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Irgendetwas kommt Arima bei dem seltsamen Tier, bei Lisa, komisch vor. Es, bzw. sie, da man ihr einen Mädchennamen gegeben hat und sie, das seltsame Tier, noch dazu wirklich weiblich ist, erscheint ihm etwas zu menschlich. Er erinnert sich, wie sie ihn angestupst hat, wenn er gestrauchelt ist und auch jetzt in seiner Nähe ist, als ob sie um ihn besorgt wäre.


Es ist wie ein plötzlicher Blitzschlag aus blauem Himmel. Intuition! Er erinnert sich auch, an den Versuch Lisas, sich verständlich zu machen. Auch er hatte sich materialisiert. Warum nicht auch Sila oder Pama? „Sila?“ fragt er leise und trifft damit sofort ins Schwarze, denn Lisa nickt mehrmals heftig mit ihrem großen (im Vergleich zum pelzigen Körper) Kopf. „Warum? Ich meine, warum in diesem Aufzug?“ fragt Arima und erntet von Lisa Blicke von oben bis unten und wieder von unten bis oben, wobei ihre Augen mehr als nur abschätzend blicken. „Ja, ja, okay – ich will halt nicht immer der Schönste aller Schönen sein. Aber du hättest nicht mitkommen sollen. Was, wenn dir etwas passiert!“ Den nächsten Blick von Lisa kann man nicht beschreiben. Vielleicht in Worten, die sie dachte, würde Arima sie verstehen: „Hast du sie nicht mehr alle? Was soll uns denn passieren? Wir sind Projektionen, die wir selbst jederzeit auslöschen können. Hast du denn wirklich alles schon vergessen?“ Arima fasst sich lachend an die Stirn. „Ich Trottel! Ja, ja, du hast recht, Sila. Ich bin nah dran, alles zu vergessen.“ „Es klappt! Die Verständigung auf gedankliche Art klappt!“ jubelt Lisa innerlich. „Ja, endlich, Sila. Es klappt. Aber ich kann nicht garantieren, wie lange noch. Wenn es sinnvoll gewesen wäre, hätte ich auch so eine ähnliche Form wie du angenommen, aber dann hätte es mit der Kommunikation nicht geklappt. Andererseits sind die menschlichen Formen gefährlich, weil das menschliche Bewusstsein viel zu schnell alles verschleiert.“


„Was ist? Kommst du endlich?“ ruft Ernst von oben, der noch immer aufrecht steht und so tut als wäre der lange Marsch nur ein Spaziergang gewesen.


„Vergiss ihm nicht zu sagen, dass wir möglicherweise von den Menschenwesen in der Stadt nicht wahrgenommen werden. Unsere Projektion ist noch zu direkt, während seine und ihre doch schon länger zurückliegen“, warnt Sila telepathisch und Arima nickt stumm, während er seinen ein Meter fünfzig großen Einhundertkiloleib nach oben schleppt und Lisa munter wie ein Hase hinterher hoppelt.


„Warte“, keucht Arima, als er endlich oben neben Ernst angekommen ist und sich schnaufend in den Sand hockt. „Ich muss dir noch etwas sagen, was länger dauern könnte. Also – setz dich.“


Ernst begreift zuerst nicht. Er fühlt sich lebendig und wirklich und nicht wie eine Projektion, auch wenn diese Projektion längst vergessen ist und er sich nicht erinnern kann, jemals von irgendjemanden, der er selbst sein soll und von dem er geistig oder wenigstens feinstofflich in einer geistigen oder wenigstens feinstofflichen Ebene, produziert wurde.


„Ist doch egal, ob du es verstehst oder nicht. Es ist ohnehin nicht erklärbar. Einst nahm ich mir so etwas wie Bewusstseinsblasen oder Wahrnehmungsblasen zu Hilfe, um es vielleicht besser zu erklären, aber auch das ging in die Hose. Immerhin sind Menschenwesen nicht in einer Blase eingeschlossen und Wesen wie Lisa auch nicht, obwohl Lisa einer anderen Spezies angehört und demnach in einer anderen Blase wahrnimmt, was sie hier darstellt, obwohl sie irgendwo in einer gemütlicheren Ebene im Sonnenschein auf einer Liege in einem Pavillon liegt und es sich gut gehen lässt.“


Ernst macht große Augen. „Ich möchte meine Projektion zurück ziehen und auch in einer gemütlichen Ebene im Sonnen...“ „Lass das jetzt“, wirft Arima ein. „So einfach geht das nicht. Ich möchte endlich etwas zu trinken, auch wenn ich nur eine Projektion bin. Aber so ist es nun mal mit so genannten festen Körpern. Je fester, umso schwieriger. Ach, ich wollte was anderes sagen. Na, egal.“


Dann machen sich die drei auf den Weg, - die steile Sanddüne hinunter Richtung Stadt oder viel mehr in eine größere Siedlung, die aus lauter gleichen weiß getünchten Häusern und Kuppeln mit weiß-goldfarbenen Streifen besteht.




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