Asoko
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Marai hat in >> diesem Thread << eine interesannte Diskussion ausgelöst. Mit meinem Artikel über die 12 Glieder der bedingten Entstehung möchte ich aufzeigen, wie unsere Denken im Kopf funktioniert. Der Einfachheit halber kopiere ich das entsprechende Kapitel aus einem meiner Bücher hierher.
Meine Reise ins ICH schrieb:So langsam begann ich mich mit dem hiesigen Tagesablauf anzufreunden. Da ich ein ausgesprochener Kopfmensch bin, hatte ich mir selbst nur eine Stunde des Studiums zugestanden. Ansonsten wäre die Gefahr viel zu groß gewesen, dass ich die wertvolle Zeit mit dem Nachhängen an Gedanken verbringen würde und die Meditation viel zu kurz gekommen wäre. Jene eine Stunde arbeitete ich nicht mit der Stoppuhr. Vielmehr nahm ich mir vor, an einem gewissen Thema zu arbeiten und dieses dann an einer günstigen Stelle, bis zum nächsten Tag zu unterbrechen.
Als erstes nahm ich mir eine gründliche Analyse der 12 Glieder der bedingten Entstehung vor. Diese erklärt erst mal, wie wir Menschen ticken. Die 12 Glieder der bedingten Entstehung ist eine kreisförmige Kette, die in kausaler Abhängigkeit dauernd unser Wesen beeinflusst. Für mich war es immer eine gute Hilfe, sie mit dem Wasserkreislauf zu vergleichen. Ob man die Erklärung nun im Meer, in den Wolken, beim Regen, oder sonstwo beginnt, der Kreislauf schließt sich am Schluss immer zu einem Ganzen zusammen. In den Grundlagen die ich hatte, begann man bei der Blindheit. Was unter Blindheit genau zu verstehen ist, erzähle ich weiter hinten in diesem Buch.
Wir Menschen haben, in Bezug auf heilsame, beziehungsweise unheilsame Handlungen ein gehöriges Maß an Blindheit und diese Blindheit ist das erste der 12 Glieder. Aufgrund der Blindheit (Avijjā/Moha), vollbringen wir Dinge, die mal heilsam, mal weniger heilsam sind. Schon sind wir bei den Willensgestaltungen (Sankhāra). Aus diesen entsteht das dritte Glied, das Sinnesbewußtsein (Viññāna). Das Sinnesbewußtsein greift ständig neue Dinge auf, weshalb es uns so schwer fällt, konzentriert bei einem Gedanken zu verweilen oder in der Meditation stets bei unserem Atmen zu bleiben und die aufkommenden Gedanken nicht anzufassen. Daraus entsteht das vierte Glied, Geistigkeit (Nāma), Körperlichkeit (Rūpa) und Bewusstsein (Viññāna). Unser HerzGeist kann ohne Körper nicht funktionieren. Umgekehrt ist es genau so und dazwischen vermittelt das Bewusstsein.
Im fünften Glied kommen die Sinnenfelder (Salāyatana) ins Spiel. Sie bestehen aus den sechs Sinnen: Hören, Sehen, Riechen, Schmecken, Tasten und der Verstand (mit den Objekten des Verstandes, Vorstellung und Begriff). Die Wissenschaft anerkennt die ersten fünf Sinne. Buddha hatte den Verstand auch als Sinn erkannt, weil eine Vorstellung oder ein Begriff einen Reiz auslöst, der durchaus mit dem Reiz eines salzigen Geschmackes auf der Zunge gleichgestellt werden kann. In der Meditation sind Verstandesreize die meisten Gründe, weshalb ich mich von der Atembeobachtung ablenken lasse.
Die die Sinnenfelder (Salāyatana) lösen eine Berührung, ein Sinneskontakt (Phassa) aus, womit wir beim sechsten von 12 Gliedern der bedingten Entstehung sind. Aus dieser Berührung entsteht ein Gefühl/Empfindung (Vedanā. Es gibt drei Arten von Vedanā: Sukha-vedanā, angenehmes, schönes, wohltuendes Gefühl; Dukkha-Vedanā, wehtuendes, unangenehmes, schmerzliches Gefühl; Adukkhamasukha-vedanā, weder wehtuendes noch wohltuendes, unbestimmtes Gefühl.
Eine der Trainingsarten in der buddhistischen Meditation ist es, das aufkommende Vedanā dahingehen zu untersuchen, welche Qualität es aufweist und was es mit mir macht. Jetzt kommt Begehren/Anhaftung (Tanhāauf. Ein angenehmes Vedanā löst das Begehren auf Mehr aus, ein unangenehmes Vedanā jenes des Wegstoßens aus. Dieser Reiz des Mehr haben Wollens, respektive des Wegstoßens kommt automatisch auf, ob wir es wollen oder nicht. Wir sind jetzt im achten der 12 Glieder. Bis zu Begehren/Anhaftung (Tanhā
haben wir keine direkte Einflussmöglichkeit auf die Geschehnisse in den einzelnen Gliedern. Alles was da passiert, wurde früher kammisch gewirkt. Jetzt haben wir aber die Freiheit der Wahl, ob wir dieses Begehren umsetzen oder ob er es einfach so lange im luftleeren Raum stehen lassen, bis es von alleine verschwindet.
Das neunte Glied ist Ergreifen, Zupacken, Festhalten, Anhaften, Festhalten, Anklammern (Upadānā. Ein unangenehmes Gefühl (Vedanā
lösten das Begehren (Tanhā
aus, es wegzustoßen. Genau betrachtet fassen wir es an um es loszuwerden. Mit diesem Anfassen stärken wir aber unser Begehren. Das ist wie mit einem Lied, das wir nicht mögen. Wenn wir es in unseren Gedanken hören und es willentlich wegstoßen wollen, bekommen wir es nicht aus unserem Kopf, weil wir es angefasst haben.
Jedesmal wenn wir Ergreifen, Zupacken, Festhalten, Anhaften, Festhalten, Anklammern (Upadānā, entsteht etwas Neues (Bhāva). In vielen Erklärungen wird hier von Schwangerschaft gesprochen. Auf Schwangerschaft folgt Geburt (Jāti) im elften Glied. Die logische Konsequenz aus Geburt ist altern (Jāra) und im zwölften Glied der Tod (Mārana). Alles bedingt Entstandene geht diesen Weg, Geburt Altern Tod. Das ist einer der Gründe, warum man in der Meditation seinen Atem verfolgt. Das ist ein ganz lebhaftes Beispiel und keinem Menschen käme es in den Sinn, nur einzuatmen um dann an diesem wohltuenden Gefühl festzuhalten. Aus Tod (zwölftes Glied) wird eine neue Blindheit (erstes Glied) und der Kreislauf geht weiter.
Ich hatte mir ganz bewusst sehr viel Zeit genommen, diese 12 Glieder des bedingten Entstehens genau zu studieren. Sie sind nicht nur im psychologischen Bereich des Buddhismus ein wichtiger Grundpfeiler.