vita contemplative

esperanto

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Schweiz
ich sass da in einer runde. lauter leute um mich, die sich unterhielten. es begann dann jemand die diskussion mit mir. er trug vor. ich hörte gespannt zu. das thema wurde ziemlich tief, aber wohlbekannt kurzsichtig gehalten. die argumente waren teils sehr obskur, doch der sprecher liess sich in seiner leidenschaftlickeit davon nichts anmerken. höchstens eine gewisse überzeugung und entschlossenheit – die jedoch stets sein gesicht zieren - konnte ich beobachten.

als er mit sprechen fertig war, fand ich keine möglichkeit meinerseits, auf das gespräch desweitern einzugehn, spirch; überhaupt etwas dazu zu sagen.
ich meine: ich hätte dieses gespräch ohne grosse tücke und rhetorischem geschick auseinander nehmen und die gedankenbauten des gegenüber in luft auflösen können. tat es aber nicht. ich wollte nicht.


hätte ich es getan, wären folgende zwei möglichkeiten der reaktion des kollegen übrig geblieben:

1. er hätte rationalisiert, alles umgedreht, neue worte für dasselbige verwendet..
2. er hätte eingestehen müssen, was sache ist, sprich; dass das thema zwei gleich starke seiten hat; und je nach prägung angeganen wird – jedoch bei konkreter, absolut konsequenter angehensweise zur vollkommenen meinungsohnmacht führt.

punkt nr. 1 ist das weitverbreitete „rechtbehaltenwollen“. das führt zu nichts. wenn doch, dann zu streit. dazu habe ich keine lust. punkt nr. 2 ist in sich schlüssig, wird aber höchstwahrscheinlich vom gegenüber einen gegenvorschlag verlangen, einen ausweg, sozusagen.
dann wären wir bei dem thema gewesen, das mein gesprächeinteresse aufgeweckt hätte.
gleich da aber ergibt sich schon das nächste problem. wie könnte das kommuniziert werden? oder anders gefragt: welche möglichkeit gibt es, das zu kommunizieren, was nicht kommuniziert werden kann?

oder: wieso habe ich momentan so enorme schwierigkeiten mich gegenüber (auch alltäglichen) themen mit einer absoluten entschlossenheit und überzeugung zu zeigen?
wenn ich mich in gedanken/gesprächen widerfinde, dann sehe ich lauter paradoxe sätzte, buchstaben und zahlen um mich, die nichts aussagen.


wie finde ich zu entschlossenen worten und überzeugungen zurück?

esperanto
 
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Hallo esperanto?

Vielleicht schlägst Du einen neuen Weg ein und entwickelst neue Werte?
Eine Art Bewusstseinserweiterung?
Ist es so wichtig andere zu überzeugen und 'Recht zu haben'?
Die Entschlossenheit wird mit Sicherheit wiederkehren, sobald Du Dir sicher bist wo Du im Leben stehst. Glaubst Du nicht auch?

lg
Tacita
 
dann wären wir bei dem thema gewesen, das mein gesprächeinteresse aufgeweckt hätte

und was spricht dagegen ?

zu sehen, dass ein thema mehrere "gleichwertige" perspektiven bietet, ist doch auch eine wertvolle chance.

:) Jovannah
 
esperanto schrieb:
wie finde ich zu entschlossenen worten und überzeugungen zurück?

esperanto
Warum willst Du zurück auf die Ebene des hohlen Pathos?
Was Du jetzt als Verlust betrachtest, wirst Du vielleicht bald als Befreiung erleben, Dann lachst Du darüber.
Außerdem gibt es keinen Weg zurück. Nie konnte ein Mensch zurück in den Uterus.
 
esperanto schrieb:
ich sass da in einer runde. lauter leute um mich, die sich unterhielten. es begann dann jemand die diskussion mit mir. er trug vor. ich hörte gespannt zu. das thema wurde ziemlich tief, aber wohlbekannt kurzsichtig gehalten. die argumente waren teils sehr obskur, doch der sprecher liess sich in seiner leidenschaftlickeit davon nichts anmerken. höchstens eine gewisse überzeugung und entschlossenheit – die jedoch stets sein gesicht zieren - konnte ich beobachten.

