Wilde Jagd, Wütendes Heer
(frz. Chasse sauvage) Ein Phänomen volkstümlicher Mythologie, das in einer Unzahl von Variationen in Legenden und Sagen lebendig ist.
Im deutschen Volksglauben nannte man Wuotanes her (mdh. nach Wuotan der Wütende) ein Geisterheer, das nachts mit Jagdrufen und Hundegebell durch die Luft braust, geführt vom Wilden Jäger, Wuotan. Für diesen gibt es auch die Bezeichnungen Wode, Heiljäger, Hackelbernt und viele andere. Meistens zeigt er sich bei dieser Gelegenheit zu Pferde in Hut und Mantel. Hüten müssen sich vor der Wilden Jagd nicht allein Menschen, besonders die Moosweibchen der Waldleute fallen ihr zum Opfer.
Nicht nur Wuotan, auch die Holda (in Nord- und Mitteldeutschland) oder Perchta (Süddeutschland) genannte Göttin braust auf diese Weise als Anführerin des Geisterheeres durch die Zwölfen, die dunkelste Jahreszeit um Mittwinter.
Die Seelen Verstorbener sollen das Gefolge bilden (Totenheer), ferner Schweine, Hasen und andere Tiere. Dem Heer von 432.000 Geistern eilen 24 schwarze Hunde bellend voraus.
Im christianisierten Volksglauben ist der Wilde Jäger (siehe unten) Anführer eines Zuges schrecklicher Gestalten, kopflose Menschen, mißgestaltete Tiere, Hexen, denen man tunlichst ausweichen sollte. Dabei hilft der getreue Eckart, der dem Zug mit weißem Bart und Stab voranschreiten soll und Passanten warnt, die sich am Wegesrand mit dem Gesicht nach unten zu Boden werfen sollten (Vom Volksbrauch im Winter, S. 37).
Weiteres Brauchtum im Zusammenhang mit der Wilden Jagd und den Zwölfen siehe dort oder unter Perchta (Perchtenmasken, Perchtenläufe).
Dieser Umzug heißt auch Aaskereia (von asgardreida der asgardische Zug, Fahrt nach Asgard nach den nordischen Vorstellungen von den Walküren (GRIMM, 1992, Bd. II, S. 791).
Diesen Bezug zum Tod hatte auch das Heer der von Tacitus erwähnten Harier: Ihre Schilde sind schwarz, ihre Leiber bemalt; für ihre Kämpfe wählen sie finstere Nächte und verbreiten schon durch das Schreckhafte und Düstere ihres Geisterheeres Entsetzen (...) (TACITUS, 1991, 43)
Die schreckende tracht der Harier mahnt an die todtenkopfreiter. zu anfang des 30j. Krieges gab es bairische reiter, die unüberwindlich genannt wurden, mit schwarzen pferden, schwarzer kleidung und am schwarzen helm einen weißen todtenkopf. (...) Friedrich der große hatte ein regiment todtenkopfhusaren. in neuester zeit denke man an die Lützowsche freischar, die schwarzen jäger, die braunschweigschen husaren. (GRIMM, 1992, Bd. III, S. 284)
Wilder Jäger
-- Artikel in sammelnder Vorbereitung --
In der Regel versteht man darunter in der Sage eine meist hochstehende Persönlichkeit, die auch zur Unzeit (zum Beispiel während der Karfreitagsmesse) seiner mit Eifer betriebenden Jagdleidenschaft frönte und darum ewigen ruhelosen Jagen verdammt ist. Vorstellungen vom Ewigen Juden oder vom Fliegenden Holländer klingen an.
Sammlung Wilder Jäger
Ein Wilder Jäger, der im Raum Schleswig (nordöstl. Schleswig-Holstein) sein Wesen treibt, ist der König Abel, bei Kalundborg in Dänemark (Seeland) reitet Christian der Zweite auf einem weißen Pferd, in seiner Begleitung sind schwarze Hunde. In diesem Zusammenhang mag auch der durch Theodor Storms Novelle bekannte Schimmelreiter zu sehen sein.