Würde

Loop

Dauntless Banana
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10. Oktober 2008
Beiträge
41.243
Hallo! :)


Wie seht Ihr das Thema Würde?

Es heißt im Grundgesetz: "Die Würde des Menschen ist unantastbar."

Theoretisch.


Nur, was wenn sie doch angetastet wird, wenn sie nichts gilt, wenn man das Gefühl hat, keine mehr zu besitzen, wenn sie einem weggenommen wurde?

Menschen sind antastbar, verletzbar, werden mit Füßen getreten, man spricht ihnen ihre Rechte ab.

Wie bekommt man Würde zurück? Kann man sie überhaupt verlieren, ist sie etwas inneres oder äußeres?
Kann man sie behalten, egal was andere tun?

Wie steht es mit Kindern?
 
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Die Würde ist ein hohes Ideal, das sich nur schwer in Gesetzestexten manifestiert ;-)
genauso, wie jegliches Menschenrecht. so etwas hängt in der materiellen Welt davon ob, wer die Macht hat etwas durchzusetzen. Die Würde ist meines Ermessens nach sehr verletzbar und in extremen Situation kann sie jeder Mensch sehr leicht verlieren, allerdings kann man sie sich ( ev unter großen Schmerzen und unter Mithilfe liebevoller Mit-Menschen ) wieder-erkämpfen.
 
Du kannst einem Menschen von aussen scheinbar die Würde nehmen. Ob er sie sich aber auch in seinem Inneren nehmen lässt- im Sinne von Rückgrat brechen- das kannst du von aussen niemals beeinflussen.
Insofern sagt dieses Grundgesetz eine schlichte Tatsache aus, weiter nichts.
 
Hallo Loop,

die Frage gehört zu den nicht wirklich beantwortbaren Fragen.
Nach den bisher erfahrenen Regeln werden wir uns daran die Köpfe heiß schreiben, weil es völlig verschiedene Ebenen von Würde gibt. Dennoch wissen wir als Menschen manches über Würde.

Es würde uns guttun, wenn wir sie alle hätten: Würde.
Wir würden vieles nicht durchgehen lassen, weil es unter unserer Würde ist.
Ich kann darüber aber nicht schreiben oder denken, sondern ich muß es tun.
Würde ist eine Haltung, die bestimmt, wie ich mit etwas umzugehen gewillt bin.
Es gibt tatsächlich Angriffe auf die Würde.
Ob ich mich in meiner Würde angegriffen fühle und die Würde aufgebe, ist eine Frage, die ich zu beantworten habe. Nicht der Angreifer. Ja, ich habe meine Würde schon als Kind verloren und ich habe sie noch nicht vollständig zurückerobert, doch ich weiß schon, dass ich für das würdelose Verhalten der Anderen mitverantwortlich bin, selbst als Kind.

Ich kann nicht über Würde diskutieren, ich muß sie leben und zeigen. Ich kann nicht besprechen, ob das Verhalten der Chinesischen Regierung gegenüber Tibetischen Mönchen gegen wessen Würde verstößt, sondern ich muß mich hier in meiner Straße in der ich wohne für Würde einsetzen und es entspricht meinem Gefühl von Würde, wenn ich die Mülleimer wieder aufstelle, die der Sturm umblies, und den Müll einsammle, von der Strasse.
Es entspricht meinem Gefühl von Würde, einer alten Frau, die stürzte aufzuhelfen. Es entspricht meinem Gefühl von Würde, zu meinem Nachbarn, dem Vikar, zu gehen und ihn zu bitten, dass sein Hund nicht bellt am Sonntag, weil ich Ruhe brauche. Es entspricht meinem Gefühl von Würde nur über meine Würde nachzudenken und nur über meine Würde zu sprechen und nicht anderen zu sagen, wie sie Würde zu leben hätten, oder was sie tun müssten, damit alle in Würde leben könnten.
Wenn ich es schaffe in meinem direkten Umfeld für mehr Würde zu sorgen, habe ich meinen Job für die Würde der Menschheit gemacht.
Es ist möglich geworden für mich, mir vorzustellen, in ganzer Würde zu sterben, selbst wenn ich umgebracht werden sollte, ja, ich habe aus Leben, in denen ich meine Würde abgegeben habe und dann sozusagen würdelos starb, ebendiese Würde für mich wieder eingesetzt und muß sagen: es geht und es geht mir besser damit.

Würde ist tatsächlich, was wir, jederjede einzelne daraus machen.
Da nützt uns ein Grundgesetz gar nix.

