Serenade
Sehr aktives Mitglied
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- 18. März 2007
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Tiefgang. Zu schwer beladen. Es wäre weniger belastend, wenn das Schiff nicht sinken würde. Die Bei- oder Rettungsboote zählen nicht mehr. Wurden längst abgelassen und sind als kleine Punkte am Horizont auszumachen. Es könnte sich aber auch um etwas anderes handeln. Zwei kleine Punkte.
Und die Ansage: Neues Jahr – neues Glück. Einfach verschlafen diesen Moment, diesen Übergang von einer Zahl zur anderen. Was soll es da zu feiern geben? Was gab es schon Großes im alten und was wird es schon Großes im neuen Jahr geben? Nichts als Alltäglichkeiten.
Die Schiffsreise unter vielen Leuten. Was stets zu vermeiden war. Viele Leute, viel Dummheit. Das lässt der Stolz nicht zu. Man ist doch was Besseres. Viel klüger und viel belesener.
Wieder ein Ruck. Bald wird das Schiff den Meeresgrund erreichen. Fünftausend, sechstausend, siebentausend Meter? Der Druck wird unerträglich werden. Lebensbedrohlich.
Es beginnt immer im Inneren. Wenn sich das Innen nach Außen stülpt gibt es keine Geheimnisse mehr. Man müsste sich nicht mehr belügen. Der Stolz und vieles andere würde sich auflösen und es gäbe keinen Tiefgang mehr. Das Schiff würde wie ein riesiger Delphin, mit hunderten von Gedanken, aus dem Meer springen und eiligst davon schwimmen. Ward nie wieder gesehen. Und glücklich. Vor allem glücklich, denn Delphine lächeln stets.
Und die Moral von der Geschichte: Man hätte im Meer bleiben sollen. Der Erdboden ist nichts für uns. Seine Anziehungskraft ist beängstigend, vor allem der Gedanke, was passiert, wenn diese Kraft eines Tages oder vielleicht eines Nachts versagt? Dann würde es uns auch im Meer nicht wirklich gut gehen. Alles würde ins All wandern. Langsam, ganz langsam würde sich die Erde reinwaschen, samt Wasser.
Sozusagen gibt es keine Moral. Hat es denn je eine gegeben? Es war die Dummheit, die sie übertroffen hat. Und nun verlässt auch der Kapitän das Schiff. Ahoi!
Menschen sind dazu da, um die Erde und ihre Lebewesen zu beschützen. Meist wird die Erde und ihre Lebewesen ausgebeutet, um Profit und Macht zu befriedigen.
In diesem Moment hat das Schiff den Meeresgrund erreicht. Dumpf setzt es auf. Es geht ein Zittern durch den gesamten Körper. Dabei hat er sich so schick gemacht. Dreiteiler aus feiner Kaschmirwolle, Seidenkrawatte und schwarze Lackschuhe. Als er vor wenigen Stunden in den Spiegel sah, fiel ihm das Wort „Dandy“ ein.
Oh ja, er ist schön, wenn auch bereits mit etwas angegrauten Schläfen und Fältchen um Augen und Mund. Immerhin ist er in einem Alter, wo die Jungen bereits das Nest verlassen haben. Er aber ist mit Leib und Seele Single. Sein Leben gehört nur ihm. Von nichts und niemandem lässt er sich etwas drein reden. Künstler sind Egomanen. Er ist einer davon. Ein Schriftsteller. Ein Autor, der nur dann schreibt, wenn er sich dazu fähig fühlt. Berühmt ist er nicht. Dazu ist er zu, wie soll man das nennen, nun – eigensinnig - würde zutreffen.
Ja, er ist eigensinnig, denn wie gesagt, er schreibt nur, wenn es ihm passt. Aus diesem Grund hat er auch keinen Manager und ist bei keinem Verlag gemeldet oder wie immer man das ausdrückt. Ein Verlag wollte ihn einst engagieren, aber als er das Manuskript für das nächste Buch nicht präsentierte, warf man ihn raus.
Das Schiff ächzt und stöhnt. Ob es tatsächlich zu schwer beladen war, wird man nie erfahren. Vielleicht schaffen es einmal Taucher in einer Taucherglocke oder sonst in einem Transportmittel, das diesen enormen Unterwasserdruck standhalten kann, um nach dem gesunkenen Schiff zu suchen. Es ginge vorwiegend um die Toten, um sie zu bergen und damit den Hinterbliebenen Trost zu spenden.
Ist es denn wirklich leichter zu trauern, wenn man weiß, wo sich die Hülle eines geliebten Verblichenen befindet? Wenn man weiß, dass er oder sie in einem Sarg liegt und in die Erde hinab gelassen oder in das Feuer gefahren wird? Am tiefen Meeresgrund bestattet zu sein ist doch ein schöner Gedanke. Und für manche Fische wäre es ein Festmahl oder auch nicht, denn Menschenfleisch soll angeblich süßlich und gar nicht gut schmecken.
