Soma, der Göttertrank

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Zwei Substanzen werden im Rig-Veda, der ältesten Schicht der Veden in besonderer Weise propagiert: Ghee und Soma. Ghee kommt allein im ersten Liederkreis schon 45 mal vor, Soma dagegen 293 mal!

Vayu! Komm her, du Gerngesehener; diese Somasäfte sind fertig. Trink davon, erhöre den Ruf!

http://www.thombar.de/1_lk.htm

Daraus kann man durchaus eine ausserordentlich große Bedeutung von sowohl Soma als auch Ghee ableiten. Man fragt sich doch, wie kamen die Leute vor tausenden von Jahren dazu ein Getränk dermassen zu besingen, zu lobpreisen und gleichsam an den Ursprung der Religion zu stellen?

Das Rezept von Soma ist längst verschollen. Generationen von Wissenschaftlern haben nachgegrübelt, was das wohl war. Vielleicht ein alkoholisches Getränk wie das Met der Germanen? Drogen wie Cannabis-Tee etc.? Die überzeugendste Meinung hat wohl der Indologe Geldner gebracht, Soma wäre aus Meerträubel hergestellt gewesen und habe Ephedrin enthalten.

Das stimmt auch mit den Beschreibungen überein. Soma wird als leicht aufputschend beschrieben, hat also keineswegs so eine starke Wirkung wie moderne harte Drogen.

Meine Theorie: Es gab gar nicht ein einziges Rezept von Soma, sondern viele. Soma wurde über einen großen Zeitraum in einem großen Gebiet getrunken. Daher gab es regional viele verschiedene Mischungen und Rezepte. Ein einzelnes Rezept wäre überliefert worden. Denn es hat es in der Geschichte von Indien nie gegeben, dass etwa ein einzelner Herrscher oder eine Gruppe irgendeine Information nachhaltig in ganz Indien unterdrücken konnte. Es gab nie ein einziges Rezept.

Dann könnte man Soma etwa mit "Kräuterblut" übersetzen. Soma ist sozusagen die Essenz der Heilpflanzen, so wie Ghee die Essenz der Milch ist. Somit ist auch heute noch ein Effekt wie damals relativ einfach zu erzeugen. Trinkt einfach jeden Tag verschiedene Kräutertees nach eurem individuellen Geschmack. Da habt ihr euer persönliches Soma!
 
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Daraus kann man durchaus eine ausserordentlich große Bedeutung von sowohl Soma als auch Ghee ableiten. Man fragt sich doch, wie kamen die Leute vor tausenden von Jahren dazu ein Getränk dermassen zu besingen, zu lobpreisen und gleichsam an den Ursprung der Religion zu stellen?

Das wär egar nicht so ungewöhnlich. Denn berauschende Getränke (worauf 3.1 (1) hindeutet) sind in allen Kulturen üblich gewesen (sogar im Christentum: Messwein). Ausserdem deutet 3.1 (1) einen Pressstein an, also wäre wahrscheinlich eher ein Rückschluss auf Früchte angebracht. Nachdem gerade süße Fruchtsäfte in der Hitze rasch vergären wäre das nicht so ungewöhnlich. Gerade Trankopfer sind ja nicht ungewöhnlich ... und da in der Regel die guten "Festtagsgetränke".

Geht man einmal davon aus, dass die Übersetzung halbwegs stimmig ist, dann scheint es sich vor allem um Ritualanweisungen zu handeln. Es ist klar, dass die typischen Opfergaben dabei öfter erwähnt werden. Christen haben Brot und Wein, Buddhisten Reis, Gold(folie), Räucherstäbchen, die Inkas Gold ... etc. Die vielfache Erwähnung ist daher keinesweg unüblich ... nur halt insofern ungewöhnlich, als die Anweisungen niedergeschrieben und nicht mündlich tradiert sind.

Geht man davon aus, dass es sich bei Soma um einen Fruchtsaft handelt (was auch der gleichnamige Handelsname für ein Getränk ausdrückt), dann könnte es natürlich unterschiedliche Rezepte gegeben haben. Ich würde aber eher davon ausgehen, dass es sich eher um eine weit verbreitete vergärungsfähige Frucht handelt (Mango, Banane oder "Jackfruit" wären dafür eventuell ein guter Kandidat, Banane wird auch in Afrika vergoren, Mango müsste auch gärfähig sein, wahrscheinlich fast besser als Banane, gegen Banane spricht das Pressen).
 
Das wär egar nicht so ungewöhnlich. Denn berauschende Getränke (worauf 3.1 (1) hindeutet) sind in allen Kulturen üblich gewesen (sogar im Christentum: Messwein). Ausserdem deutet 3.1 (1) einen Pressstein an, also wäre wahrscheinlich eher ein Rückschluss auf Früchte angebracht.

