Obwohl bereits in den Sechzigern in Studien die Schädlichkeit des Rauchens nachgewiesen wurde und spätestens seit 1974 die möglichen Folgen des Passivrauchens bekannt sind, gibt es in Deutschland erst seit 2007 ein Nichtraucherschutzgesetz.
In meiner ganzen Kindheit, Jugend und die meiste Zeit meines Erwachsenenlebens war rauchen „normal“.
Es wurde überall geraucht, in Wohnungen, Büros, Lokalen, Zügen, im Fernsehen und im Flugzeug. Zigarettenwerbung wohin man schaute. Auf dem Couchtisch stand das Feuerzeug nebst Zigaretten-Dose aus Onyx. Bei Konferenzen gab es gratis Zigaretten. Nichtraucher, so erschien es mir, waren in der Minderheit.
Nichtraucher die um Rücksicht baten, gab es zwar, aber sehr vereinzelt und die wurden auch dementsprechend belächelt.
Es war einfach nicht wirklich im Bewusstsein der Menschen vorhanden, dass Rauchen und Passivrauchen schädlich ist.
Und dann hat sich innerhalb von ein paar Jahren das Blatt gewendet. Plötzlich ist der Raucher der Bösewicht, der sich und anderen schadet, selbst draußen, selbst in 2mtr. Entfernung.
Von einem Extrem ins andere. Wenn es früher in einer Gruppe einen Nichtraucher gab, gibt es heute in einer Gruppe vielleicht noch einen Raucher, wenn überhaupt.
Natürlich müssen Raucher Rücksicht nehmen, auch ohne darum gebeten zu werden. Das ist ganz selbstverständlich. Und Kippen gehören nicht auf die Erde. Das sollte auch selbstverständlich sein.
Aber ein bisschen Zeit sollte man Rauchern schon noch zugestehen, sich an die veränderten Gegebenheiten zu gewöhnen. Und auch an den Gedanken, dass Rauchen wirklich schädlich ist.
Und es ist ganz klar eine Sucht, eine von der man nicht so einfach loskommt.
Ich bin immer noch süchtig obwohl ich nicht mehr rauche. Stattdessen dampfe ich. Im Prinzip nur eine Verlagerung.
Zigaretten schmecken zwar jetzt gäuslich, aber wenn neben mir jemand raucht rieche ich das ganz gern.