WM 2014, freut ihr euch???

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die Bilder von den Demonstrationen und den Polizeieinsätzen machen mich traurig.
mit jedem Cent den irgendjemand bei der WM mit Werbung oder ähnlichem verdient sollte ein Cent zur Lösung des sozialen Unglücks eingesetzt werden.
 
"Sie haben nichts davon" ist ja noch human ausgedrückt. In Wahrheit wird aber die Armut erschossen um die Strassen ansehnlich zu halten.

ich sehe die wm als eine chance, dass die welt auf brasilien blickt und auf die verhältnisse aufmerksam wird.
dass auch nebenbei fussball gespielt wird, ist sozusagen der emotionale aspekt dieser spiele und muss auch sein.
die fussballindustrie spiegelt drastisch mit ihren verdienstmöglichkeiten der stars und schulden der vereine die verhältnisse wider.

lg winnetou:)
 
ich freu mich über die brasilianische mentalität
da kommt sovie lebensfreude rüber
okay die stars da verdienen gut
sind selbst oft aus den ärmsten verhältnissen gekommen
und nicht jeder aus den unteren verhältnissen schafft das
so spielen sie eben auch für ihre landsleute
diese widerum nehmen die wm ,um auf ihre verhältnisse aufmerksam zu machen
sehr legetim
so wachsen da alle über sich hinaus
fussball als botschafter der versöhnung
und erinnerung...mal drüber nachzudenken
wie man die herzen aller wieder zu öffnen in der lage ist
wenn der gute herr niesbach zur wm in deutschland 2006 sagte...es war vielleicht besser ,dass wir dritter geworden sind
als wenn wir erster geworden wären
für unseren ruf in der welt wars besser
die tumben deutschen hatten sich als andere gemeinschaft präsentiert...als eben lebensfrohe gesellen:D
davon leb ich heute noch von
und die olle fahne ist mir nicht mehr ganz so sinnwidrig
ich kann sie wieder akzeptieren seitdem
#ein riesen fortschritt...auch eben richtung europa
sone aussage ähnlicher art läuft immer parallel mit
in brasilien eben diese
da mag es viele arme menschen geben
aber man sehe ma genauer hin...welche lebensfreude da rüber kommt
die depressiven sind ja vorwiegend in den reichen industriestaaten zu finden
damit will ich nicht sagen
dass man den armen in braslien nicht helfen muss und sollte
ich erinnere
da gibts die lunge der erde oder einer der lungen
den regenwald
und wenn das problem der armut nicht gereglet wird ,sodass zumindest jeder das notwendigste hat
dann kann uns allen irgendwann die luft ausgehen...
so hängen die dinge miteinander zusammen
jeder trägt verantwortung
daran erinnert mich die wm
und dann darf ich mich auch über schöne fussbalspiele freuen und darf sie auch geniessen
wenn ich das nicht vergesse:)
 
was soll mich dran erfreuen, das einige wenige daran gut verdienen und die meisten brasiliner nichts davon haben - reine "brot und spiele".

Jeder hat was davon und zwar Emotionen bezüglich Freude und Traurigkeit (wenn die eigene Mannschaft verliert).

Viele Menschen sitzen ohnehin vor dem Fernseher und einen solchen hat auch der ärmste Brasilianer.
 
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und einen solchen hat auch der ärmste Brasilianer.

.... wusste gar nicht, dass du im tiefsten Brasilien wohnst.....

(Erst denkend erkundigen, dann sinnvoller berichten, statt etwas zu glorifizieren, was nicht der Tatsache entspricht)

Wenn in Brasilien der Ball rollt, dann ist das für den Indio Carlos Tucano kein Grund mehr zum Feiern. Die Verlierer der Fußball-WM seien die armen Menschen, sagt er. Der Regierung und den Unternehmen ging es nur um ihre Interessen, sie wollten nur ihren Gewinn machen. Tucano würde gerne ein Spiel im Maracanã-Stadion ansehen, aber sein Herz sagt Nein.

Indios bewegen ihre Körper zu einem traditionellen Tanz. In voller Kriegsbemalung, mit Pfeil und Bogen in den Händen. Der Kriegstanz findet nicht irgendwo in einem entlegenen Reservat im Amazonasgebiet statt, nein, die Indios tanzen mitten in Rio de Janeiro, vor einer alten, schon ziemlich heruntergekommenen Villa, die abgerissen werden soll. Einen Steinwurf entfernt vom Maracanã-Stadion. Carlos Tucano, der Häuptling eines Indio-Stammes aus dem Amazonas, beobachtet seine tanzenden Stammesmitglieder, blickt dann zur mächtigen WM-Arena, die herausgeputzt wird, und macht sich seine Gedanken.

