Yoga und Meditation

Energeia

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Bei YOGA denken viele Menschen an "Körperübungen" (Asanas).

Wenn man dann erklärt, dass Yoga auch vollkommen ohne Asanas praktiziert werden kann, dass sie wohl "Hatha Yoga" meinen würden, dann wird oftmals genickt - "Ach ja, Hatha Yoga".

Aber auch Hatha Yoga reduziert sich nicht auf Körperstellungen, hierzu gehören ebenfalls:
Asanas
Pranayama
Meditation
aryurvedische Ernährung
Kriyas

Viele wissen nicht, dass die überlieferten Schriften des Hatha Yogas aus dem 14-15 Jahrundert NACH Christus stammen. Noch einmal: "NACH Christus".
Hatha Yoga ist noch wesentlich jünger als die Tantraphilosophie, aus der u.a. Hatha Yoga hervorgegangen ist.

Worum es mir jedoch hier im Thread geht:
Yoga bezog sich über 2000 Jahre vor dem Hatha Yoga in der Form des Jnana Yoga - die erste der vier klassischen Formen - auf AVIDYA, das Nichtwissen des Menschen.

Die Meditation (Nididhyasana) und die Reflexion (Manana), die Haupt-Praxis richtetet sich auf Viveka (Unterscheidungskraft), Vairagya (Entidentifizierung), Shadsampat (Geistes-, Sinneskontrolle, Sammlung) sowie Mumukshutva (intensiver Wunsch zur Befreiung und Erkenntnis als Hauptkraft).

MEDITATION war und ist eigentlich die Grundpraxis des Yoga.
(Daher ist es auch ein wenig verwunderlich, dass es hier ein Yoga UND ein Meditations-Forum gibt)
Die Körperübungen haben eigentlich den ZWECK, die Meditation vorzubereiten.

Wie oft wird das in der Gegenwart vergessen? Wie sehr ist Yoga eine Entspannungsmethode oder gar eine Fitness-Methode geworden?
Das ist die Frage des Threads.
 
Zuletzt bearbeitet:
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Wenn man sich die Meditations-Techniken der Yoga-Traditionen ansieht, dann findet man Techniken, die den klassischen Techniken des Buddhismus (Anapana Sati, Vipassana, Metta) sehr ähnlich sind.
Die "Metta-Meditation" (Die Meditation der Liebenden Güte) wird hier auf Sansrikt einfach "Maitri Bhavana" bezeichnet. (pali mettā = sanskrit maitrī)
Eine Technike die der Labeling-Vipassana-Variante nahe kommt ist z.B. die Sakshi Bhav-Meditation.

Um wieder zum Thema zu kommen:
Gerade beim Ashtanga-Yoga fällt mir immer wieder auf, dass viele Ashtanga-Yoga-Lehrer die Meditation vollkommen beiseite lassen und die Asanas extrem in den Vordergrund stellen. Hatha-Yoga besteht hier eigentlich oftmals nur aus Asanas/Bhandas und Pranayama.
 
Interessant finde ich diese Seite, eine der nicht so vielen recht guten Yoga-Seiten im Netz. Dort wird auch zuerst die Meditation eingeführt, die Körperübungen kommen erst später. (Wobei auch dort gewisse Aussagen eher zweifelhaft sind.)

Eine der wenigen Schulen, wo die Umkehrung der Reihenfolge Sinn macht, ist vermutlich das Kundalini-Yoga. Dort wird m.W. traditionellerweise zuerst mit Körperübungen, dann Pranayama und erst dann mit Meditation gearbeitet.

Aber letztlich ist es schon irgendwie stimmig. Wenn man Yoga nur als Fitness- oder Wellnessübung versteht, dann ist es nicht unbedingt nötig, den eigenen Geist durch Meditation zu erforschen. Und mittlerweile gibt es ja auch MBSR, wobei ein ähnlicher Trend feststellbar ist wie beim Yoga. Man tut das dann nicht, weil man einem spirituellen Pfad folgt und entsprechende Einsichts- und transformative Techniken ausübt, sondern um sich wohlzufühlen. Das ist per se nichts schlechtes, aber es ist auch immer ein wenig oberflächlich.
 
