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Sila drängt es auch zum Bodhibaum, unter dem Buddhi fast unbeweglich, mit seligem Lächeln, sitzt und nur wenig spricht. Man erinnert sich: Sila hat Mayla „in“ sich – das Baumwesen und Baumliebende wie Buddhi und Mayla/Sila (nicht nachdenken, sonst verwirrt es zu sehr!) ziehen sich immer an. Und wenn Buddhi spricht, sagt sie Worte, wie diese: „Wir sind wie Blätter, die vom selben Baum fallen. Immer wieder kommen Blätter nach, aber es sind nicht mehr dieselben.“


„Siehst du, Arima. Sie drückt es viel besser aus als du“, ereifert sich Sila, als diesmal beide Buddhi einen Besuch abstatten. Natürlich sind sie nicht die einzigen. Man muss schon Glück haben, wenn man in den ersten Reihen des Gartens einen Platz in der gepflegten Wiese findet.


„Aber sie sagt nicht, dass der Baum wie das wahre Ich ist und nicht die Blätter, die bloß die Körperwahrnehmung darstellen.“


Sila winkt ab. „Du bist viel zu kompliziert mit deinen Erklärungen. Buddhi hat recht. Wir sind die Blätter, die vom Baum fallen und verrotten. Die neuen Blätter sind nicht wir. Es sind andere. Von uns bleibt nichts übrig, außer der Baum erinnert sich an uns.“


„Auch nicht schlecht, denn Gedanken erzeugen immer Wirklichkeit“, lächelt Arima und richtet seinen Blick wieder nach vorne zu Buddhi, die ihn direkt ansieht und ihr Lächeln ein wenig breiter wird. Aber es sollte noch breiter werden – das Lächeln.




Inzwischen hat sich die bereits zur lebenden Legende gewordene hübsche, junge Frau unter dem Bodhibaum weit herum gesprochen. Auch Mirjam und ihre Zwillinge, der Blaue und der Andere haben von ihr gehört und sind neugierig geworden.


„Es wäre zu weit und den Teleporter können wir uns nicht leisten“, sinniert Mirjam, als die beiden sie inständig bitten, die hübsche, junge Frau unter dem Bodhibaum zu besuchen.


„Das ist ja wieder einmal typisch. Für die Reichen gibt es jede Menge Erleichterungen, aber die Armen müssen sich weiter abplagen“, schimpft der Andere. „Hättet ihr mich nicht abgehalten, weiter zu predigen. Vielleicht hätte es bei den verfluchten Ego-Oberen was genutzt.“


„Sie hätten dich zu Tode gesteinigt, du Narr“, antwortet Mirjam und sucht ihr letztes Erspartes zusammen. „Das dürfte reichen“, meint sie dann, „Ich werde sowieso nichts mehr brauchen, da ich bald sterben werde. Und da schadet es nicht, einer Heiligen den letzten Blick zu schenken.“


„Mutter!“ stöhnt der Blaue auf. „Das kannst du uns nicht antun!“


„Ja, meinst du denn, ich lebe ewig. Nichts ist von Dauer, mein Sohn. Nichts, aber auch gar nichts.“


„Auch das hätte verändert werden können“, raunt der Andere, wobei alle drei noch nicht wissen, dass Gevatter Tod noch immer verbannt auf dem Segelschiff im stillen Meer seine Runden zieht.




Der Teleporter steht nicht weit weg vom Haus Ernsts Familie. Inzwischen wurde der Garten vergrößert und nur mehr eine gewisse Menge zugelassen wurde, weil die Menschenwesen alle Wege verstopfen und viele ihre Besorgungen nicht mehr machen können. Mirjam, der Blaue und der Andere haben Glück. Genau in dem Moment, als sie aus dem Teleporter (sieht aus wie Dr. Who's Tardis – sozusagen wie eine englische Polizei-Notrufzelle) steigen, gibt es gerade noch für drei Personen Platz im Garten, der sich zu einem weiträumigen Park gemausert hat.


Und dann geschieht es: Der Andere erblickt Buddhi und Buddhi, deren Lächeln jetzt am breitesten wird, erblickt den Anderen. Es ist Liebe auf den ersten Blick.


Bei diesem Ereignis ist auch Luzy anwesend. „Ach, sie hätte statt den Lehrling den Chef haben können“, seufzt er und Arima, der ihn begleitet hat, dreht die Augen über.




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