Sprache der Fäuste

Elias111

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17. April 2006
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Hallo an alle!

Mich würde mal interessieren, wie Ihr zu handgreiflichen Auseinandersetzungen als Option für das Lösen zwischenmenschlicher Konflikte steht.

Um vorab ein paar Empörungsausbrüche zu stoppen, will ich kurz ein paar meiner Gedanken dazu äußern:

Es ist eine Tatsache, dass jeder von uns täglich Konflikte zu bewältigen hat und solange dies der Fall ist, benötigt man entsprechende Methoden zur Lösung.

Bitte, bitte, bitte schreibt jetzt aber nicht sofort Unmengen verschiedener Versionen über ein und die selbe Aussage:
"Diese Konflikte haben ihren Ursprung in dir selbst."
Ich würde das an dieser Stelle einfach mal als selbstverständlich betrachten.

Es geht mir hierbei auch nicht um:
– Machtmissbrauch gegenüber Schwächeren (deshalb nicht vergleichbar mit dem Thread "Wurde geschlagen"!!!),
– Unterdrückung
– Stolz
– Ego
– Gewinnen
– Verlieren

Vielmehr geht es mir um die Lösung eines Konfliktes, letzten Endes also um Harmonie.
Mich interessiert, ob Ihr die verbale Kommunikation als des Menschen höchstes Gut bezeichnet.
Und sind körperliche Auseinandersetzungen dann nichts weiter als primitive und plumpe Macho-Gesten?
Oder ist diese Einstellung Folge unserer luxuriösen Lebensart?

Sind "verbale" und "physische" Auseinandersetzungen womöglich zwei grundverschiedene aber gleichwertig zu betrachtende Formen von Sprache? Der Schläger nennt den Denker "Klugscheißer" und der Denker nennt den Schläger "dummer Prolet".

Ich denke, dass die meisten hier im Forum, mich eingeschlossen, ein klärendes Gespräch der handgreiflichen Auseinandersetzung vorziehen. Aber ist der Grund dafür nicht einfach der, dass sich nicht so viele von uns in Gegenden herumtreiben, wo Schlägereien die übliche Form von Sprache darstellen?

Warum spricht man bei einem Handgemenge sofort von größerem Schaden?
Was ist mit Sprachterror?

Was meint Ihr?


es grüßt Euch
Elias
 
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Puh :confused4 regt auf jeden Fall zum Grübeln an...
Gewalt ist nicht einzig auf die körperliche Ebene beschränkt.
Verbale Gewalt muss körperlicher Gewalt in nichts "nachstehen". Gewalt als Kommunikation oder gar als Lösung??? Was könnte darin kommuniziert werden? Unbändige Wut (aus welchen Gründen auch immer), Überlegenheit..Irgendwie sehe ich gerad bloß ihre "destruktiven Elemente", gibts mehr?
Verbale Kommunikation ist hingegen vielfältiger, aber daneben kann auch sie "Gewalt" bedeuten, verletzen, Grenzen überschreiten...
Zu moralisch und naiv, wenn ich finde es sollte darum gehen Gewalt jedweder Art "zu bekämpfen"? Und nicht körperliche Gewalt zu rehabilitieren!
Würde körperliche Gewalt nicht verfolgt, was dann?
Eine Essenz, die ich deinem Beitrag allerdings gerne entnehme ist die, körperliche Gewalt und -täter nicht in ein "außerhalb der Zivilisation" zu stellen, wie das gern getan wird. Insbesondere im Kontext von Politika, wie das, rechte Gewalt in den Kontext einiger Schläger zu stellen oder aber wenns um eurozentristische Blicke auf "Kulturen", in denen körperliche Gewalt vermeintlich verbreiteter scheint, gehe ich mit dir konform.
:stickout3
 
So so... Elias, Elia und Elli *ggg*

"Gewalt ist die letzte Zuflucht des Unfähigen." sagt Isaac Asimov und ich stimme ihm zu.

