Auf Thema antworten

OH. Mir fällt ein ganz konkretes Erlebnis ein, wo ich mit der Energie des Todes direkt konfrontiert war, vielleicht paßt es? Ich erzähl einfach drauflos, das ist dir doch eh das Liebste, oder?


Die Uroma meines Freundes lag im Sterben, wir wußten es, ihre letzten verständlichen Worte waren "ich mag nimmer" gewesen. Nun schlief sie schon seit zwei Tagen. Ich wollte eigentlich erst abends bei ihr vorbeischauen, mein Freund war in der Arbeit. Aber auf dem Weg im Auto zu ihm hinaus wußte ich auf einmal, du fährst jetzt zur Uroma. Als ich die Türe ihres Zimmers öffnete, kam mir etwas entgegen, etwas...ungeheuer Großes, Fremdes, Gebietendes. Es fühlte sich an wie Stein, aber nicht undurchdringlich - als würde flüssiger Marmor mich überfluten. Ich blieb unwillkürlich stehen und flüsterte "...das ist der Tod, nicht wahr?" - und dann wurde ein Weg frei ins Zimmer, als hätte ich ein Schlüsselwort gesagt. Niemand war bei ihr, wir waren ganz allein, sie und ich und ... der Tod. Und diese schweigende Macht war es auch, die mir unmißverständlich sagte, "Faß sie nicht AN", es war wie ein stummer Befehl, als wären - mächtige Schwerter um ihr Bett gekreuzt - als ich zu verstehen gab, ich respektiere diese Macht und werde sie nicht berühren, konnte ich an ihr Bett treten. Ich sagte zu ihr, die in tiefem Schlaf lag, aus dem es erst drüben ein Erwachen gibt, die Worte, die noch auszusprechen waren. Worte, die ihr das Loslassen möglich machten. Sie lag im Tiefschlaf und ihre körperlichen Ohren konnten mich nicht hören... aber ihr Atem kehrte sich augenblicklich um, wurde zu einem sanften "das Leben ausatmen". Ab da war die ganze Energie im Raum viel freundlicher, nicht mehr hart und streng, wenn auch immer noch gebieterisch. Ich verbeugte mich vor ihr, vor dieser fremden und doch so eigenartig bekannten Macht und verließ leise den Raum.


Der Anruf, sie sei gestorben, erreichte uns kaum eine Stunde später, ich hatte grad noch meinen Freund drauf vorbereiten können.


Zurück
Oben