Zu spät kommen/das Haus der gefangenen Gesichtslosen

M

MelodiaDesenca

Guest
Ich hatte heute in der Nacht einen Traum, in dem eigentlich zwei Handlungsstränge zusammenliefen und doch zugleich jeder für sich stand.
Zuerst begann es recht banal, ich träumte davon, dass es aufgrund von winterlichen Verhältnissen zu Verzögerungen im Verkehr kam und ich bekam Streß, ob ich es noch rechtzeitig in die Arbeit schaffen würde. Die Situation wurde immer unwirtlicher, schneite stark bei Eiseskälte und es kamen stets die falschen Straßenbahnen und Busse, nicht jene, mit denen ich in die Arbeit fahren konnte und war inzwischen schon später Vormittag. Da ich durchfroren war, beschloß ich auf die Arbeit zu pfeifen und mich in einem Hauseingang etwas aufzuwärmen. Dort stand eine Tür weit auf und ich betrat neugierig eine Wohnung, die zwar riesig war in der sich jedoch auch dutzende Menschen befanden.
Ein Mann schloß die Türe hinter mir und zeigte mir seinen "Besitz", so nannte er die Menschen, die zum Großteil total vermummt und somit gesichtslos waren, wie in Ganzkörperlatexanzüge oder ähnliches gesteckt. Die meisten von ihnen schienen ganz gut orientiert und umschlangen mich mit ihren Gliedmaßen, es war, als wollten sie sich herabziehen und der Mann meinte, ich wäre nun eine von ihnen.
Ich bemerkte eine Art Trägheit und dann erinnerte ich mich, dass ich doch eigentlich in die Arbeit wollte und war irgendwie zerrissen. Die gesichtslosen Leute schwiegen entweder auf meine Frage oder erzählten mir, dass sie zwar Gefangene wären, aber keine Lust mehr auf das Draußen hätten und somit auch nicht zu fliehen versuchen würden. Ich konnte es nicht glauben und versuchte ihnen klarzumachen, dass es gar nicht so weit nach draußen wäre, aber irgendwie stieß ich auf Desinteresse.
Ich sah auf die Uhr und dachte mir, ich müsste mir wohl einen Urlaubstag nehmen, weil es ohnehin schon viel zu spät wäre und überlegte mir eine plausible Erklärung. Zugleich schmiegte sich eine der Gestalten an mich und ich begann das irgendwie gut zu finden, hatte aber Angst davor. Also riß ich mich nach einiger Zeit losu nd lief dorthin wo ich die Türe vermutete, dort waren aber nun unzählige Türen, die ich alle aufstoßen mussten und es wurde zuerst immer dunkler, aber ich hatte keine Angst, ich redete mir gut zu, dass das immer schon so gewesen wäre und war voller Zuversicht, dass sich am Ende der Weg hinaus auftun würde und so war es dann auch, nach zig Türen stand ich dann wirklich vor der, die mich hinausführte und dort blendete mich die Sonne, der gesamte Schnee war weg, die Uhr zeigte 7:30 Uhr morgens und ich wußte, ich würde es nun doch rechtzeitig in die Arbeit schaffen und war erleichtert, blickte noch einmal zurück zum Haus, aber dort schien gar niemand zu leben, es war total dunkel.
Mich würden eure Deutungen dazu interessieren.
 
Werbung:
Melodia: Zuerst begann es recht banal, ich träumte davon, dass es aufgrund von winterlichen Verhältnissen zu Verzögerungen im Verkehr kam und ich bekam Streß, ob ich es noch rechtzeitig in die Arbeit schaffen würde. Die Situation wurde immer unwirtlicher, schneite stark bei Eiseskälte und es kamen stets die falschen Straßenbahnen und Busse, nicht jene, mit denen ich in die Arbeit fahren konnte und war inzwischen schon später Vormittag.
Liebe Melodia,

in dieser Sequenz sollst Du auf das Thema geführt werden, wobei es bei der Arbeit weniger um den Broterwerb geht, sondern mit Deinem ganz allgemeinen Tun. Wie man sehen kann, ist es dort kalt im Sinne von Unpersönlichkeit ist (die menschliche Wärme). Die Verkehrsmittel gestalten das dann noch weiter aus, indem Du bei Deinem Tun anscheinend nicht so recht vorankommst, um ein wirkliches Ziel in zu erreichen zu können.​


