Wahrheit

LoneWolf

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16. Februar 2006
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Ort
Wien
Die Naiven und die Selbstgerechten sehnen sich nach ihr
und können sie doch am Ende nicht ertragen,
denn in Wahrheit ist die Wahrheit ein scharfes Messer,
zum falschen Zeitpunkt in der falschen Hand
eine tödliche Waffe, die einen Neubeginn
im Keim zerstört.
 
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Wie ein Skalpell schneidet die Wahrheit eine tiefe Wunde in die Liebe
und stellt sie so auf eine harte Probe.

Wird sie standhalten und stärker werden oder wird sie zu Grunde gehen?

Um dem Neubeginn eine Chance zu geben und sich gleichzeitig selbst treu zu bleiben
böte sich an, die Wahrheit ein wenig zu verschleiern und zu beugen.
Sozusagen nicht gleich mit der ganzen Wahrheit ins Haus zu fallen.
Zumindest eine Zeit lang, bis das Ärgste überstanden und Vertrauen die junge Liebe gefestigt hat.

So schleicht sich die Lüge in ein Herz und diese ist im Gegensatz zur Wahrheit kein scharfes Messer,
sondern ein heimtückisches, tödliches Gift und ebenso schlecht für einen Neubeginn.

Kann Vertrauen wachsen, wenn etwas Neues mit Verschleierung von Tatsachen beginnt?

Schwer vorstellbar.

Wie man es auch dreht und wendet und wozu man sich letztendlich entscheidet,
es bleibt verkehrt, solange der Eigenwille entscheidet.

Die Wahrheit ist häufig brutal, kalt und lieblos und die Lüge pure Berechnung.

Hier fällt mir wieder mein Lieblingszitat von Meister Eckehart ein.

Kein Unfriede steht auf in dir, der nicht aus dem Eigenwillen kommt.
 
Mit traurig verbittertem Blick
hängen sie über ihren Schalen und Gläsern,
gefüllt mit Kaffee oder Wein
und wie giftiger Eiter fließt ihnen
die Boshaftigkeit aus der klaffenden
Wunde in ihrem Gesicht.

Arme Wesen.

Auch ich habe ihnen nun wieder Grund gegeben,
die eine oder andere Schlechtigkeit über mich zu verbreiten.
Sie wissen ja so viel von mir, ich habe einen Ruf
und der ist ziemlich ruiniert.

Alles Wahrheit, ohne Zweifel.
Schmerzhafte Halbwahrheiten, aber Wahrheit auf jeden Fall.
Ich bin schlecht, in der Tat!
Fast so schlecht wie der Teufel selbst.

Doch nichts Neues ist dabei.
Nichts, dass ich nicht selbst schon offenbart hätte,
wenn auch nur den Ohren der Angebeteten,
für die es von Bedeutung war.

Ich bin schlecht, liebe Denunzianten.
Nur im Gegensatz zu euch weiß ich es
und kann mich verändern.
 
Meine Wahrheit: einerseits bedauerlich, dass du weite Strecken deines Lebens versoffen hast...
weil:
da steckt eine wirklich poetische Ader in dir!
Na, nun darf sie ja endlich ans Tageslicht :)
 
Prinzipien und moralische Konstrukte sind wie Kerkermauern der Seele.

Aber sie haben natürlich ihre Berechtigung und man sollte sie nicht einfach und wahllos niederreißen, wie unbrauchbar gewordene Wände, das ist klar.

Sie dienen der Identifikation - So bin ich nun mal, auf Grund meiner Prinzipien.
Und sind sie plötzlich nicht mehr da, die Prinzipien,
weiß ich nicht mehr, wer ich bin.

Trotzdem bleiben es Kerkermauern.
Und wenn man sie nicht mal hinterfragt,
verhindern sie jede weitere Entwicklung,
vereiteln jeden Neubeginn.

Der Mensch kommt zum Stillstand und wird zu einem Panther im Zoo.
 
muss es sie denn geben ...für alle gleich und so?
ich muss sterben...ja schlimm...aber das heisst doch nicht ,dass es unmöglich ist...loszulassen und sich aufs licht zu freuen
wahrheit ist ein prozess...für mich ...gestern noch gelogen heute mich dann selbst betrogen ...lass ich es einfach laufen ...
gedanken ,die ich meine sind nicht meine ...sie wurden mir geschenkt...sind ein ewiges gebet...
ich darf mich ständig neu entdecken ...und darf die angst verlieren ...unbedingt was gewinnen zu müssen ...denn es ist schon alles da...das ist für mich wahr...:)
 
Der Mensch kommt zum Stillstand und wird zu einem Panther im Zoo.

nö.

Der Panther

Im Jardin des Plantes, Paris

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der (momentan etwas) betäubt ein großer WILLI steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.


frei nach Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris

;)
 
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Prinzipien und moralische Konstrukte sind wie Kerkermauern der Seele.

Aber sie haben natürlich ihre Berechtigung und man sollte sie nicht einfach und wahllos niederreißen, wie unbrauchbar gewordene Wände, das ist klar.

Sie dienen der Identifikation - So bin ich nun mal, auf Grund meiner Prinzipien.
Und sind sie plötzlich nicht mehr da, die Prinzipien,
weiß ich nicht mehr, wer ich bin.

Trotzdem bleiben es Kerkermauern.
Und wenn man sie nicht mal hinterfragt,
verhindern sie jede weitere Entwicklung,
vereiteln jeden Neubeginn.

Der Mensch kommt zum Stillstand und wird zu einem Panther im Zoo.


Alles sollte man von Zeit zu Zeit hinterfragen, prüfen, manches ist eine Mauer, die zu einem Gefängnis werden kann, anderes ist dagegen vielleicht ein Stützpfeiler, der Halt gibt und ohne den vielleicht alles einstürzt. Der engt auch nicht ein, hilft sogar bei der Weiterentwicklung.
Bloß Vorsicht, wenn man die Abrissbirne bestellt, ob man sich nicht eine tragende Wand entfernt und das Haus plötzlich instabil ist.
 
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