Dem Tod ins Angesicht

A

Abraxas365Mithras

Guest
Mit Zwei

Es ist Geburtstag, niemand kümmert sich um mich, ich habe durst, und weil ich nichts weiß, nehme ich das, was ich kriegen kann. Irgendwann fällt jemandem auf, dass ich still bin. Komisch, als man mich hörte, hörte man mich nicht, doch jetzt wo ich still bin, hört man, dass ich still bin. Einer schaut mich an, sieht nicht nur, dass ich schlafe, sondern auch, dass ich ganz rot geworden bin, heiß und bläulich angelaufen. Der Arzt kommt, untersucht mich und fragt, ob jemand sein Bier vermisst. Es stellt sich raus, dass ich ein dreiviertel Glas getrunken habe. Bevor der Arzt geht, meint er noch, dass er nicht sehr viel später habe kommen dürfen.


Mit Drei

Mein Bruder lässt ein kleines Spielzeugauto über den Hof fahren, es ist zu schnell, ich renne hinterher, damit es nicht verlorengeht und stürze, weil ich selbst auch zu schnell bin, kann nicht mehr bremsen und falle - hinein in die Jauchegrube und versinke. Ich werde herausgezogen und muss weiterleben.

Mit Vier

Ein niedlicher Frosch in einem Teich. Ich will ihm zusehn und verliere das Gleichgewicht, kann nicht schwimmen, beginne langsam zu ertrinken, doch bevor es zu Ende ist, werde ich herausgezogen.

Mit Fünf

Ich sehe in Opas Schränkchen viele verschiedene Farben, sie sehen aus wie Smarties, irgendwann fährt mein Onkel mich zum Arzt, der über zwanzig Tabletten aus meinem Magen heraufpumpt.

Mit Sieben

Auf einem Teich will ein Mädchen, dass ich mit ihr darauf herumlaufe, ich breche ein und verrenke mein Bein so, dass ich lange nicht herauskomme, kriege einen Kälteschock, mein Herz rast, ich sterbe nicht und muss die Schläge weiter erdulden.


Mit Elf

Ein Bruder wird jähzornig und wirft ein Messer nach mir, ich kann mich gerade noch akrobatisch wenden, so trifft es nur meine rechte Wade.

Mit Dreizehn

Ich habe keine Lust mehr, bin in der Scheune und will mich aufhängen, doch in dem Moment, als ich mir die Schlinge um den Hals lege, kommt mein halbblinder Opa herein und fragt, was ich denn da oben machen würde. Die Atmospäre ist verschwunden und ich laber dummes Zeug: Ich will den Trecker festbinden, damit der Alte nicht mehr damit fahren kann.

Mit Vierzehn

Das leere Nichts, das ich geworden bin soll nun endlich verschwinden, ich nehme mir den Mut und springe einen Bahndammschacht hinunter, doch unten angekommen, muss ich mich wundern, nur einige Schürfwunden und sonst nichts, das darf doch nicht wahr sein.

