Alles über die Baby-Boomer - okay Boomer?

Werbung:
Deswegen hast du ja darunter zu leiden. Weil du keine Resilienz erfahren hast. Wir waren drei Geschwister und wir wohnten in einer kleinen Straße am Stadtrand, in der in jedem einzelnen Haus mindestens zwei andere Kinder wohnten. Wir waren sozusagen ein ganzer Schippel Kinder. Obwohl wir auch gestritten und gerauft haben - natürlich, aber wir hatten einander.

Das ist viel wert. Ich hab mir als Kind auch Geschwister gewünscht, sehr oft sogar. Und später, als Erwachsene, habe ich oft darüber nachgedacht dass es toll gewesen wäre, wenigstens eine Schwester oder Bruder gehabt zu haben, mit denen man sich austauschen hätte können. Oder auch mal über die "blöden Eltern" zu lästern.

Es tut mir leid für dich, dass du das nicht hattest. Keine Hilfe, keinen Trost, keine Freunde, die deine Ohrfeige rächen wollten.

Ich hatte sogar drei sehr gute Freundinnen als Kind, und später auch. Mit ihnen habe ich auch viel Zeit verbracht. Aber ich habe einfach nicht über die Dinge geredet, unter denen ich massiv zu leiden hatte. Und sie hätten mir auch nicht wirklich helfen können. Später habe ich Hilfe von einem Teil meiner Familie erfahren. Aber da war ich bereits 17-18 und vorher musste ich durch alles alleine durch.
Als ich ausgezogen bin, war ich 16, und hatte nichts. Ich wäre auch nichtmal auf die Idee gekommen, dass damals das Jugendamt noch für mich zuständig gewesen wäre.

Ach die Rachepläne :D Da musst du dir ein paar Dreikäsehochs vorstellen, die unterm Tisch sitzen und einen geheimen Aufstand planen - oder was sie als nächstes anstellen werden :D Das waren dann Telefonstreiche, Klingelstreiche oder wir haben einfach irgendwas versteckt :ROFLMAO:

Ach so, ok. Das finde ich jetzt süß. :DNaja, Telefonsstreiche habe ich mit einer Freundin schon auch gemacht.

Ich danke dir für dein Mitgefühl. Und alles, was ich sagen will ist dass jeder seine persönliche Geschichte hat, die sich unmöglich auf eine ganze Generation übertragen lässt.
Und in meinem Fall hat das was passiert ist sehr wohl auch mit dem Krieg zu tun, womit wir wieder beim Thema Kriegsenkel wären. Ich bin mir sicher, dass auch mein Vater sich anders hätte entwickeln können, wenn er nicht durch Kriegs- und Nachkriegszeit traumatisiert worden wäre.
 
Ich finde es immer schlimm, wenn sich Leute eine Meinung bilden ohne wirklich Bescheid zu wissen. Ja, sich noch nichtmal Mühe geben sich zu informieren.
Es ist eine Tatsache, dass viele Kinder der 50iger 60iger Jahre zuhause misshandelt wurden und zwar nicht nur mit Ohrfeigen. Und es ist auch eine Tatsache, dass viele der Kinder vor lauter Scham nicht darüber gesprochen haben, denn wer kommt schon gerne aus so einer Familie.
Und wenn man mal darüber geredet hat, wurde es oft „klein geredet“ so wie hier auch. Oder Mütter die später nichts mehr davon wissen wollten, die alles Negative wie schon ihr ganzes Leben lang verdrängt haben.

Natürlich hatten wir es gut. Arbeitsplätze gab es genügend die ersten Jahre, man konnte werden was man wollte und wenn man die falsche Entscheidung getroffen hatte, machte man eben eine Umschulung. Kein Problem.
Und die Disko und Party Zeit hab ich auch sehr genossen, war nur ein bisschen kurz. Ich hab ja jung geheiratet.
Übrigens eine Wohnung gab es nur mit Trauschein. Und der Chef konnte einem verbieten mit Hosen zur Arbeit zu gehen. Aufzumucken hatte man ja leider nicht gelernt.
 
Das ist viel wert. Ich hab mir als Kind auch Geschwister gewünscht, sehr oft sogar. Und später, als Erwachsene, habe ich oft darüber nachgedacht dass es toll gewesen wäre, wenigstens eine Schwester oder Bruder gehabt zu haben, mit denen man sich austauschen hätte können. Oder auch mal über die "blöden Eltern" zu lästern.



Ich hatte sogar drei sehr gute Freundinnen als Kind, und später auch. Mit ihnen habe ich auch viel Zeit verbracht. Aber ich habe einfach nicht über die Dinge geredet, unter denen ich massiv zu leiden hatte. Und sie hätten mir auch nicht wirklich helfen können. Später habe ich Hilfe von einem Teil meiner Familie erfahren. Aber da war ich bereits 17-18 und vorher musste ich durch alles alleine durch.
Als ich ausgezogen bin, war ich 16, und hatte nichts. Ich wäre auch nichtmal auf die Idee gekommen, dass damals das Jugendamt noch für mich zuständig gewesen wäre.