Ich bevorzuge - wenns denn schon unumgänglich ist - die Gewalt der Worte und verzichte auf den Krieg.
 
moin,

die "saubere" Wahl der "Waffen" gibt es (schon sehr lange) nicht (mehr) - die verbale "Kommunikation" kann (wenn man sie geziehlt einsetzt) genauso tötlich (wortwörtlich) verlaufen wie ein "primitiver" Schlag auf eine extrem körperempfindliche Stelle.

Ersters wird oft mit "Psychospielchen" kombiniert und kann den Leidensweg dadurch extrem verlängern - dies fällt bei physischer Gewalt nicht so oft ins Gewicht (bzw. der/die "Täter" trachtet nicht so offensiv danach - wenn doch ist es nicht minder).

Die Einstellung ist die Beurteilung unserer (derzeitigen) Gesellschaft - kommt wohl daher, dass die "Mächtigen" damals (!:clown: !) nicht so auf körperliche Überlegenheit setzten sondern auf ihren gesellschaftlichen Stand, auf Ihre Beziehungen und Einfluß (u.a.).
Hat auch den Vorteil, dass ich schön im Hintergrund agieren kann ohne sofort negativ aufzufallen...

Die Frage die sich stellt - was für eine Art der Auseinandersetzung ist der Gesellschaft (allgemein) dienlicher?

ich denke die Tierwelt wäre ein "netter" Lehrmeister...

Gruß
 
Elias111 schrieb:
Vielmehr geht es mir um die Lösung eines Konfliktes, letzten Endes also um Harmonie.
Mich interessiert, ob Ihr die verbale Kommunikation als des Menschen höchstes Gut bezeichnet.
Und sind körperliche Auseinandersetzungen dann nichts weiter als primitive und plumpe Macho-Gesten?
Alles ist situationsabhängig.

Oft gibt es einen Aggressor (oder mehrere) und
einen Verteidiger. Der Aggressor sucht einfach nur
Streit.

Der Verteidiger muss eben abgestuft reagieren.
Etwa so:

1. Ignorieren.

2. Zurückziehen.

3. De-eskalieren.

4. Beschwichtigen.

5. Hilfe suchen.

6. Zuschlagen.

Im Normalfall sollte Stufe 6 nie erreicht werden.
Falls doch, muss man so hart zuschlagen, dass keine
Antwort mehr darauf erfolgen kann. Auf meine Fäuste
würde ich mich da nicht verlassen.

Gruss
LB
 
Disclaimer:
Das folgende bezieht sich jetzt auf die normalen, kleinen, spontanen Schlägerein, wie es sie in Schulhöfen, Fußballstadien oder Discotheken gibt,
nicht auf geplante oder besonders motivierte Gewalttaten, wie sie zur Zeit wieder allabendlich durch die Wohnstuben flimmern.
Ich denke, das ist auch im Sinne des ersten Postings.

Elias111 schrieb:
Mich würde mal interessieren, wie Ihr zu handgreiflichen Auseinandersetzungen als Option für das Lösen zwischenmenschlicher Konflikte steht.

Wenn Du die Frage jetzt so stellst ist meine Meinung: nichts. Weil sie den Konflikt nicht lösen.

Aber wenn Du schon so eine heikles These so offen ansprichst, dann schließe ich mich gerne an und riskiere auch ein paar Flames: ;)

Wer sagt, daß es immer Konflikte sind, die zu "Handgreiflichkeiten" führen ? Ist es nicht so, daß zu einer körperlichen Auseinandersetzung immer der Wunsch nach körperlicher Berührung kommt ? Denn wer den anderen nicht anfassen will, wird ihn auch nicht anfassen. Und in vielen Situationen darf man den anderen aufgrund gesellschaftlicher Normen auch nicht anfassen. Außer man bricht einen Streit vom Zaun.

Was mir auch auffällt:
Wenn diese Streitereien immer einen ernsten Hintergrund hätten, würden sie viel öfter übel ausgehen. Erstaunlicherweise passiert dabei aber immer nicht allzuviel. Ein paar Blessuren, aber die sind in ein paar Tagen verheilt.

