit euch selbst, worin ihr urteilt, dass dies gut und jenes schlecht, dies Meditation und das keine Meditation ist. Wenn ihr alle im Geist auftauchenden Gedanken in dieser Weise behandelt, ist jeder Gedanke imstande sich aus sich selbst heraus zu befreien. Dies wird selbstbefreiter Geist genannt.
Wäre Meditation nur ein Zustand ohne Gedanken, dann würde ein Tisch besser meditieren als ein Mensch. Dies ist natürlich nicht der Fall. Meditation bedeutet nicht, überhaupt keine Gedanken zu haben sondern an überhaupt keinen Gedanken anzuhaften. Dies müsst ihr klar verstehen, denn dies ist der Unterschied zwischen einer Meditation ohne Gedanken und echter Nicht-Meditation. Sobald ihr nicht mehr an den in eurem Geist auftauchenden Gedanken anhaftet, wird Meditation ganz einfach und ausgewogen, da ihr von keinem eurer Geisteszustände mehr abhängig seid. Dann seid ihr fern davon, Gedanken für einen Fehler in eurer Meditation zu halten, und beginnt mehr und mehr die Gedanken zu schätzen und die in ihnen verborgenen guten Eigenschaften zu sehen. Wenn ihr den Gedanken direkt anschaut, werdet ihr die Essenz des Geistes sehen, denn alle im Geist auftauchenden Gedanken sind nichts anderes als der Dharmakaya selbst.
Ihr müsst verstehen, dass Meditation nicht von Meditation abhängt sondern vom Meditierenden selbst. Die Qualität des Meditierenden bestimmt die Qualität der Meditation. Deshalb sollte euch klar sein, wer meditiert, wer es ist, der sagt, dass dies falsch und jenes richtig ist. Sobald ihr des Denkers, des Meditierenden selbst gewahr seid, werdet ihr nicht länger Gedanken für etwas halten, das verschieden oder außerhalb vom Denker selbst ist. Dann trefft ihr den richtigen Punkt, berührt die Essenz, das wirkliche Herz der Meditation.
Darin liegt der Unterschied zwischen wirklicher Meditation, wo man keine Anhaftung an Gedanken hat, und falscher Meditation, wo man Gedanken unterdrückt. Dieser Tisch hat keine Gedanken. Glaubt ihr, dass er eines Tages imstande sein wird, die Essenz des Geistes zu sehen und zu verwirklichen, dass er selbst der Dharmakaya ist? Nein, das ist unmöglich, er ist Holz und wird Holz bleiben, nichts wird anders sein. Wenn ihr den Geist anschaut, solltet ihr folglich nicht wie Holz oder Stein sein, sondern wie ein lebendiger, denkender Geist. Ihr solltet durch die Gedanken hindurchsehen und ihre Qualität entdecken, ohne daran anzuhaften, was der Gedanke sagt. Schaut einfach direkt in seine Essenz. Diese Essenz des Gedanken ist der Dharmakaya.
Gendün Rinpotsche