Mit Fünfzehn

Roy Black stirbt, die einzige Stimme, die mir in all dem Leid, Balsam für meine Seele war, ich werde nicht mit seinem Tod fertig und vier Wochen später, an Opas Geburtstag, kaufe ich mir unter einem Vorwand eine Flasche Korn und nehme sie nachmittags in die Schule mit. Ich lasse jeden einen kurzen Zug nehmen und schütte mir dann die ganze Flasche hinunter. Anschließend springe ich noch über hüfthohe Hecken, weil es schneller wirken soll. Dann weiß ich nichts mehr. Doch es wird gesagt, ich hätte wie ein kopfloses Huhn die Fensterscheiben der Turnhalle mit meinem Kopf dagegenschlagend beschädigt, dann wäre ich orientierungslos mich kreisend umhergelaufen und hätte dem Vater eines Klassenkameraden einen Vogel gezeigt, als er mich fragte, ob er mich nach Hause fahren solle und wäre dann wie ein Mehlsack umgefallen und liegengeblieben. Der Alte sei mit meinem Onkel gekommen um mich abzuholen. Als sie mich in den Kofferraum des Kombies luden, wollte der Alte mich wieder verprügeln und musste sich von seinem Bruder belehren lassen, dass ich in diesem Zustand ja doch nichts spüren würde.
Zuhause legten sie mich ins Bett, es war das erste Mal, das der Alte mich sterben lassen wollte (In seinem eigenen Suff verrecken), doch diesmal war Sie es, die es nicht akzeptieren konnte und machte einen ihrer vielen nie dazugelernten Fehler - Sie wusch mein Gesicht mit einem kalten Waschlappen, der Refluktus in ihr Gesicht war vorprogrammiert, dann fuhren sie mich ins Krankenhaus, wo ich gegen Ein Uhr nachts erwachte. Ich bin umgeben von weißem Licht und erfahre etwas, was ich nicht glauben will, dann bemerke ich, dass ich in einem Krankenhaus liege und das Existieren geht weiter...

In der Schule kommen viele Fragen, doch ich kann die direkt Wahrheit nicht sagen, bin ja sowieso nur der Prügelknabe und Klassenclown...

Mit Neunzehn

Ein älterer Mensch kommt auf mich zu, wir reden und er sagt:

Wenn du dir selbst das Leben nimmst, dann gibst du allen recht, die dich verspotten, die dir wegetan haben, die dich nicht so akzeptieren wie du bist
und sie haben gewonnen, doch wenn du am Leben bleibst und weiterkämpfst, dann gewinnst am Ende du und vielleicht bietest du ihnen sogar einmal die Stirn, sollte das für dich wichtig werden.

Dieser Satz zwingt mich am Leben zu bleiben, bis irgendwann, irgendjemand dieses Leben mit mir teilen will und ich dann gerne leben werde...
 
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Guten Tag.


Die Zeilen sind sehr emotional und "jedem", dem jenes widerfährt/widerfahren sollte, kann ich nur eines mitgeben: die letzten Zeilen deines Textes.

Für viele Menschen besteht das Leben einzig und allein aus den Farben "Schwarz" und "Weiß". Schade, dass das Schwarz eine "markantere" Position einnimmt...


LG X
 
dein schicksal berührt sehr. das leben hat dich all seine härte spüren lassen. den stärksten werden die schwersten Prüfungen auferlegt
 
Guten Tag.


Die Zeilen sind sehr emotional und "jedem", dem jenes widerfährt/widerfahren sollte, kann ich nur eines mitgeben: die letzten Zeilen deines Textes.

Für viele Menschen besteht das Leben einzig und allein aus den Farben "Schwarz" und "Weiß". Schade, dass das Schwarz eine "markantere" Position einnimmt...


LG X

Nun ja heute bin ich 32 Jahre - ist schon 13 Jahre der Inhalt

Und weil ich unbedingt wissen wollte warum ich mit 5 nur mit Schwarz und Weiß gespielt habe und im älter sein so auf lila und violett stehe,
hab ich mein Handbuchhoroskop gelesen - sind vier Farben des Skorpions....:zauberer1
 
dieser rat des älteren menschen bleibt ein rätsel für mich... also... wäre das leben aus trotz?.. oder wie?


Ja schon einerseits. Man lebt weiter, damit man es denen, die einen nieder gemacht haben vieleicht eines Tages beweisen kann. Das man nicht schwach ist. Denn man kämpft ja sozusagen auch gegen sich und wird stätker wenn man es schafft seine Depressionen zu besiegen.
 
Ja schon einerseits. Man lebt weiter, damit man es denen, die einen nieder gemacht haben vieleicht eines Tages beweisen kann. Das man nicht schwach ist. Denn man kämpft ja sozusagen auch gegen sich und wird stätker wenn man es schafft seine Depressionen zu besiegen.

besser hätte ich es nicht sagen können....:umarmen:
 
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