als er mit sprechen fertig war, fand ich keine möglichkeit meinerseits, auf das gespräch desweitern einzugehn, spirch; überhaupt etwas dazu zu sagen.
ich meine: ich hätte dieses gespräch ohne grosse tücke und rhetorischem geschick auseinander nehmen und die gedankenbauten des gegenüber in luft auflösen können. tat es aber nicht. ich wollte nicht.


hätte ich es getan, wären folgende zwei möglichkeiten der reaktion des kollegen übrig geblieben:

1. er hätte rationalisiert, alles umgedreht, neue worte für dasselbige verwendet..
2. er hätte eingestehen müssen, was sache ist, sprich; dass das thema zwei gleich starke seiten hat; und je nach prägung angeganen wird – jedoch bei konkreter, absolut konsequenter angehensweise zur vollkommenen meinungsohnmacht führt.

punkt nr. 1 ist das weitverbreitete „rechtbehaltenwollen“. das führt zu nichts. wenn doch, dann zu streit. dazu habe ich keine lust. punkt nr. 2 ist in sich schlüssig, wird aber höchstwahrscheinlich vom gegenüber einen gegenvorschlag verlangen, einen ausweg, sozusagen.
dann wären wir bei dem thema gewesen, das mein gesprächeinteresse aufgeweckt hätte.
gleich da aber ergibt sich schon das nächste problem. wie könnte das kommuniziert werden? oder anders gefragt: welche möglichkeit gibt es, das zu kommunizieren, was nicht kommuniziert werden kann?

oder: wieso habe ich momentan so enorme schwierigkeiten mich gegenüber (auch alltäglichen) themen mit einer absoluten entschlossenheit und überzeugung zu zeigen?
wenn ich mich in gedanken/gesprächen widerfinde, dann sehe ich lauter paradoxe sätzte, buchstaben und zahlen um mich, die nichts aussagen.


wie finde ich zu entschlossenen worten und überzeugungen zurück?

esperanto
Du stellst die Frage sehr präzise. > Zeigst selbst, dass es keine Lösung gibt. > Und fragst zum Schluss nach der Möglichkeit eines Rückschritts
à la: Kann ich Dinge, die ich erkannt habe wieder (möglichst vollständig) vergessen?!

Ich weiß nicht, ob es (neben der verlockenden Möglichkeit, Verbindungen des vorderen Stirnlappens zu durchtrennen/gegen eine Eisenstange zu laufen/d'ich' wegzutrinken) ein 'Vergessen' im großen Maßstab gibt.
Im kleinen Maßstab gibt es für den einen oder anderen diesen gnädigen Mechanismus der (kürzer oder länger andauernden) Unbewusstheit.
Wem das nicht mehr hilft................





nunja












die antwort ist (also, wenn es sie gäbe):

JA und NEIN.

Denn du gehts ja da oben davon aus, dass du was besser verstanden haben könntest als wer anderer; dass da wer noch was von dir lernen könnte. (Und Der denkt sich dasselbe auch. Und:
Wer solls wissen.)

So lange da noch immer einer (in dir) ist, der meint, er sei 'heiler' als wer anderer -
so lange gibt es da ein geglaubtes Ja ODER Nein (richtig ODER falsch - und beides wird (je nach Stimmunglage) jeweils gleich 'real' empfunden); das nennst du dann vielleicht Leid (unangenehm empfundene Bewusstheit/den Wunsch nach (doch wieder) Vergessen/den Wunsch nach der Eisenstange/Wunsch).
 
rocket_soft schrieb:
Und fragst zum Schluss nach der Möglichkeit eines Rückschritts
nunja,
du hast natürlich vollkommen recht. das sehe ich auch so.

aber betrachte das ganze als eine art gleichnis.

ehm,
I try:


