Meinen Traum verwirkliche ich Stück für Stück - allerdings nicht durch Auswandern, sondern hier.
Nach vielen Überlegungen, was denn am Leben in der Natur für mich denn die obersten Prioritäten wären, kam ich darauf, dass es das Thema Autonomie ist, das mich so fasziniert.
Ich werde nicht auswandern, ich habe Kinder hier - also versuche ich, schrittweise an mein Ziel - die Autonomie - heranzukommen. Die Illusion, dass das gänzlich gelingen wird, hab ich mir auch schon abgeschminkt, aber wenigstens teilweise wäre schon schön.
Ich hab eine alte Hütte am Land gekauft, diese in den letzten Jahren völlig renoviert, pflanze inzwischen selbst Gemüse an, möglichst viele Sorten, um draufzukommen, was problemlos wächst und was nur Beiwerk beim Speisezettel sein wird. Jedes Jahr komm ich mehr drauf, was funktioniert und was nicht so gut wächst.
Kartoffeln z.B. sind anfällig für Kartoffelkäfer oder Braunfäule - Kürbisse (Butternut) sind das nicht und können wie Kartoffeln verwendet werden. Oder Topinambur, der außer Wühlmäusen keine Probleme kennt und der auch wie Kartoffeln verwendet werden kann. Darum pflanze ich Kartoffeln zwar auch, aber eine Missernte wird uns nicht gleich verhungern lassen.
Möglich war das alles jedoch nur durch meinen Job - ohne Kasseninhalt gibts keinen Zement, keine Ziegel, keine Samen für den Garten.
Ich denke, die Richtung der Selbstversorgung braucht Jahre, viele Jahre, ich bin noch lange nicht soweit, komme allerdings jedes Jahr ein Stück weiter an das Ziel. Und dieser Prozess wird sicher noch länger dauern.
Ich hatte früher in meiner Kindheit oft Gelegenheit, das Leben auf einer Almhütte zu genießen. Da gabs Wasser von der Quelle, Plumpsklo, dafür keinen Strom oder Energieformen, die man nutzen hätte können.
Brennesseln vor dem Haus wurden auf dem Steinofen, für den das Holz täglich gehackt werden musste, zu Spinat verarbeitet, Pilze aus dem Wald geholt, Gemüse aus dem Beet...
War schön und karg zugleich, dieses Leben.
Es ist in der heutigen Zeit doppelt schwer, auf Luxus zu verzichten - damit meine ich Strom und Hauserhaltungskosten wie Müllabfuhr, Grundsteuer, Kanalgebühren etc. Darum wird es mir nicht möglich sein, gänzlich zum Selbstversorger zu mutieren.
Aber es wäre schön, zumindestens einen Großteil seines Lebensbedarfs selbst abdecken zu können. Es ist viel Arbeit, das stimmt. Aber auch irgendwie ein schönes Gefühl, wenn (so wie jetzt grade im Herbst) alles, was auf den Tisch kommt, aus dem eigenen Garten stammt und nichts zugekauft werden muss.
"Ein Leben in der Natur" heißt für mich nicht zwangsläufig "da draußen in der Wildnis", sondern bei mir im Garten, der nicht für die Augen, sondern für den Magen verwendet wird.
Liebe Grüße
Suena