Ach so, ok. Das finde ich jetzt süß. :DNaja, Telefonsstreiche habe ich mit einer Freundin schon auch gemacht.

Ich danke dir für dein Mitgefühl. Und alles, was ich sagen will ist dass jeder seine persönliche Geschichte hat, die sich unmöglich auf eine ganze Generation übertragen lässt.
Und in meinem Fall hat das was passiert ist sehr wohl auch mit dem Krieg zu tun, womit wir wieder beim Thema Kriegsenkel wären. Ich bin mir sicher, dass auch mein Vater sich anders hätte entwickeln können, wenn er nicht durch Kriegs- und Nachkriegszeit traumatisiert worden wäre.

Woher solltest du als Kind auch wissen, dass es sowas wie ein Jugendamt gibt?
Den Lehrern in der Schule ist wohl auch nichts aufgefallen - oder du hast perfekt dein Schauspiel abgezogen. Was Kinder ja sehr oft gut beherrschen.

Bei mir war ja auch nicht alles immer happy. Ich hab mich nie wirklich gut mit meiner Mutter verstanden. Ich mochte sie eigentlich nicht. Schon als Kind nicht. Die Beziehung ist heute noch schwierig. Aber für ein Trauma hat es nicht gereicht. Mir war immer klar, dass ich mit meiner Mutter nicht mein Leben verbringen muss.
Ja, bestimmt hab ich da auch irgendeinen Schaden abbekommen - aber der stört mich nicht weiter. Irgendeinen Schaden hat ohnehin jeder. Ich kann mit meinem ganz gut leben :D
Es gibt auch ein paar Dinge, für die ich ihr dankbar bin - zum Beispiel, dass sie uns keinerlei Religion vorgelebt oder vorgegeben hat. Sie ist nie in die Kirche gegangen, wir haben nie gebetet und es gab bei uns auch keine Bibel. Diesbezüglich sind wir sehr frei aufgewachsen. Es gab Kinder bei uns in der Straße, die haben uns beneidet, weil wir sonntags Morgen nicht in die Kirche mussten und schlafen konnten so lange wir wollten.
 
Der eine baut einen Autounfall und fährt am nächsten Tag wieder, die andere sitzt nie wieder in einem Auto. Unterschiedlichen Menschen passieren vergleichbare Dinge mit vollkommen konträren Auswirkungen.

Ich stimme dir hier natürlich zu. Trotzdem möchte ich noch anmerken, dass wenn üble Sachen gerade in der Kindheit passieren, das in irgendeiner Form Schaden hinterlässt. Manchmal muss man genauer hinschauen, um das zu sehen, weil es kompensiert werden kann, man funktioniert. Aber spurlos dürfte es nicht vorbeigehen.

Es geht hier auch nicht um ein paar Ohrfeigen, auch wenn die ebenfalls weder pädagogisch, noch förderlich sind.
Ich rede von völlig dysfunktionalen Familien, in denen ständig oder oft ein toxisches Klima der Angst, des Terrors und der Gewalt herrscht, egal um welche Art von Gewalt es sich handelt.

Als Kind ist man dem völlig schutzlos ausgeliefert. Man ist in jeder Form sowohl emotional als auch ökonomisch von den Bezugspersonen, zumeist den Eltern, abhängig.
Man kann nicht einfach seinen Koffer nehmen und sagen "ich gehe jetzt mal eben ins Hotel, bis es hier wieder besser läuft".
Dazu kommt, dass Kinder dazu neigen alle Schuld bei sich zu suchen - die Eltern sind einfach übermächtig.

Man hat auch noch kein Krisenmanagement, das erarbeitet man sich ja auch erst später, wenn man erwachsen ist.
Oft auch das sehr mühsam, weil man nicht erfolgreich am Modell lernen konnte, es wurde einem ja nicht vorgelebt.

Wenn also gerade in dieser Prägephase, in der ein Kind Schutz bräuchte, um sich gesund zu entwickeln und auch Kind sein zu dürfen, massiv einiges schief läuft dann kommen die Kompensationsmodelle her, einfach um zu überleben, weil man auch nur ein gewisses Quantum an Angst aushalten kann. Das ist also eine Überlebensstrategie, die beim Überleben hilft aber gleichzeitig sehr viel Kraft kostet. Oft kann man das nicht ein Leben lang aufrechterhalten und zahlt auch einen Preis dafür.
 
Ich stimme dir hier natürlich zu. Trotzdem möchte ich noch anmerken, dass wenn üble Sachen gerade in der Kindheit passieren, das in irgendeiner Form Schaden hinterlässt. Manchmal muss man genauer hinschauen, um das zu sehen, weil es kompensiert werden kann, man funktioniert. Aber spurlos dürfte es nicht vorbeigehen.