"Für die Weltmeisterschaft geben sie hier eine Milliarde Reais aus, umgerechnet 360 Millionen Euro, und hier investieren sie keinen Cent. Sie blättern stattdessen für den Abriss viel Geld hin." Carlos Tucano spricht vom alten Indio-Museum in Rio, direkt neben dem Maracanã-Stadion, das seit Jahren verfallen ist. Die einstige Pracht lässt sich nur noch mit viel Phantasie erahnen. Die zweistöckige Villa aus der Kolonialzeit hat keine Fensterscheiben mehr, die Fassade ist heruntergekommen, die Treppen im Inneren des Gebäudes sind baufällig. Carlos Tucano hat mit einigen Dutzend Gleichgesinnten seit 2006 in dem Camp im Garten des Hauses immer wieder gewohnt. Für die alte Villa hat er große Pläne: "Wir haben seit Jahren gefordert, dass das Gebäude wieder aufgebaut werden soll. Es müssen neue Fenster rein, die Fassaden müssen gestrichen werden. Innen sollte eine Menge erneuert werden, Wasser, Elektro, Energie. Es muss alles so erneuert werden, dass man darin gut arbeiten kann. Wir wollen nämlich, dass darin ein Kulturzentrum und ein Museum unserer indigenen Kultur eingerichtet werden. Denn wir leben nicht nur mit Pfeil und Bogen und ernähren uns von Maniok und Fischen. Wir wollen hier bleiben und den Menschen unsere Kultur zeigen."
Shopping-Center statt Indio-Museum

Der Bundesstaat Rio de Janeiro, dem das Grundstück gehört, wollte das Areal lange Zeit privatisieren. Shopping-Center und Lokale waren geplant. Doch der Gouverneur von Rio machte die Rechnung ohne die Indios. Sie wehrten sich erbittert gegen den Abriss. Immer wieder drohte die Situation zu eskalieren. Schwerbewaffnete Polizisten sollten das Camp rund um das Haus stürmen. Die Indios standen mit ihren Speeren und Bogen bereit. Im letzten Moment fanden Verhandlungen statt. Den Indios wurden Sozialwohnungen angeboten, Carlos Tucano lehnt das ab. Er und die anderen Mitglieder der Indio-Stämme wollen sich weiter gegen den Abriss wehren. Tucano: "Wir werden Widerstand leisten, aber ohne Gewalt."

In Fortaleza, im Nordosten Brasiliens, geht es nicht ohne Gewalt ab. Schwere Bagger sind aufgefahren, wälzen die Hütten und Häuser der Favela Alto da Paz nieder. Die Bagger werden geschützt von schwerbewaffneten Polizisten, die mit Gummigeschossen auf die wütenden Bewohner des Armenviertels schießen. Kriegsähnliche Szenen spielen sich ab. Panik unter den Favela-Bewohnern. Mehrere Menschen werden durch die Gummigeschoße verletzt. Eine ältere Frau ist völlig aufgelöst: "Ich bin wütend, ich bin sauer, ich fühle mich verletzt. Und nicht nur ich, alle Bewohner hier. Das war ein regelrechtes Massaker, die Kinder rannten umher, die Bagger fuhren alles um, sogar die Haustiere; sie hatten mit nichts und niemandem Mitleid."
Favela soll Zufahrtsstraßen weichen

Die Favela Alto da Paz ist in Sichtweite der Arena Castelão. So heißt das neue WM-Stadion in Fortaleza, in dem am 21. Juni Deutschland seine Partie gegen Ghana austragen wird. Noch wenige Tage vor dem ersten WM-Spiel wird im Außenbereich der Arena gewerkelt. Die kleine Favela soll mehreren Zufahrtsstraßen weichen. Außerdem sollen auf dem Areal 1.500 neue Wohnungen entstehen. Die Region in Stadionnähe, einst das Armenhaus der nordost-brasilianischen Metropole, erlebt dank des Stadionbaus einen regelrechten Boom. Neue Siedlungen entstehen, ebenso Shoppingcenter, die Mietpreise schnellen nach oben. Verlierer sind die Familien, die bisher in den umliegenden Favelas lebten und sich höhere Mieten nicht leisten können. Allein in Fortaleza sind einige Tausend Menschen von Umsiedelungen betroffen, auch wenn häufig gar nicht klar ist, wohin die Leute umgesiedelt werden. Dass die Behörden dann wie in der Favela Alto da Paz mit äußerster Brutalität vorgehen, macht viele Brasilianer wie diese ältere Frau fassungslos: "Leider ist das in Brasilien so. Für die Weltmeisterschaft wollen sie alles rausputzen, aber man muss sich ja nur mal umschauen, wie wir hier leben: Mitten im Abwasser. So leben wir hier in Brasilien. Es gibt in diesem Land viele Reiche, aber denen sind wir doch egal. Die Politiker wollen, dass wir sie wählen und dann machen sie mit uns solche Sachen hier."

