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Dauntless Banana
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Ein interessanter Artikel war heute im Standard:
www.derstandard.at

Frau zwischen Barbie, Flinta und Terf
Die Feministin Gertraud Klemm hat sich "Barbie" angeschaut. Das war für sie nicht der einzige Grund, sich mit dem Begriff "Frau" und seinem Verschwinden auseinanderzusetzen
Uterus-Havers statt Frauen
"Frau" umschiffende Begriffe wie "Uterus-Havers" (Planned Parenthood), "Bodies with Vaginas" (The Lancet), "Bonus Hole" (Jo’s Cervical Cancer Trust), "Birthing Parent" (Bank of England) und "Chestfeeding" (NHS) haben sich in der anglikanischen Amtssprache schon selbstverständlich durchgesetzt. Eine Art Höhepunkt markierte das LGBTQ-Glossar der renommierten Johns-Hopkins-Universität, in dem Lesbischsein definiert wurde als "a non-man attracted to non-men" (ein Nicht-Mann, der sich zu einem Nicht-Mann hingezogen fühlt), wohingegen Schwulsein so definiert wird: "a man attracted to other men" (ein Mann, der sich zu einem Mann hingezogen fühlt). Auch im Deutschen wird folgsam ausgewichen – auf Flinta* zum Beispiel. Sich als links Einstufende reden von "Menschen, die menstruieren", von "gebärfähigen Personen" – nicht immer sinnstiftend, aber stets im besten Glauben, der Inklusion zu dienen. Dass dieses mit der Exklusion des Begriffs "Frauen" einhergeht, scheint nur die Konservativen zu stören.
Uteri und Bonus Holes
Seit Jahrzehnten reden sich linke Linguistinnen wie Luise Pusch den Mund fusselig, dass das generische Maskulinum Frauen nicht erwähnt und sie damit unsichtbar macht. Nichtsdestotrotz ist es feministisch legitim, Frauen in Form ihrer Geschlechtsorgane anzusprechen. Was macht das mit uns, wenn die Kategorie, mit der wir körperlich, gesellschaftlich, medizinisch, sportlich, religiös und wirtschaftlich sozialisiert wurden, einfach in Organe umbenannt wird? In meinem Kopf sehe ich Uteri und Bonus Holes beim Gebären und Menstruieren und beim Penetriertwerden.
Ich halte es für zynisch, die Existenz von Geschlecht zu hinterfragen, während zeitgleich Abermillionen von Frauen wegen ihres Geschlechts weltweit genitalverstümmelt, zwangsverschleiert, entrechtet, pränatal abgetrieben und unterbezahlt werden. Insbesondere in Zeiten, wo man von rechts gerade wieder ziemlich ungeniert an Frauenrechten sägt. Genderverbote machen Schule, Abtreibungserschwernisse werden schamlos angedacht, Religionen sind im Vormarsch. Dass aber sprachliche Einschränkungen von links kommen, ist neu. Wenn die linguistischen Strömungen in diesem Tempo weitergehen – wie schmal wird der Grat, auf dem wir dann über den nicht kleiner werdenden frauenpolitischen Problemberg sprechen und schreiben können?