Es geht hier auch nicht um ein paar Ohrfeigen, auch wenn die ebenfalls weder pädagogisch, noch förderlich sind.
Ich rede von völlig dysfunktionalen Familien, in denen ständig oder oft ein toxisches Klima der Angst, des Terrors und der Gewalt herrscht, egal um welche Art von Gewalt es sich handelt.

Als Kind ist man dem völlig schutzlos ausgeliefert. Man ist in jeder Form sowohl emotional als auch ökonomisch von den Bezugspersonen, zumeist den Eltern, abhängig.
Man kann nicht einfach seinen Koffer nehmen und sagen "ich gehe jetzt mal eben ins Hotel, bis es hier wieder besser läuft".
Dazu kommt, dass Kinder dazu neigen alle Schuld bei sich zu suchen - die Eltern sind einfach übermächtig.

Man hat auch noch kein Krisenmanagement, das erarbeitet man sich ja auch erst später, wenn man erwachsen ist.
Oft auch das sehr mühsam, weil man nicht erfolgreich am Modell lernen konnte, es wurde einem ja nicht vorgelebt.

Wenn also gerade in dieser Prägephase, in der ein Kind Schutz bräuchte, um sich gesund zu entwickeln und auch Kind sein zu dürfen, massiv einiges schief läuft dann kommen die Kompensationsmodelle her, einfach um zu überleben, weil man auch nur ein gewisses Quantum an Angst aushalten kann. Das ist also eine Überlebensstrategie, die beim Überleben hilft aber gleichzeitig sehr viel Kraft kostet. Oft kann man das nicht ein Leben lang aufrechterhalten und zahlt auch einen Preis dafür.
Dem widerspreche ich gar nicht. Menschen sind individuell, so sind ihre Traumata.
 
Auch das gab es nicht für jeden. Für mich jedenfalls nicht. Und von Racheplänen war ich auch ganz weit weg. Und bin es auch heute. Und das finde ich auch gut so. Ich sehe in Racheplänen nichts gutes. Sie mögen vielleicht helfen vorübergehend aus dem Gefühl der Ohnmacht herauszukommen. Aber in die Freiheit führen sie einen nicht.
Ach je, klingt so moralisch, nach guter Mensch..
Wer wirklich schwer traumatisiert ist, hat normalerweise auch Rache-, Tötungs- und Folterfantasien, gegen die er kaum was machen kann.
Hatte ich jahrelang gegen meinen Vater, als Kind schon. Aufs Rad binden, Haut in Streifen abziehen, so die Richtung.
Ich fand, das waren noch die gesünderen unter den Traumasymptomen...
Natürlich ist man damit nicht voll identifiziert und man merkt schon, dass man das nicht real umsetzen will, aber es ist da.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dem widerspreche ich gar nicht. Menschen sind individuell, so sind ihre Traumata.
Naja, ab einem gewissen Schweregrad sind die Symptome recht ähnlich, es kennzeichnet sie, dass sie für denjenigen kaum noch beherrschbar sind. Das nennt man dann eine echte posttraumatische Belastungsstörung.
Das ist dann auch nicht mehr das , was heute so viele behaupten zu haben.
 
Werbung:
Ach je, klingt so moralisch, nach guter Mensch..

War ja klar, dass so etwas in der Richtung kommen musste.

Wer wirklich schwer traumatisiert ist, hat normalerweise auch Rache-, Tötungs- und Folterfantasien, gegen die er kaum was machen kann.

Auch das ist eine unzulässige Verallgemeinerung. Wer die also nicht hat, kann nicht traumatisiert sein?
Aggressionen können sich auch gegen einen selbst richten, das solltest du doch wissen.


Hatte ich jahrelang gegen meinen Vater, als Kind schon. Aufs Rad binden, Haut in Streifen abziehen, so die Richtung.
Ich fand, das waren noch die gesünderen unter den Traumasymptomen...

Ich eben nicht. Noch nicht mal in meinen Träumen. Aber glaub, was du willst.

Natürlich ist man damit nicht voll identifiziert und man merkt schon, dass man das nicht real umsetzen will, aber es ist da.
Dass die Wut irgendwann raus kommt finde ich auch gesund. Das muss sich aber nicht zwangsläufig in Rachephantasien umsetzen.
Die Wut zu spüren ist gut, ich sehe sie nicht als negativ, um Gegenteil, sogar als notwendig, um sich zu befreien, ein Heiliger Zorn eben.
Aber dahinter steckt noch ein wesentlich wichtigeres Gefühl - und das ist die Trauer. Trauerarbeit kann einen heilen, das Steckenbleiben in der Wut aber nicht.
 
Zurück
Oben