Von schlechter Stimmung ist auf den Rängen der Arena Pernambuco nichts zu spüren. Rund 45.000 Zuschauer passen in das WM-Stadion von Recife im Nordosten Brasiliens. An diesem Abend sind nicht einmal 5.000 Menschen in dem riesigen Rund mit den knallroten Sitzen. Unten auf dem Rasen spielen zwei Teams gegeneinander. Es geht um die Regionalmeisterschaft im Nord-Osten Brasiliens. Die Stimmung bei den Fans ist besser als der lustlose Kick auf dem Rasen. Seit wenigen Monaten erst wird in der Arena Pernambuco gekickt. Das Stadion, in dem Deutschland Ende Juni gegen die USA sein letztes Vorrundenspiel austragen wird, ist eines der Schmuckkästchen der WM in Brasilien. Ein Stadion, für das sich die Fans richtig begeistern: "Ein wunderschönes Stadion. Es wurde auch Zeit, dass wir hier solche Strukturen erhalten. Alles hier ist klasse. Der Zugang, die Sicht aufs Spiel. Egal wo man sitzt, man sieht alle Spielzüge ganz genau."
Fans sind stolz auf neue Stadien

Die Fans sind stolz auf ihr Stadion, das als WM-Austragungsort ganz offiziell den Stempel "FIFA-Standard" verpasst bekommen hat. Dass dieser Standard auch dazu führt, dass an fast allen Spielorten Menschen enteignet und brutal aus ihren Häusern vertrieben worden sind, stört die Fans aus der gutverdienenden brasilianischen Mittelschicht kaum. Es überwiegt der Stolz, dass sich Brasilien mit der WM als Teil der ersten Welt präsentiert. Im Stadion gibt es kaum Verständnis für jene, die durch den Bau von Stadien und Straßen Nachteile erlitten haben. Ricardo Leitão ist der Chef des lokalen WM-Organisationskomitees in Recife. Nach seinen Worten soll das Stadion nur der Anfang einer ganzen WM-Stadt sein, die auch schon einen Namen hat. Smart City, die intelligente Stadt, soll hier in dem Außenbezirk von Recife rund um die WM-Arena entstehen. Leitão: "Das Baukonsortium hat für 30 Jahre - also bis 2043 - die Konzession, Smart City zu gründen. Vorgesehen ist, dass eine Halle gebaut wird, ein Shopping-Center, ein Veranstaltungsplatz, Hotels, Verwaltungs- und Gemeinschaftsgebäude sowie etwa 4.500 Wohnungen. Geplant sind auch öffentliche Plätze und ein Universitätscampus."

Die Stadtplaner wollen Recife umkrempeln, die Stadt modernisieren, die Infrastruktur völlig neu aufbauen. Die Fußball-Weltmeisterschaft ist da ein willkommener Anlass, solche Projekte anzustoßen. Geld für die Finanzierung ist ohnehin da, wenn auch häufig nicht ganz klar ist, woher die Mittel stammen und wohin sie genau fließen. Doch nicht alle sind glücklich über Smart City in Recife. Die intelligente Stadt und das neue WM-Stadion sind Thema bei der Versammlung des Bürger-Komitees in Camaragibe, einer Vorstadt von Recife. Etwa 30 Leute sitzen in einem kleinen Hinterhof. Camaragibe liegt nur zwei Kilometer vom Stadion entfernt. Es herrscht dicke Luft. Die meisten Anwesenden wurden für die WM-Bauten enteignet, insgesamt 129 Familien, darunter auch der 71-jährige Jeronimo Figueira: "Bis zum 29. November gehörte mein Haus mir. Jetzt werde ich vom Schicksal versklavt, das in Form eines Abrissbaggers erschien. Sie haben mein Haus einfach abgerissen. Ich habe den Kampf, das Haus für mich und meine Familie zu retten, verloren. Jetzt stehe ich auf der Straße."
Menschen müssen binnen weniger Tage ihr Häuser verlassen

Die meisten Häuser mussten einer Straße weichen, die vom Busbahnhof zum Stadion führen soll, und die noch gar nicht gebaut ist. Es gebe ein nationales Dekret, wurde den Anwohnern gesagt, sie müssten binnen weniger Tage die Häuser verlassen. Entschädigt worden sind bisher nur wenige Betroffene. Die Gelder liegen auf Sperrkonten, werden von der brasilianischen Bürokratie blockiert. Wann das Geld ausbezahlt wird und wie viel jeder bekommt, ist völlig unklar. Es sei auch kaum jemand in der Lage, sich ein neues Grundstück oder ein Häuschen zu leisten, erklärt Elias Inacio da Silva: "Es ist unmöglich etwas Vergleichbares zu bekommen. Die Quadratmeter-Preise sind explodiert. Wenn man den Betrag X für ein Haus bekommt, muss man für eine entsprechende Immobilie inzwischen mindestens das Doppelte zahlen."

Brasilien tritt Menschenrechte mit Fuessen
 
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