Noch rechtzeitig (?) erkennen Arima, Sila und Pama (die heilige Dreifaltigkeit), was Luzy und Betunia vorhaben.
„Du spinnst doch, Luzy!“ kreischt Arima, als die drei die beiden an einer Kreuzung zweier staubiger Landstraßen begegnen. „Zuerst verbannst du Tod und vergrämst ihn damit und jetzt willst du Krieg und Krankheit auch verbannen.“
„Und Gerechtigkeit“, vervollständigt Luzy stolz.
Arima, Sila und Pama drehen alle drei gleichzeitig die Augen über.
„Na super!“ ereifert sich Arima. „Und was dann? Vielleicht fällt dir dann auf, dass es noch immer so viele Geburten gibt. Willst du dann Frau Geburt auch verbannen? Und schließlich wird den Menschenwesen langweilig werden. Willst du dann auch Meister Langeweile aufs Schiff schicken? Und so weiter und so fort. Es wird immer etwas geben, Luzy. Diese Welten sind nicht vollkommen. Es gibt nur eine Vollkommenheit. Und das ist die Quelle der Kraft.“
„Und was haben wir davon?“
„Luzy, hast du vergessen, wie es in der absoluten Geborgenheit ist, in der nur gegeben und nie genommen wird? Hast du diesen Frieden und vor allem diese bedingungslose Liebe, die es nur in der Quelle geben kann, denn wirklich vergessen können? Es gibt nur diesen einen Geist und wenn auch nur ein winziges Teilchen dieses Geistes nun diesen Traum hier träumt, so darf es nicht sein, dass dieses Teilchen alles vergisst. Wir sind dazu da, um alle daran zu erinnern, Luzy. Wir sind nicht dazu da, sie weiter in den Traum zu stürzen, den es gar nicht wirklich gibt.“
„Sie haben vergessen, wir nicht“, spricht nun auch Sila und nimmt sanft Luzys Hand (denn ein wenig ist sie auch in Luzy verliebt und nicht nur in Arima). „Wir müssen sie in Ruhe lassen. Wir dürfen uns nicht mehr einmischen, wie wir und viele andere unserer Art es einst getan haben. Wir müssen Vorbild sein, dass auch sie die andere Lebewesen in Ruhe lassen und sich nicht über sie stellen. Das Fleischessen hat bereits begonnen. Es muss wieder aufhören, sonst versinken die Menschenwesen abermals im Sumpf des absoluten Vergessens. Noch hören sie vereinzelt die wahren Stimmen in sich selbst. Zumindest einige wenige wie Buddhi, die sich bald wieder unter einen Bodhibaum setzen und schweigen wird, weil das die einzige Antwort auf alle Fragen ist.“
„Also, komm, Luzy“, setzt auch Pama hinzu und nimmt Luzys andere Hand (Pama ist nicht in Luzy verliebt!). „Lass uns nach Hause gehen. Geh mit Betunia zurück in deine Höhle, macht euch einen guten, warmen Tee und schaut ein wenig Fern, bevor ihr zu Bett geht.“
Nach diesen Worten sehen alle Pama etwas verwirrt ab, aber sie schütteln diese seltsamen Gedanken ab und schließlich kehren sie tatsächlich um.
„Ich habe es nur gut gemeint. Ich wollte, dass sie glücklich sind“, meint Luzy auf dem Heimweg.
„Das wissen wir doch. Aber Tod muss zurück kehren, sonst kommt es zu einem unvorhergesehen Aufwachen des Traums. Gevatter Tod ist ja nicht nur für die Erde verantwortlich, sondern für das gesamte Traumuniversum“, klärt Sila auf. „Da draußen stapeln sich die Planeten und Monde und Asteroiden und was es sonst noch alles da draußen gibt, was miteinander kollidiert und verschmilzt. Die Menschenwesen und andere Humanoiden dürfen nicht mit einem so plötzlichen Schock aufwachen.“
„Aber wenn Tod nicht hier ist...“, beginnt Luzy.
„Verdammt!“ kreischt Arima abermals auf, dem die Geduld langsam zu Ende geht. „Es gibt keinen Tod, Luzy!“
„Deswegen brauchst du nicht so zu schreien, Bruder“, wehrt Luzy beleidigt ab.
„Ist doch wahr“, nuschelt Arima etwas leiser. „Hast du echt alles vergessen? Was meinst du, warum Gevatter Tod (der ebenso nur eine Art Vorstellung ist wie alles andere hier) sagt, er erfülle alle Wünsche? Nicht er erfüllt sie, sondern die Lebewesen erfüllen sich selbst ihre Wünsche. Tiere sind da besonders gut. Pflanzen mitunter auch, obwohl man es ihnen kaum zutraut mit ihrem feinen Nervengespinst ohne Ableiter, bzw. Gehirn. Sie wünschen sich, bevor der große Traum abermals zu Ende geht, eine Welt ohne Menschenwesen.“
