Wie die Herrin von Gonzine ging

meedusa

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Wildemann im Harz
wie die Herrin von Gonzine ging

Gonzine hatte der Herrin schon lange gedient. Die Herrin hatte sie erhoben. Sie war gut zu ihr gewesen. Sie hatte sie lange abende im Gespräch unterwiesen... Gonzine hatte ihr gedient nach Ihrem Willen am Stein. Aber eines Tages hatte die Herrin gesagt, dass es an der Zeit für sie sei, zu gehen. Gonzine war erschrocken. Sie hatte gewusst, dass die Herrin ihr vorausgehen würde. Aber sie hatte den Zeitpunkt nicht erahnt. Die Herrin hatte das immer gesagt. Gesagt, ich bleibe nur für eine Zeit. einige Jahre... dann werde ich gehen. Gonzine hatte es gewußt. Aber auch verdrängt, erst gehofft, der Tag würde nie kommen... Dann es ganz vergessen und sich wie für die Ewigkeit eingerichtet. Und so wagte sie zu fragen. Bitte bleibt. Aber als antwort nur ein verstehendes Lächeln und ein leise zurückweisende Handbewegung.

Gonzine hatte getrauert und sich die nacht über zurückgezogen. So musste Gonzine aber doch ihre Pflicht tun und der Herrin den Weg weisen. Denn gonzine war der Wächter. Und durch das Tor würde die Herrin nun gehen. Und Gonzine sollte das Tor öffnen. konnte und sollte und musste und wollte doch nicht. Aber am morgen war sie bereit und hatte die Oberen der Wächter befragt. Die Antwort war günstig. Sie hatten die Stunde benannt. Es war bald, sehr bald. Und als gonzine zu der Herrin kam, und ohne ein Wort mit Tränen auf den Wangen vor ihr stand, sah die Herrin gonzine nur lange schweigend an und sagte dann leise "gut... gehen wir... ". Irgendwie war aber auch gonzine da getröstet unter Ihren Augen.



Felsen war da
und wesenlose Wälder. Brücken über Leeres
und jener große, graue, blinde Teich,
der über seinem fernen Grunde hing
wie Regenhimmel über einer Landschaft.

Und zwischen Wiesen, sanft und voller Langmut,
erschien des einen Weges blasser Streifen
wie eine lange Bleiche hingelegt.
Und dieses einen Weges kamen sie.

Rilke, Orpheus. Eurydike. Hermes.



So machte sich Gonzine mit der Herrin auf den Weg. Sie gingen den ganzen Tag, legten Rast ein an den vorgeschriebenen Orten. Die Herrin war bereit und gelöst, fast heiter schritt sie aus, Gonzine ihr folgend. Dann erreichten sie den See, schon im Abendlicht. Gonzine kniete und wartete demütig. Die Herrin legte die Kleider ab und reinigte sich von den letzten Resten dieser Welt. Dann segnete sie auch gonzine und benetzte ihre Stirn. Sie sagte mit leiser stimme ... es ist Zeit. Gonzine führte die Herrin weiter. Soweit er den Weg kannte. Durch den Wald bis vor das Tor. Der Stein lag im mondlicht riesengroß und verschlossen vor ihnen... die herrin kniete nieder. gonzine stellte sich hinter sie, wie es verlangt war, ihr Schwert in beiden Händen vor sich auf den Boden gerichtet. Die Stunde war gekommen. gonzine richtete sich auf und erhob das Schwert über die Herrin.

Sprach mit fester stimme die Worte. Ich, Gonzine, Wächter. Ich erbete Einlass für meine Herrin. Wiederholte dies dreimal, lauter und eindringlicher. Dann schwieg sie. Der Stein ragte vor ihnen auf im Dunkel der Nacht. Und sie warteten. Der Mond ging unter hinter dem Stein. Der Glanz des Lichtes begann sich aus dem Stein zu ergiessen. Gross und erhaben dehnte sich das Tor aus, umfasste sie, ging über sie hinaus. Es umspannte die welt. Es ragte bis zu den sternen. Das innerste kehrte sich nach aussen.

Gonzine hob langsam das Schwert zum Himmel und murmelte die alten worte. Dann begannen die Oberen der Wächter die Zwiesprache. Gonzine beantwortete für die Herrin die fragen. Wie es sich geziemte. Nach dem Namen... nach dem Begehr... und nach dem Weg. Die Antwort kam schnell. Ihr werdet erwartet, Gefährtin der Sonne. Geht euren Weg. Gonzine senkte das Schwert. Ihr Teil war getan. Die Herrin erhob sich langsam und trat einen Schritt vor. Das Tor stand weit offen. Unmerklich sah sie sich schweigend um und nickte gonzine zu. Dann wandte sie sich ab und ging weiter, ihrem weg folgend. Gonzine hatte ihre Aufgabe erfüllt. Aber konnte nicht mehr ertragen den Schmerz. Fiel in sich zusammen und verbarg die augen. Weinte. Fühlte, wie die Herrin weiterging Schritt um Schritt auf diesem Weg in die unendliche Ferne. Eine Ewigkeit war er noch eins mit ihrem Schreiten. nahm den Glanz des Lichtes wahr und spürte, wie die Herrin in diesem Licht verging... Noch eine Unendlichkeit. Dann war sie allein. Spürte, wie das Tor sich schloss. Rollte sich zusammen und schlief. Erschöpft, und erfüllt.

Als Gonzine aufwachte, fror sie... langsam richtete sie sich auf... der Stein lag da vor ihr, riesig und dunkel schweigend aufragend. Sie sah sich um. Alles war ruhig, der Morgen graute in der ferne. Vor ihr war ein kleines Leuchten. im Gras lag eine Kristall. Ohne nachzudenken hob sie ihn auf und barg ihn an der Brust. dann ging sie schweigend zurück den langen weg, den er gekommen war. zurück zu den Menschen. Zu wachen über das Tor und den See. nicht wissend, wer noch kommen und gehen sollte. oder ob sie ewig allein sein würde. Vor dem Tor. Das sich für sie nie öffnen würde. Aber an dem zu wachen und zu dienen sie gesandt. Das nur sie zu öffnen vermochte. Durch das sie nie würde schreiten können.

Stolz erfüllte ihre Brust und sie schritt kräftig aus. Zu leben in dieser Welt, in die sie gesetzt ward. Zu leiden. Zu dienen. Gonzine wusste: auch sie würde einst zurückkehren, aufgehen können in dem Reich, aus dem sie gesandt war. Die Oberen hatten ihr ihren weg gewiesen vor langer Zeit... komm an den See... du wirst ihn erreichen, auch wenn du es nicht mehr zu schaffen glaubst... sei sicher. Wir werden dich erwarten. Wenn Deine Zeit gekommen ist.

Wenn ihre zeit gekommen sein würde, wenn ihre Wache beendet sein würde.

Irgendwann am Ende der Zeit.



meedusa, 2003
 
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Und vorgestern hat Loki Schmidt die Widerstände umarmt und ist mit ihnen gegangen.

Danke Loki
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