Deutsche Sprache, schwere Sprache

Hallo Irfan

Irfan schrieb:
Hallo Raeubertochter,

ich stimme dir zu, daß Sprache sich im Laufe der Zeit verändert, und auch gesellschaftliche Veränderungen widerspiegelt. Sprache verändert sich, wächst.

Nur: Bei dieser Rechtschreibreform geht es nicht um natürliche Evolution der Sprache, sondern um eine per Verwaltungsakt aufgezwungene Veränderung. Und diese sehe ich durchaus nicht als Bereicherung der deutschen Sprache an, ganz im Gegenteil.

So viel Unflexibilität hätte ich nicht von dir erwartet. Natürlich sträuben wir uns alle ein wenig gegen die neue deutsche Rechtschreibung. Aber liegt der wahre Grund unseres Sräubens nicht in unserer Bequemlichkeit?

Ausserdem sind mir keine biologischen (evolutiosmäßigen) Sprachveränderungen bekannt. Wurden nicht alle Sprachregelungen letzten Endes per Beschluss festgesetzt? Die Frage ist lediglich, ob die deutsche Rechtschreibung wirklich verändert werden musste. Und die Sprachexperten meinten "Ja".

Aber warte erst einmal ab, was passiert, wenn die Mathematik reformiert wird. Dann ist 1 + 1 vielleicht nicht mehr 2. Die ersten Ansätze dazu gab es ja bereits bei der Umstellung von Mark auf Euro.

Alles Liebe. Gerrit
 
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Irfan... ja, der Verwaltungsakt... du hast natürlich Recht. Ich bin hier auch eher durch Zufall in die Rolle der Verteidigerin der Reform geraten... mein Beitrag bezog sich auf diesen enorm sprachkonservativen Beitrag von Taothustra...

Was diesen Verwaltungsakt betrifft, finde ich aber das Argument ganz einleuchtend, das besagt: Warum sollte ein Privatunternehmen (der Duden-Verlag) Hoheit über die deutsche Rechtschreibung haben - ist es da nicht sinnvoller, wenn die der deutsche Staat übernimmt? Und in weiten Teilen finde ich eben, es gibt tatsächliche Vereinfachungen. Natürlich ist das für alle, die nun umlernen müssen, anstrengend... und einiges finde ich auch schlichtweg unlogisch.

Gerrit... ich studiere Geschichte. Über Semester-Zahlen schweigt der Genießer, ich bin aber bald fertig ;) ... was machst du denn?

Liebe Grüße

Raeubertochter
 
Mann, hier schreib ich aber heute viel...

Ich finde wichtig, zwischen Rechtschreibung und vielen anderen Aspekten von Sprache zu unterscheiden. Rechtschreibung ist "nur" das Äußere von Sprache und sagt nichts über ihren Inhalt aus. Grammatik dagegen, die Logik nach der wir Worte zu sinnvollen Aussagen zusammenfügen, hat viel mehr mit dem "Geist" von Sprache zu tun. Auch das ist festgelegt, hauptsächlich vom Duden-Verlag, aber der richtet sich nach den Änderung der tatsächlich verwendeten Sprache. Und dann sind da Wendungen, die sich ständig ändern, Wörter, die ne geschaffen werden, neu zusammengestellt werden und auf neue kreative Weise Bedeutung erhalten. Das ist für mich der Kern von Sprache, und der lässt sich nicht bevormunden, sondern "passiert" einfach.

Rechtschreibung ist meiner Erachtens "nur" Abbildung von Sprache und daher eigentlich nicht sonderlich wichtig, es sollte eben verstehbar sein. Und daher finde ich auch, dass die Diskussion um die Rechtschreibung zu hoch gehängt wird, die deutsche Sprache wird so nicht untergehen, der Kern der Sprache wird so nicht getroffen.

Ich glaube, dass viele Kritiker einfach zu faul zum Umlernen sind... schuldigung :escape:

Liebe Grüße

Raeubertochter
 
Lotusz schrieb:
Wurden nicht alle Sprachregelungen letzten Endes per Beschluss festgesetzt? Die Frage ist lediglich, ob die deutsche Rechtschreibung wirklich verändert werden musste. Und ie Sprachexperten meinten "Ja".
Es gibt halt zwei Arten, wie Veränderung der Sprache stattfinden kann.