Interessant finde ich diese Seite, eine der nicht so vielen recht guten Yoga-Seiten im Netz. Dort wird auch zuerst die Meditation eingeführt, die Körperübungen kommen erst später. (Wobei auch dort gewisse Aussagen eher zweifelhaft sind.)

Eine der wenigen Schulen, wo die Umkehrung der Reihenfolge Sinn macht, ist vermutlich das Kundalini-Yoga. Dort wird m.W. traditionellerweise zuerst mit Körperübungen, dann Pranayama und erst dann mit Meditation gearbeitet.

Aber letztlich ist es schon irgendwie stimmig. Wenn man Yoga nur als Fitness- oder Wellnessübung versteht, dann ist es nicht unbedingt nötig, den eigenen Geist durch Meditation zu erforschen. Und mittlerweile gibt es ja auch MBSR, wobei ein ähnlicher Trend feststellbar ist wie beim Yoga. Man tut das dann nicht, weil man einem spirituellen Pfad folgt und entsprechende Einsichts- und transformative Techniken ausübt, sondern um sich wohlzufühlen. Das ist per se nichts schlechtes, aber es ist auch immer ein wenig oberflächlich.

es geht mir nicht primär um eine Umkehrung. Ein Stufenverlauft, wie im Raja-Yoga explizit beschrieben, oder einfach die Elemente des Hatha-Yoga, wie sie auch in den Hatha-Yoga-Schriften beschrieben werden, reicht mir aus.
Der Punkt ist ja, dass hier etwas "Yoga" genannt wird, bei dem Meditation ganz weggelassen wird.

Beim MBSR liegt die Sache ein wenig anders, finde ich.
MBSR fängt wie eine fortgeschrittene Entspannungstechnik an - z.B. wie die fortgeschrittenste Stufe der PMR. Und kann sich dann durchaus zur Meditation entfalten.
DAs, was auf der Packung drauf steht, das ist auch tatsächlich in der Packung drin.
Dass hiermit kein spiritueller Pfad verbunden ist, stört mich nicht.
Und ich habe selbst schon immer wieder den BodyScan der MBSR-Richtung praktiziert, der in der Original-Fassung knapp 42 Minuten geht. Und das kann man gar nicht einfach so "konsumieren"; wenn man das richtig ausführt, dann ist es mehr als nur Wellness-Programm, scheint es mir.

Mir geht es tatsächlich darum, dass es durchaus den Trend gibt, dass etwas YOGA genannt wird, das einerseits nur bis zur Hälfte des "Hatha Yoga" praktiziert wird, und das teilweise andererseits auch nicht einmal in dieser Weise praktiziert wird, sondern eher wie Fitness-Training.
Es steht also etwas auf der Verpackung, das nicht drin ist.

Viele würden sich wundern, wenn sich nach Indien in einen Yoga-Ashram fahren würden, und dann feststellen müssten, dass in manchen Yoga-Ashrams überhaupt KEINE Asana-Praxis praktiziert wird. Sie müssten feststellen, dass das, was sie für "Yoga" halten, in manchen Yoga-Traditionen für so unwichtig gehalten wird, dass es gar nicht stattfindet.

Hingegen ähnelt das MBSR-Training durchaus den Stufen von Pratyahara, Dharana und Dhyana. Ob es nun mit einem spirituellen Weg verbunden sein mag oder nicht, die Ausrichtung ist eher "sattvig", während die Ausrichtung der Fitness-Yoga-Welle eher "rajassig" ist.
 
Es ist im Prinzip auch vollkommen in Ordnung, "rajassige Praxis" zu praktizieren, wenn dies den Menschen gerade hilft. Wer sich müde, ausgelaugt, erschöpft fühlt, der findet hier zu mehr Energie.
Die Praxis ist also weder "gut", noch "böse", sondern kann durchaus sinnvoll sein.
Das, was mich stört, ist eher, dass den Leuten aus der Sicht des Integralen Yoga nicht vermittelt wird, was sie tun und wohin es weitergehen kann. Ihnen wird vermittelt, sie würden Yoga praktizieren, ohne dass auf die nächsten Schritte hingeführt wird.
Es findet also eine falsche Beschreibung und eine dementsprechende starke Identifizierung mit der rajassigen Yoga-Fitness-Praxis statt, und diese halte ich für problematisch - nicht die Praxis an sich, die durchaus ihren Sinn für Menschen haben kann.
 
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