Melodia: ...ich durchfroren war, beschloß ich auf die Arbeit zu pfeifen und mich in einem Hauseingang etwas aufzuwärmen. Dort stand eine Tür weit auf und ich betrat neugierig eine Wohnung, die zwar riesig war in der sich jedoch auch dutzende Menschen befanden. Ein Mann schloß die Türe hinter mir und zeigte mir seinen "Besitz", so nannte er die Menschen, die zum Großteil total vermummt und somit gesichtslos waren, wie in Ganzkörperlatexanzüge oder ähnliches gesteckt. Die meisten von ihnen schienen ganz gut orientiert und umschlangen mich mit ihren Gliedmaßen, es war, als wollten sie sich herabziehen und der Mann meinte, ich wäre nun eine von ihnen.
Du sinnst also einmal in dieser Geschäftigkeit inne zu halte, um auf Dein Leben zu blicken (die Wohnung). Es wird in dieser Sequenz das Gefühl erzeugt, dass hier in Deinem Seelenhaus anscheinend jeder Fremde sich einnisten kann und Du damit Deine Identität zu verlieren glaubst.

In der folgenden Sequenz wird dann diese Besitznahme, das Gefühl des Gefangenseins, der Resignation und der Ohnmacht ausgeliefert zu sein noch weiter ausgestaltet.

Melodia: Ich sah auf die Uhr und dachte mir, ich müsste mir wohl einen Urlaubstag nehmen, weil es ohnehin schon viel zu spät wäre und überlegte mir eine plausible Erklärung. Zugleich schmiegte sich eine der Gestalten an mich und ich begann das irgendwie gut zu finden, hatte aber Angst davor.
An diesem Punkt wird Dir bewusst, dass Du aus dieser Situation ausbrechen möchtest, um all die Dinge zu erfahren, nach denen Du Dich sehnst: Urlaub = Ruhe und Entspannung und die wärmende Nähe der Menschen. In der folgenden Sequenz suchst Du dann nach einem Ausweg aus dieser Situation (das Öffnen von Türen). Dir wird dann bewusst, dass diese Suche nach dem richtigen Weg nicht so einfach sein wird (die Dunkelheit).

Am Ende keimt dann die Hoffnung auf, dass es noch nicht zu spät ist, einen neuen Weg zu finden und erinnerst Dich daran auf Deine Kräfte zu vertrauen. Mit der Uhrzeit soll das Geschehen in das Verhältnis zum Tag gestellt werden, wobei also mit 7:30 der rechtzeitige Aufbruch gemeint ist, um etwas bis zum symbolischen Abend schaffen zu können. Im letzten Augenblick des Traumes kommen Dir aber mit dem Blick auf dein Seelenhaus wieder leichte Zweifel auf, ob es Dir wirklich gelingen könnte (die Dunkelheit = das Ungewisse).​

Für eine Umkehr oder Neuausrichtung auf das Wesentliche zum eigenen Seelenheil ist es nie zu spät – oder?


Merlin
 
Werbung:
Ich glaub, es geht um deine geistige Trägheit.
Arbeitest du kreativ? Fragst du dich, warum es manchmal nicht klappen will, warum dir manchmal nichts einfallen will?

Weil du dich gern 'einlullen' läßt von unklaren, dir unerklärlichen Gedanken und Gefühlen. (die gesichtslosen Menschen)
Diese verleiten dich zur geistigen Trägheit. (sie ziehen dich herab)
Weil du sie gutfindest (Zugleich schmiegte sich eine der Gestalten an mich und ich begann das irgendwie gut zu finden, hatte aber Angst davor.)

Und die Lösung ist mE der letzte Teil deines Traumes: daß du dich davon losreißt. Wovon auch immer. Vielleicht weißt du es ja.
 
Zurück
Oben