Kleinwasserkraftwerksbetreiber treffen sich im Zentrum der Bioenergie
15.9.2006
Nur ein Zusammenwirken aller erneuerbaren Energieformen kann den Weg aus der fossilen und atomaren Abhängigkeit vom Ausland weisen
Das schon traditionelle Treffen der Kleinwasserkraftwerksbetreiber findet in diesem Jahr Ende September im Europäischen Zentrum für Erneuerbare Energie in Güssing im Burgenland, statt.
Motto der heurigen Tagung: Nur ein Zusammenwirken aller erneuerbaren Energieformen kann den Weg aus der fossilen und atomaren Abhängigkeit vom Ausland weisen.
Daher kommen nicht nur zahlreiche führende Persönlichkeiten aus der Kleinwasserkraftwerksbranche, sondern auch Vertreter anderer erneuerbarer Energieformen zu Wort- Interessante Vorträge von Politikern, Beamten und Kraftwerksbetreibern stehen auf dem Programm und beleuchten die Rolle der Kleinwasserkraft als wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele und als zeitgemäße Form der Energieerzeugung.
Der Verein Kleinwasserkraft Österreich (KÖ) sieht seine Aufgaben hauptsächlich in der Interessensvertretung und der Fachberatung der Betreiber und ist bemüht, für die Kleinwasserkraft ein optimales Umfeld zu schaffen, derzeit werden vom KÖ rund 1.000 Betreiber mit mehr als 1.100 Kleinkraftwerksanlagen vertreten.
KÖ steht allen Mitgliedern für die wesentlichen Bereiche der Wasserkraftnutzung wie wasserbautechnische Fragen, hydraulische Fragen, hydrologische Daten, Wasserrecht, Elektrizitätsrecht, Natur- und Landschaftsschutz sowie Finanzierung beratend zur Seite.
KÖ ist kein Planungsbüro und steht damit nicht in Konkurrenz, sondern in Kooperation mit der Ziviltechnikerschaft.
KÖ wird ausschließlich durch freiwillige Mitgliedsbeiträge finanziert und erfährt keine Unterstützung durch öffentliche Mittel.
Seine Mitglieder sind Betreiber von Kleinkraftwerken, Industriebetriebe, Banken, Ziviltechniker, Architekten, sowie einige große Interessensvertretungen.
Mit der Liberalisierung der E-Wirtschaft sind auch für die Kleinwasserkraft unruhige Zeiten angebrochen.
ElWOG, Ökostromgesetz, Ökostromverordnung und Wasserrahmenrichtlinie sind die wichtigsten gesetzlicher Regelungen, wo sich KÖ durch Konsequenz und Sachlichkeit in die Diskussion eingebracht hat.
Um das im europäischen Vergleich noch immer niedrige Preisniveau für Stromlieferungen aus Kleinwasserkraftwerken zumindest zum Teil zu kompensieren, gilt das Interesse von KÖ zusätzlichen Förderungsinstrumentarien.
Auch auf internationaler Ebene wird die Interessensvertretung zunehmend wichtiger, da viele Entscheidungen von der EU getroffen werden.
Über die Mitgliedschaften bei der European Small Hydro Power Association und der European Renewable Energies Federation nimmt KÖ auch auf der Ebene der Europäischen Kommission Einfluss auf die Position der Kleinwasserkraft.
In der jüngsten verfügbaren Ausgabe der Bestandsstatistik des BMWA werden rund 2.100 Kleinwasserkraftwerke (Leistung bis 10 MW) erfasst.
Tatsächlich dürfte die Anzahl jedoch wesentlich höher, bei rund 4.000 - 5.000 Anlagen liegen. Die das Erhebungskriterium nicht erfüllenden und damit nicht erfassten Anlagen sind im Allgemeinen leistungsmäßig klein.
Die erfasste Gesamtleistung beträgt derzeit etwa 950 MW.
Das Gesamtjahresarbeitsvermögen der Kleinwasserkraftwerke beträgt rund 4.400 GWh/a und entspricht etwa 8 % des österreichischen Stromverbrauches oder der Produktion von drei Donaukraftwerken.
Da mit dieser Strommenge mehr als 3 Mio. Tonnen CO2 eingespart werden können,
stellt die Kleinwasserkraft einen wichtigen Klimaschutzfaktor dar.
Die Fachtagung ist als Teil der Öffentlichkeitsarbeit von KÖ zu sehen und bietet erfahrungsgemäß einen willkommenen Anlass zum Meinungs- und Erfahrungsaustausch bzw. eine gute Möglichkeit zur Anknüpfung von Geschäftsbeziehungen.
Im Rahmen dieser Veranstaltung haben einschlägige Firmen auch die Möglichkeit, ihre Produkte und Dienstleistungen zu präsentieren.
Die diesjährige Kleinwasserkraftwerkstagung steht aus aktuellen Gründen im Zeichen der europäischen Wasserrahmenrichtlinie.
Die Wasserrahmenrichtlinie ist überwiegend von Umweltzielen geprägt und ihre Umsetzung wird die Wasserkraft insgesamt, besonders aber die Kleinwasserkraft, durch Produktionseinbußen treffen.
Gemäß einer Studie der TU Graz drohen der Kleinwasserkraft bei strenger Auslegung der Wasserrahmenrichtlinie Produktionseinbußen bis zu 30 %.
Eine Forderung der KÖ ist daher, dass bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie die Möglichkeit von Gestaltungsspielräumen entsprechend berücksichtigt werden soll.
Die Wasserkraft ist das Rückgrat der erneuerbaren Stromerzeugung in Österreich, eine zu restriktive Umsetzung dieser europäischen Vorgabe würde die Existenz zahlreicher Kleinwasserkraftwerke fördern, so der KÖ.
KÖ wird gemeinsam mit seinen Mitgliedern Kompromisse erarbeiten, um ökologische Verbesserungen bei möglichst geringen Auswirkungen auf den Betrieb der Kleinwasserkraftwerke zu gewährleisten.
Dabei werden auch andere Eingriffe in unsere Fließgewässer, wie Fluss-Regulierungen oder Wildbachverbauungen mit denselben Maßstäben wie die Kleinwasserkraft zu messen sein.
In der Europäischen Richtlinie zur Förderung erneuerbarer Energien hat sich Österreich verpflichtet, bis zum Jahre 2010 die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen von 70% auf rund 78% zu steigern.
Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen bedarf es der Nutzung sämtlicher erneuerbarer Energieträger in Österreich.
Der Kleinwasserkraft als kostengünstigster Ökostromform ist dabei ein Platz an vorderster Front einzuräumen.
Die intensiven Bemühungen von KÖ verbunden mit zunehmender Akzeptanz der Kleinwasserkraft beim Gesetzgeber lassen auf eine Besserung hoffen, die endlich der österreichischen Kleinwasserkraft ähnliche wirtschaftliche Bedingungen garantiert, wie sie in allen unseren Nachbarländern inzwischen selbstverständlich geworden sind.
Am Freitagnachmittag wird eine interessante Exkursion zum Biomassewerk und zur Biodieselanlage in Güssing sowie zur Biogasanlage nach Strem durchgeführt, am Samstagnachmittag steht die Besichtigung des Kraftwerkes der Fa. Schafler OHG in Hirnsdorf und die Besichtigung des Schaukraftwerkes der Feistritzwerke in der Stubenbergklamm auf dem Programm.
Termininfo unter www.oekotermine.at