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Abraxas365Mithras
Guest
Wer partout nicht akzpetieren will, dass die Wirklichkeit anders ist, als er sie selber gerne haben möchte, lebt sein Leben als Fundamentalist. Eine klerikale Erscheinung in diesem Sinne ist der Augsburger Bischof Walter Mixa. In der Debatte um sexuellen Missbrauch durch Priester macht er die sexuelle Revolution der späten sechziger Jahre für die wachsende Zahl von Übergriffen durch Erwachsene verantwortlich.
Ich selber habe Walter Mixa vor 13 Jahren bei einem Pressegespräch persönlich getroffen. Und war positiv beeindruckt vom damaligen Bischof von Eichstätt. Dieser trat als Mensch ohne Allüren auf, der Journalisten Liegestühle anbot, um mit ihm im Garten seiner Residenz ganz locker über Gott und die Welt zu plaudern.
Mit Teilen der Realität hatte er aber Probleme. Auf die Frage , was geschehen müsste, damit Kinder für alleinstehende Mütter nicht zum Armutsrisiko würden, zeigte er sich irritiert. Kinder, so Mixa damals sinngemäß, seien ein Geschenk. Sie könnten kein Risiko sein. Eventuell störte ihn ja grundsätzlich die Existenz unverheirateter Mütter. Bekanntlich nannte er 2007 Pläne des Familienministeriums, zur Finanzierung neuer Kinderbetreuungseinrichtungen andere Familienleistungen zu kürzen, einen gesellschaftspolitischen Skandal.
Wie er aber auf die 68-er als Auslöser von Missbrauch hinter Kirchenmauern kommt, ist schon rätselhaft. Vielleicht hat es mit seiner eigenen Biografie zu tun. Mixa studierte ab 1964 Theologie und wurde 1970 zum Priester geweiht. Mit dieser Berufsentscheidung hatte er bei Gleichaltrigen sicher keinen leichten Stand. Vielleicht glaubt er ja auch daran, dass Teufel und Dämonen den seelisch labilen Menschen immer zu Irrungen verführen. Für diese Rolle eignen sich zottelige, kiffende langhaarige Männer und Mädels in superkurzen Miniröcken natürlich hervorragend.
Besser wäre es, die Wahrheit zu akzeptieren. Nämlich, dass es immer Probleme verursacht, wenn man Menschen abverlangt, normale Bedürfnisse zu unterdrücken. Alle Geistlichen haben die Vorgabe, gegenüber anderen stets tugendhaft. gütig und verständnisvoll aufzutreten. Weshalb zum Beispiel evangelische Pfarrer aus ländlichen Gebieten mit hoher sozialer Kontrolle zu den guten Kunden von Psychotherapeuten zählen. Bei den Katholiken kommt der von der Ideologie erzwungene Verzicht auf körperliche Liebe hinzu.
Dass dieser Aspekt des Berufsbildes gerade solche Menschen anzieht, die mit ihrer eigenen sexuellen Orientierung nicht zurechtkommen und auf Befreiung hoffen, liegt auf der Hand. Aber was die 68-er angeht, ist die Sache anders. Die sexuelle Revolution macht es möglich, dass Missbrauchsopfer offen über ihre Erlebnisse reden und sich nicht in Grund un Boden schämen müssen.
Vielleicht ist es ja gerade das, was der katholischen Kirche so weh tut.
Man sollte doch hin und wieder etwas zurückgehen um etwas zu sehen