Der Vorgang des Pressens ist ja genau bekannt, da ist von Stängeln die Rede:


„Nachdem am Vortag die Schall-Löcher zur Resonanz für die Presssteine gegraben und mit den beiden Pressbrettern fest überdeckt worden sind, wird am Morgen des eigentlichen Opfertages ein rotes Rindsleder über die Bretter ausgebreitet, und darauf werden die Presssteine gelegt und auf diese die vom Wagen abgeladenen Somapflanzen. Während der Frühlitanei werden die Somageräte aufgesetzt und der Adhvaryu (Priester) holt vom nächsten fließenden Gewässer das für den Soma erforderliche Wasser, Dann werden Somastängel für einen Schoppen (graha) ausreichend auf den breitesten Stein gelegt, mit Wasser aus dem Becher des Hotr (Oberpriester) begossen und vom Adhvaryu allein mit dem Stein in drei Runden mit 8, 11 und 12 Schlägen ausgeschlagen. Vor jeder Runde werden die Stängel angefeuchtet und nach jeder Runde werden die ausgequetschten Stängel aus dem Becher des Hotr angefeuchtet und ergänzt. Der ausgepresste Saft wird mit der hohlen Hand in einem Becher ohne Filtrierung geschöpft. Dies ist der erste Schoppen.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Soma_(Getränk)

Allerdings gibt es dutzende Arten Ephedra und auch viele ähnliche Pflanzen mit Stängeln, daher dürfte es, auch saisonal, ganz verschieden gewesen sein ob und wie viel Wirkstoff in dem Endprodukt drin war.

Alkohol dürfte allerdings eher wegfallen:

Auch unterscheidet der Rigveda Soma deutlich von alkoholischen Getränken, die als surā bezeichnet werden.
 
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Der Vorgang des Pressens ist ja genau bekannt, da ist von Stängeln die Rede:




https://de.wikipedia.org/wiki/Soma_(Getränk)

Allerdings gibt es dutzende Arten Ephedra und auch viele ähnliche Pflanzen mit Stängeln, daher dürfte es, auch saisonal, ganz verschieden gewesen sein ob und wie viel Wirkstoff in dem Endprodukt drin war.

Alkohol dürfte allerdings eher wegfallen:

Auch bei Ephedra wären eigentlich nur wenige Arten im indischen Raum beheimatet. Ephedrin wäre natürlich eine Drogenalternative ....

Wobei sich mir nicht ganz erschließt, wie in Aufputschmittel spirituell förderlich sein sollte ... ausser für kriegerische Auseinandersetzungen. Daher verwenden ja die meisten Kulturen eher den enthemmenden (Blockaden übergehenden) Alkohol. Auch die Vermischung mit (saurer) Milch ist da kein verlässlicher Indikator, das es entweder mit Fruchtsaft oder mit Ephedra passen würde.
Was auf Ephedra hindeuten könnte wäre allerdings, dass diese auch im Winterhalbjahr eher verfügbar ist als Früchte.
 
Wobei sich mir nicht ganz erschließt, wie in Aufputschmittel spirituell förderlich sein sollte.

Es könnte euphorisierend gewirkt haben. Man darf auch den Zusammenhang mit den Ritualen nicht unterschätzen, so daß eine gewisse Placebowirkung hinzugekommen sein könnte.

Auf keinen Fall sollte man denken, da nimmt man etwas und dann erscheinen einem automatisch Indra, Agni oder andere Götter. Das Wichtigste dürfte die Puja, die rituelle Anrufung des jeweiligen Gottes gewesen sein.
 
Es könnte euphorisierend gewirkt haben. Man darf auch den Zusammenhang mit den Ritualen nicht unterschätzen, so daß eine gewisse Placebowirkung hinzugekommen sein könnte.

Auf keinen Fall sollte man denken, da nimmt man etwas und dann erscheinen einem automatisch Indra, Agni oder andere Götter. Das Wichtigste dürfte die Puja, die rituelle Anrufung des jeweiligen Gottes gewesen sein.

Da fehlt's mir ein bisschen am Wissen zum indischn Pantheon ... wie ist der Gott/die Göttin Soma definiert?
 
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Und Vollmond? Ist doch bekannt, dass der Vollmond aktivierend wirkt.

Na ja, eher verwirrend o_O, wenn ich mir die Autofahrer bei Vollmond so anschaue.
Du hast natürlich nciht ganz unrecht, würde man einen Mondkult voraussetzen, und könnte natürlich eine Aktivierung das wach bleiben für eine nächtliche Zeremonie unterstützen oder auch eine Parallele zum durch den Mond induzierten Verhalten sein. Die "Mondsüchtigkeit" ist ja auch bei uns schon lange bekannt.

Aber das geht halt sehr in den Bereich der Spekulation, da hilft mir auch meine vedische Einweihung nichts mehr, weil die nur zu einem speziellen Aspekt der vedischen Kultur war.
 
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