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„Gott ist blau“, schrieb Salman Rushdie in seinem Meisterwerk (alle seine Bücher sind meiner Meinung nach Meisterwerke) „Mitternachtskinder“. Christus hatte eine blaue Haut. Aber kein Mensch hat blaue Haut! Krishna hatte auch blaue Haut und wurde ebenso wie Joshua als Mensch geboren.


Heute würde ich die Geschichte über Joshua ganz anders, ganz neu schreiben. Man entwickelt sich – so sagt man. Es kann aber auch sein, dass man mit dem Alter eher abbaut. Entwickeln oder abbauen? Das ist hier die Frage.


Aber Joshua könnte die Rettung sein. Ich habe ihn nie wirklich als kleinen Mann beschrieben (auch wenn ich ihn manchmal so nannte), aber wenn man den Geschichtsleuten glauben mag, dürfte er keine herausragende Schönheit gewesen sein. Ähnlich Arima, als er als kleiner Fettsack vor Ernst erscheint und ihm doch keine große Hilfe sein kann. Demnach hat er genauso versagt wie einst Joshua (wir sagen meistens „Jesus“, man kann aber auch „Jeshua“ schreiben oder „Jesua“, was eher stimmt als Joshua; dennoch bleibe ich bei Joshua, da es mir irgendwie (?) geläufiger ist). Wie? Was? Joshua, der Christus hat versagt, obwohl es noch immer so viele Christen gibt? Ja! Und genau deshalb! Weil es noch immer so viele Christen gibt und das Christentum, wie jede Religion, nichts anderes als ein Geschäft ist und g(k)lauben tut man sowieso nur Erdäpfel.


Nun aber wieder zurück zu Joshua und Krishna, wobei sich Christus und Krishna eher verwandt anhört. Ich weiß nicht, ob ihr Dasein auf der Erde zur selben Zeit chronologisch festgelegt wurde, dennoch gibt es einige Gemeinsamkeiten, wie etwa der gute Hirte. Krishna wird oft als Kuhhirte und Joshua als Schafhirte dargestellt. Und die Frauen! Beide waren von Frauen umringt. Ganz sicher! Und ich stelle sie mir gerne beide als blau vor...


Warum ich mich weigere, Joshua den Christus zu nennen? Weil das nur irgendein jüdischer Titel ist, der nichts anderes aussagt, als „der Gesalbte“. Und weil im Kurs steht, dass Christus alle sind und nicht nur Joshua, der als einziger Sohn Jahwes gilt. Im Kurs steht auch kein Wort „Jahwe“, sondern immer nur Gott. Gott als abstrakter Geist, form- und farblos. Also nichts von blau.


Würde ich heute die Geschichte Joshuas neu schreiben, wie würde ich beginnen? Mit Maria. Ja, es ist dieselbe Maria die viele, viele Jahre – etwas mehr als 2000 – zur selben Zeit wie Kim geboren wird. (Meine Phantasie schon wieder!) Maria, die Mutter Joshuas. Maria, die ihre Eltern an Terroristen (würde man heute sagen) verloren hat und ein Onkel das arme Mädel in seiner Familie aufnahm. Die Tante missbrauchte das Mädchen zum putzen und der Onkel – na ja, man kann es sich vorstellen, wie er sich in der Kammer zum Bett des jungen Dings schlich.


Würde man einen Film daraus machen, wäre ich bei dieser Szene für die Hintergrundmusik „Janie's got a gun“ von Aerosmith. Maria – eigentlich Mirjam – hatte aber kein Gewehr. Wenn sie eines gehabt hätte, hätte sie die gesamte Menschheit ausgerottet. Sie hasste die Menschen. Alle. Durch die Bank. Kein Wunder, wo sie doch nie Liebe erfahren hatte.


Es war damals eine schwere Zeit. Ihre Eltern waren arm und alle mussten mit anfassen, um sich übers Wasser zu halten. Auch die kleine Mirjam musste mit anpacken, was so viel heißt, dass sie von Haus zu Haus betteln ging und meistens wie ein räudiger Hund weg gescheucht wurde. Nichts von Gastfreundschaft. Beim Onkel ging es ihr um keinen Deut besser. Ganz im Gegenteil, denn da kam noch was anderes hinzu, das ihr einen dicken Bauch bescherte.


Natürlich wurde sie aus dem Haus gejagt. Eine junge Frau, ledig und schwanger und allein. Was braucht es mehr, um die Menschen zu lieben?


„Ich werde auf der Hut sein, Betunia, ich werde“, seufzt Arima und erhebt sich zusammen mit Sila.


„Ihr wollt schon gehen? Ich dachte, wir schließen uns zusammen“, begehrt Luzy auf und erhebt sich ebenfalls.


„So weit sind wir noch nicht“, meint Arima mit gesenktem Blick.


„Na klar, Misstrauen muss erst mal überwunden werden.“


„Du sagst es, Luzy!“



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