Elias111 schrieb:
Warum spricht man bei einem Handgemenge sofort von größerem Schaden?

Ich wage sogar zu behaupten, daß viele dieser Handgemenge nichts weiter sind als der erfüllte Wunsch nach körperlicher Berührung. Daß es manchmal weh tut ... wird wohl in bestimmten Umfeldern eher in Kauf genommen als den Wunsch offen auszusprechen, bzw. ist der Wunsch danach stärker, weil es weniger andere Wege gibt sie zu bekommen.

Und die "Verbrüderung" hinterher ? Auch die gehört ja dazu. Sich gegenseitig wieder auf die Beine helfen, den Arm auf die Schulter legen, zusammen was trinken gehn...

Und dann muß man wohl auch dazusagen, daß solche Raufereien auch meistens mit Alkohol zu tun haben und auch hier gibt's wieder eine deutliche Parallele zum Flirt, der klappt nämlich mit Alkohol auch besser.

Die letze Konsequenz dieser Überlegung überlasse ich dem geneigten Leser, will mich ja nicht vollends in die Nesseln setzen ;)

jm2c
 
Elias111 schrieb:
Hallo an alle!
Mich würde mal interessieren, wie Ihr zu handgreiflichen Auseinandersetzungen als Option für das Lösen zwischenmenschlicher Konflikte steht. Um vorab ein paar Empörungsausbrüche zu stoppen, will ich kurz ein paar meiner Gedanken dazu äußern: Es ist eine Tatsache, dass jeder von uns täglich Konflikte zu bewältigen hat und solange dies der Fall ist, benötigt man entsprechende Methoden zur Lösung.
Bitte, bitte, bitte schreibt jetzt aber nicht sofort Unmengen verschiedener Versionen über ein und die selbe Aussage: Was meint Ihr?
es grüßt Euch Elias


Nun Elias111, die banale Antwort "Gewalt erzeugt immer wieder Gewalt" (und ist aus dieser Sicht Sinnlos) trifft es hier wohl am besten. Ich weiß wovon ich spreche, kontrolliere ich doch ständig meine eigene Aggressivität. Ich durfte dabei mehrfach erfahren, das deren Auslebung langfristig überhaupt nichts bringt.


El-Hombre
 
Bitte um Entschuldigung. Ich hatte dieses Thema versehentlich aus den Augen verloren …

Ok, also zunächst mal zum Begriff "Gewalt", den ich absichtlich nicht erwähnt hatte, der aber in Euren Antworten sofort die Position meines Begriffes "körperliche Auseinandersetzung" einnimmt.

Elli schrieb:
… "Gewalt ist die letzte Zuflucht des Unfähigen." …
Daran habe ich absolut nichts auszusetzen …

El-Hombre schrieb:
… "Gewalt erzeugt immer wieder Gewalt" (und ist aus dieser Sicht Sinnlos) …
… und auch das würde ich unterschreiben.


Die Sache ist nur die, dass es mir hier gar nicht um Gewalt geht.
Klingt das zu paradox?
Worum es mir in erster Linie geht, ist das Phänomen der Sprache.

@Joseph:
Du äußerst ein paar sehr interessante Punkte:
Joseph schrieb:
Das folgende bezieht sich jetzt auf die normalen, kleinen, spontanen Schlägerein, wie es sie in Schulhöfen, Fußballstadien oder Discotheken gibt […]

Wenn diese Streitereien immer einen ernsten Hintergrund hätten, würden sie viel öfter übel ausgehen […]

Ich wage sogar zu behaupten, daß viele dieser Handgemenge nichts weiter sind als der erfüllte Wunsch nach körperlicher Berührung […]

Und dann muß man wohl auch dazusagen, daß solche Raufereien auch meistens mit Alkohol zu tun haben und auch hier gibt's wieder eine deutliche Parallele zum Flirt, der klappt nämlich mit Alkohol auch besser […]

Wäre es jetzt zu gewagt von mir, hier Parallelen zum Smalltalk zu ziehen?
Eine große Gemeinsamkeit hat ja beides: Den Wunsch nach Kommunikation.
Ob das nun immer vordergründig ein Wunsch nach körperlicher Berührung ist oder das Interesse an einem Flirt, sei jetzt mal dahingestellt.
In erster Linie geht es um Kommunikation und das konkrete Anliegen versteckt sich hinter den Worten/Gesten.
Ich glaube nicht, dass es bei allen körperlichen Auseinandersetzungen grundsätzlich um Aggressionen, Gewalt und Destruktivität geht.