>>>
du träumst dich umher.
in einer welt mit sieben meer.
erdenkst dir viel,
zu dem ein ziel.
lernst dafür - um das zu tun, dann...
einmal...
herzensblut, in der hitze des gefechst; führwahr!
ich kenne die gefahr.
doch bin gewollt und stolz.
kurz davor - doch dann passierts;
-
weiter trachten? im ewigen suhl'n?

sag' mir - was könnte ich jetzt noch tun?
>>>

es geht mir nicht darum, in alte muster zurückzufallen. es geht mir darum...
überhaupt eigentlich
...die überwindung zu finden. stell dir vor: es ist sooo sinnlos.
und stell dir weiter vor; ich hatte da einst grosse probleme damit.
jetzt nicht mehr. dafür ist der abklang meiner selbst zu klein.

doch es geht weiter. ich muss überhaupt nichts tun. wenn doch, dann grosse müh aufwenden... zur überwindung...
---> brauche nichts und habe alles - es ist diese bescheidenheit die mir angst macht.


nun,
(Und fragst zum Schluss nach der Möglichkeit eines Rückschritts)
der rückschrit - im namen des gleichnisses verstanden - heisst überwindung.

pour example: berge sind keine berge... bis... berge wieder berge sind. (das vielleicht als input.)


ich befinde mich nicht mehr zwischen stühlen:
eingespannt. angebunden an pferden die zur vierteilung bereit stehen.
 
eine weitere möglichkeit wäre, einfach auf dein gegenüber einzugehen und dich selbst zu vergessen ? deine meinung, deine sicht ...
oder willentlich einen standpunkt einzunehmen ...


aber das weißt du selbst.


ich meine mal, es gibt nichts zu überwinden, wenn dir dieser zustand nicht auf dauer behagt, wirst du wieder eine position wählen ...
es ist nur ein moment der bewußtwerdung... dann wählen wir mE was wir damit anfangen ... (wobei dennoch eine unwiderrufliche veränderung da ist) ...
 
esperanto schrieb:
oder: wieso habe ich momentan so enorme schwierigkeiten mich gegenüber (auch alltäglichen) themen mit einer absoluten entschlossenheit und überzeugung zu zeigen?

weil Du glaubst, deine meinung wär die wahrheit, und man müßte nicht darüber diskutieren.. Das sieht man schon daran, daß du nur zwei möglichkeiten siehst.

1. Rhetorik und Rabulistik (man dreht Dir die Worte im Mund um) .. demnach liegt Dein Gegenüber mit seiner Meinung Deiner Meinung nach daneben
2. Er gesteht sein falsch liegen ein

aber es gibt noch zwei Möglichkeiten:

3. Du liegst daneben, und versuchst selbst, per Rherotik und Dogmen zu agieren
4. Es könnte einen Kompromiss geben.

Denn im gegensatz Zu deiner offensichlichen Meinung, Du hättest immer recht, kann auch die andere Meinung richtig sein.
 
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esperanto schrieb:
wie finde ich zu entschlossenen worten und überzeugungen zurück?

esperanto

Wieso willst du das tun? Ich finde es viel wichtiger, zuhören zu können, als eine Meinung zu haben. Meinungen zu vertreten führt, wie Du richtig schreibst, zu Konflikten. Ich denke, Du hast Deinem Kollegen nicht richtig zugehört. Es ist nicht möglich, zuzuhören, wenn man gleichzeitig beim Hören innerlich das Gesagte widerlegt. Wenn man die Aussagen des anderen zerpflückt und dagegen anredet, obwohl der andere noch redet und man zuhören sollte. Das ist ein Achtsamkeitsproblem. Der innere "Meinungsmechanismus", die Identifikation mit dem Ich, zwingt unseren Geist dazu, das Gehörte verstehen zu wollen und grenzt Bekanntes von Unbekanntem ab. Unbekanntes wird meist abgestoßen, dafür muß ein Gedankengang geführt werden, der die Rhetorik des anderen widerlegt. die Prozesse verlaufen meist unbewußt. Zuhören ist wichtiger als eine Meinung haben, glaub mir.

Grüße!!
 
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