Durch die Luke bietet ihm, der noch immer aufrecht steht, in der geräumigen Schiffskabine ein wunderbarer Ausblick. Es dürfte hier, so tief unten, nichts zu sehen sein, aber das Gegenteil war der Fall. Als wäre jede einzelne Farbe extra beleuchtet, glitzert ihm eine Welt entgegen, die er unbedingt erforschen muss.
Und die Ansage: Neues Jahr – neues Glück. Einfach verschlafen diesen Moment, diesen Übergang von einer Zahl zur anderen. Was soll es da zu feiern geben? Was gab es schon Großes im alten und was wird es schon Großes im neuen Jahr geben? Nichts als Alltäglichkeiten.
Die Schiffsreise unter vielen Leuten. Was stets zu vermeiden war. Viele Leute, viel Dummheit. Das lässt der Stolz nicht zu. Man ist doch was Besseres. Viel klüger und viel belesener.
Wieder ein Ruck. Bald wird das Schiff den Meeresgrund erreichen. Fünftausend, sechstausend, siebentausend Meter? Der Druck wird unerträglich werden. Lebensbedrohlich.
Es beginnt immer im Inneren. Wenn sich das Innen nach Außen stülpt gibt es keine Geheimnisse mehr. Man müsste sich nicht mehr belügen. Der Stolz und vieles andere würde sich auflösen und es gäbe keinen Tiefgang mehr. Das Schiff würde wie ein riesiger Delphin, mit hunderten von Gedanken, aus dem Meer springen und eiligst davon schwimmen. Ward nie wieder gesehen. Und glücklich. Vor allem glücklich, denn Delphine lächeln stets.
Und die Moral von der Geschichte: Man hätte im Meer bleiben sollen. Der Erdboden ist nichts für uns. Seine Anziehungskraft ist beängstigend, vor allem der Gedanke, was passiert, wenn diese Kraft eines Tages oder vielleicht eines Nachts versagt? Dann würde es uns auch im Meer nicht wirklich gut gehen. Alles würde ins All wandern. Langsam, ganz langsam würde sich die Erde reinwaschen, samt Wasser.
Sozusagen gibt es keine Moral. Hat es denn je eine gegeben? Es war die Dummheit, die sie übertroffen hat. Und nun verlässt auch der Kapitän das Schiff. Ahoi!
Menschen sind dazu da, um die Erde und ihre Lebewesen zu beschützen. Meist wird die Erde und ihre Lebewesen ausgebeutet, um Profit und Macht zu befriedigen.
In diesem Moment hat das Schiff den Meeresgrund erreicht. Dumpf setzt es auf. Es geht ein Zittern durch den gesamten Körper. Dabei hat er sich so schick gemacht. Dreiteiler aus feiner Kaschmirwolle, Seidenkrawatte und schwarze Lackschuhe. Als er vor wenigen Stunden in den Spiegel sah, fiel ihm das Wort „Dandy“ ein.
Oh ja, er ist schön, wenn auch bereits mit etwas angegrauten Schläfen und Fältchen um Augen und Mund. Immerhin ist er in einem Alter, wo die Jungen bereits das Nest verlassen haben. Er aber ist mit Leib und Seele Single. Sein Leben gehört nur ihm. Von nichts und niemandem lässt er sich etwas drein reden. Künstler sind Egomanen. Er ist einer davon. Ein Schriftsteller. Ein Autor, der nur dann schreibt, wenn er sich dazu fähig fühlt. Berühmt ist er nicht. Dazu ist er zu, wie soll man das nennen, nun – eigensinnig - würde zutreffen.
Ja, er ist eigensinnig, denn wie gesagt, er schreibt nur, wenn es ihm passt. Aus diesem Grund hat er auch keinen Manager und ist bei keinem Verlag gemeldet oder wie immer man das ausdrückt. Ein Verlag wollte ihn einst engagieren, aber als er das Manuskript für das nächste Buch nicht präsentierte, warf man ihn raus.
Das Schiff ächzt und stöhnt. Ob es tatsächlich zu schwer beladen war, wird man nie erfahren. Vielleicht schaffen es einmal Taucher in einer Taucherglocke oder sonst in einem Transportmittel, das diesen enormen Unterwasserdruck standhalten kann, um nach dem gesunkenen Schiff zu suchen. Es ginge vorwiegend um die Toten, um sie zu bergen und damit den Hinterbliebenen Trost zu spenden.
Ist es denn wirklich leichter zu trauern, wenn man weiß, wo sich die Hülle eines geliebten Verblichenen befindet? Wenn man weiß, dass er oder sie in einem Sarg liegt und in die Erde hinab gelassen oder in das Feuer gefahren wird? Am tiefen Meeresgrund bestattet zu sein ist doch ein schöner Gedanke. Und für manche Fische wäre es ein Festmahl oder auch nicht, denn Menschenfleisch soll angeblich süßlich und gar nicht gut schmecken.
Durch die Luke bietet ihm, der noch immer aufrecht steht, in der geräumigen Schiffskabine ein wunderbarer Ausblick. Es dürfte hier, so tief unten, nichts zu sehen sein, aber das Gegenteil war der Fall. Als wäre jede einzelne Farbe extra beleuchtet, glitzert ihm eine Welt entgegen, die er unbedingt erforschen muss.