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Viele sagen, dass die verbale Form der Kommunikation facettenreicher sei aber wenn ich mir die Qualität der meisten Gespräche ansehe, stelle ich fest, dass nur Bruchteile dessen gebraucht werden, was diese Sprache eigentlich hergibt. Ein guter Gesprächspartner ist schwer zu finden und wie sollte es bei der körperlichen Auseinandersetzung anders sein? Beide Sprachen müssen geschult werden, wenn man mit dem Gegenüber angemessen kommunizieren will. Im Fall der verbalen Kommunikation muss man lernen, hinter oder zwischen die Worte zu sehen, um die Absichten des Gesprächspartners zu erkennen. Man lernt die Faktoren kennen, die die Qualität des Gespräches steuern. Man lernt die Wege kennen, die die eigenen Gedanken gehen und am meisten lernt man über sich selbst durch das Gespräch mit dem Gegenüber. Dabei spielt es keine Rolle, ob der andere die gleiche Lernbereitschaft mitbringt.

Im Falle der körperlichen Kommunikation schult man seine körperlichen Sinne, studiert Anatomien, zieht anhand von Körperhaltungen Rückschlüsse auf die mentale Verfassung des Gegenübers, lernt Gesten zu deuten und die Ernsthaftigkeit des Anliegens richtig einzuschätzen. Mit einem "grobstofflichen" Kontakt, geschweige denn mit Destruktivität hat das zunächst überhaupt nichts zu tun. Ich würde sogar sagen, dass Aggressionen und Machtinteressen das Erlernen dieser Sprache sehr erschweren, wenn nicht sogar unmöglich machen.

Eine sehr beliebte Aussage ist:
"Die größte Kunst besteht darin, einen Kampf gar nicht erst entstehen zu lassen".

Viele nennen diese Kunst ihr Eigen und fühlen sich dabei in ihrem Kopf sehr edelmütig, fast romantisch.
Dabei wird aber oft vergessen, dass es da einen entscheidenden Unterschied gibt:
Das eine ist die erfolgreiche Flucht vor der Situation,
Das andere ist die erfolgreiche Lösung ohne groben physischen Kontakt.
Letzteres bedeutet ein langes und manchmal auch schmerzhaftes Studium.

Nun kann sich natürlich jeder selbst überlegen, ob er sich mit solchen Dingen beschäftigen will. Mir persönlich geht es jedenfalls darum, die Dinge zu erlernen, die mir fremd sind, die Widerstände in mir abzubauen und meine Fähigkeiten zu erweitern. Nicht um Macht über andere Menschen zu erlangen, sondern um Menschen, die andere Sprachen sprechen, besser zu verstehen, damit es nicht so oft zu Missverständnissen kommt.

Ich hoffe, dass ich mich halbwegs klar ausgesprochen habe.

Es grüßt Euch
Elias
 
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Elias111 schrieb:
Hallo an alle!

Mich würde mal interessieren, wie Ihr zu handgreiflichen Auseinandersetzungen als Option für das Lösen zwischenmenschlicher Konflikte steht.

hallo,

also heute hätte ich am liebsten einen typen aufs maul gehauen. der wollte (s)ein kind mit auf die fähre nehmen... es wollte aber nicht... es schrie wie am spiess (es hatte wohl angst vor dem wasser... woher und warum ?).

ich fragte ihn, welche sprache er versteht. dann verstanden wir uns ;-)

cu
 
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