Die eine ist es, die Sprachregeln dem existierenden Sprachgebrauch anzupassen (das ist für mich die stimmigere Variante). Die andere ist es, diesen existierenden Sprachgebrauch künstlich verändern zu wollen. Es ist eben der Unterschied zwischen "Sprache verändert sich" (ein evolutionärer Prozeß) und "Sprache wird verändert" bzw. "muß verändert werden".

Raeubertochter schrieb:
Und in weiten Teilen finde ich eben, es gibt tatsächliche Vereinfachungen. Natürlich ist das für alle, die nun umlernen müssen, anstrengend... und einiges finde ich auch schlichtweg unlogisch.
Diese "Vereinfachungen" sind leider zum guten Teil Verwässerungen. Das Ausdrucksvermögen der Sprache schrumpft durch diese Rechtschreibreform. Schau doch zum Beispiel mal hier:

http://rechtschreibreform.com/Woerterliste/peil-i01.htm
 
Diese "Vereinfachungen" sind leider zum guten Teil Verwässerungen. Das Ausdrucksvermögen der Sprache schrumpft durch diese Rechtschreibreform.
Ja, ich schrieb ja schon, es ist nicht alles logisch... aber ob die deutsche Sprache sich tatsächlich ihre Ausdrucksmöglichkeiten nehmen lässt, da wäre ich doch skeptisch... Vieles wäre im Kontext schon klar, nehmen wir mal die allein stehende Frau... man findet doch eigentlich nie einen Text, wo das nicht eindeutig wäre? Aber du hast Recht: Die Schriftsprache wird an einigen Ecken missverständlich (ich glaube nicht, dass sie sich ihre Ausdrucksfähigkeit rauben lässt). Es gibt aber auch Gegenbeispiele, Dinge die nun eindeutiger sind als vorher, aber... ich hab jetzt natürlich keine Liste...

Außerdem... in der englischen Sprache wären eine Menge Dinge theoretisch missverstehbar, weil das meiste auseinandergeschrieben wird. Trotzdem funktionierts.

Liebe Grüße

Raeubertochter
 
Hallo Irfan

Und das soll ich jetzt alles auswendig lernen? Na, gut, ich fang schon einmal an. Ich hätte nie gedacht, dass ich noch einmal so etwas wie Vokabeln lernen müsste. Hast du das übrigens alles schon drauf? Und entschuldige das kleine "du". Ist neue deutsche Rechtschreibung. Nicht dass du meinst, ich sei unhöflich.

Alles Liebe. Gerrit
 
Ich habe nochmal nachgedacht über die Groß- und Kleinschreibung. Wenn wir alles nur noch klein schreiben würden, würde das in unserer Sprache schwierig sein, weil dadurch der sinnliche Inhalt verloren gehen könnte.

Viele Verben sind dann wie Substantive.
Beispiel: macht - Macht

Auch Kommata finde ich nach wie vor wichtig und kann es nicht verstehen, dass es hier jetzt aufgeweichte Regeln gibt.
Erstens versteht man dadurch auch manchmal den Sinn von Schachtelsätzen nicht mehr, und zweitens kriegt jemand, der lange Sätze vorliest, womöglich gar keine Luft mehr... :rolleyes:

Ich habe auch nichts dagegen, dass die Rechtschreibung reformiert wird, jedoch finde ich es unmöglich, dass das in dieser undurchdachten Art und Weise stattfindet. Es gibt so viele kluge Sprachwissenschaftler..., und dann wird da hin- und herreformiert, werden neue Duden gedruckt, bevor eine endgültige GUTE Fassung geschaffen wurde. Das ist es, was mich wirklich ärgerlich macht! :angry2:
 
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Auch das mit dem Zusammen- u. Auseinanderschreiben ist problematisch.
Kennen die Reformer den Unterschied zwischen

Die Rechtschreibereform wird schlecht gemacht

und

Die Rechtschreibereform wird schlechtgemacht ???
 
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