Auf einer anderen, abstrakten Ebene, ist Würde immer unantastbar, weil es ein Prinzip ist. Dem Prinzip ist es aber egal, ob Du es lebst oder nicht. Das ist aber schwierig zu verstehen und wird gerne vermischt, woraus dann ebendie endlosen Diskussionen werden - die meistens würdelos sind :D

Andreas
 
Als Jugendlicher bin ich auf ein Buch von Oriana Fallaci gestoßen : Ein Mann.
Darin geht es u a auch um ihre Beziehung zu einem Widerstadskämpfer gegen die Diktatur in Griechenland von 67 - 74. Folter ist nur ein Mittel, um unliebsamen Mitmenschen das Rückgrat zu brechen. Wir sollten uns über die Wirksamkeit von Gesetzen keine Illusionen machen. Wahr ist nur, was wahrgenommen wird.
 
Ich denke, dass Würde eine innere Haltung ist, die man im besten Fall schon im Kindesalter vermittelt bekommt.
Es gibt Menschen, die kaum jemand wagt, anzugreifen, weil sie diese Würde ausstrahlen - und dann werden sie auch nicht (so häufig) verletzt.

Dann gibt es Menschen, die diese Würde nicht vermittelt bekamen, und so strahlen sie auch keine Würde aus. Diese Menschen werden häufiger angegriffen und verletzt.

Das ist zumindest meine Theorie zu diesem Thema
 
Danke für die vielen Antworten bis jetzt! :)


Ich frag mich, wie man Würde bekommen kann, wenn man sie im Kindesalter nicht bekommen oder vermittelt bekommen hat oder sie weggenommen worden ist, und man sich deswegen nicht nur nicht vorstellen kann, welche zu besitzen, sondern sich sogar selbst verachtet.
Wie ist das, wenn dieses Rückgrat wirklich gebrochen worden ist, weil es im Kindesalter noch zu schwach war?

Und wie sieht es bei Erwachsenen aus? Kriegen die ihre Würde leichter zurück, wenn sie mal eine hatten, als jemand, der nie eine hatte?
 
Meiner Auffassung nach braucht Würde zum Überleben Respekt - egal, ob Mensch, Tier oder Natur. Ist dieser Respekt nicht vorhanden, wird auch die Würde - von aussen - genommen.

Nicht jeder hat die Möglichkeit, das Selbstbewusstsein, sich erfolgreich dagegen zur Wehr zu setzen. Manchmal wird es versucht - und auf übelste Art und Weise niedergeschlagen - zwecks Unterdrückung.

Wir leben in einer Welt der Egozentrik, des Hasses, der Gier. Respekt vor dem Menschen ansich spielt da vielfach eine nur sehr untergeordete Rolle. Es wird manipuliert, es wird ausgebeutet - aus Profitgier.

Bei Tier und Natur ist es ebenso. Ausbeutung, wohin man schaut - aus Profitgier.

Würde? In dieser Welt? Nur sehr begrenzt vorhanden...

lichtbrücke
 
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Und wie sieht es bei Erwachsenen aus? Kriegen die ihre Würde leichter zurück, wenn sie mal eine hatten, als jemand, der nie eine hatte?
Ich glaube schon, weil sie das Gefühl der Würde bereits kennen und dann auch leichter wissen, wie es sich anfühlt und sie mit diesem Wissen den Weg dahin schneller finden.

Mal ein Beispiel aus der Medizin, vielleicht kannst Du ja daraus ableiten, was Dir helfen könnte:
Wenn ein Bandscheibenvorfall vorliegt, der Rücken also schwach ist, dann wird heute nicht mehr in jedem Fall operiert, sondern stattdessen die umliegenden Muskeln gestärkt, so dass die Wirbelsäule dann durch die Muskeln unterstützt wird.

Für mich heisst das, dass man nicht nur das Rückgrat stärkt, sondern auch andere Stärken entwickelt und diese zusammen dasselbe Ergebnis liefern, wie wenn der Rücken nie beschädigt worden wäre.
Im Beispiel (Bandscheibe): die Bandscheibe selbst ist dann zwar immer noch beschädigt, drückt dann aber nicht mehr auf den Nerv, weil die Wirbelsäule durch die Muskeln eine zusätzliche Stütze bekommt.
Also: die Verletzungen der Kindheit verschwinden nicht, wenn man sich diverse Stärken aufbaut, sie wirken dann aber nicht mehr so verhehrend auf das Leben ein.
 
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