Schamanismus oder?

heilendehand

Mitglied
Registriert
12. Mai 2010
Beiträge
54
Ort
Berlin
Auf einer Bank sitzen und die Sonne genießen, welche sich hinter Wolken versteckt, so war mein Gedanke.
Ein Mann Mitte Fünfzig setzt sich neben mich, mustert mich von oben bis unten und beginnt dann einfach zu reden.
Sein Leben hat eigentlich alles was man sich wünscht, ein Haus, Frau und Kinder, einen Job und viel Geld. Sein Blick wanderte über mein Gesicht, er wünschte sich wohl in dem Augenblick eine Regung, etwas was ihm sagt, >>du bist aber ein Guter<<. Aber da er weder mein Hund noch meine Katze ist, verkneife ich mir solche Aussagen deutlich.
Nach einem Augenblick Pause redete er weiter.
"Man gibt mir sogar meine Prämie wieder."
Wieder mustert er jede Reaktion von mir, als wolle er aus mir heraus kitzeln, wie ich darüber denke.
"Eigentlich müsste ich in eine Klinik und mich behandeln lassen"
So lange hatte es gedauert, bis er nun folgenden Satz über die Lippen brachte
"Sie verstehen schon was ich sage?"
Selten habe ich in ein so fragendes Gesicht gesehen, er atmete durch, als ich lächelnd zu nicken begann.
"Ich spiele mit Werten die anderen gehören und das spannendste daran ist, scheinbar kann ich dabei noch nicht einmal verlieren, ich bin ein Glückskind"
Meine Frage hat ihn vollkommen aus der Bahn geworfen :

"Was haben sie, was sie glücklich macht?"

Er suchte ein wenig nach Luft und dann zeigte er mir seine Finger und begann zu zählen, wie in der Werbung. Im ersten Augenblick drehte ich mich um, weil ich eine Kamera vermutete, was den Mann noch nervöser machte, denn je mehr er aufzählte, umso mehr suchte er auch nach weiteren Dingen, die er alles aufzählen könnte und die sich lohnen würden aufzuzählen. Aber was auffällig wurde, sein Hals wurde langsam Feucht und die Adern wurden sichtbar, es strengte ihn an, sich vor mir zu profilieren, ohne dass ich reagierte, oder besser gesagt, auch ein lächeln ist eine Reaktion, aber eben nicht die erhoffte.
"Und das macht sie also Glücklich?"

Dann erzählte ich ihm, wie vor ein paar Jahren ein Pastor an seiner Stelle war und reden musste. Seine Angst war, er hat den Glauben verloren, den Glauben an sich, an Gott und aber an alles und eigentlich wüsste er gar nicht mehr weiter. Man sah ihm sonst an, dass er mit seinem Weg sonst zufrieden war und dass er ihn auch nicht gerne aufgeben würde, aber er schäme sich nun einmal, dafür dass er an Gott zweifelt.
Dann fragte ich ihn, was geschieht, wenn er in einem dunklen Loch sitzt und niemand ist da, keiner kann dich hören, was machst du dann? Seine Augen begannen zu leuchten, da singe ich Lieder von Bach und das erfüllt mich mit einer inneren Freude und Ausgeglichenheit. Dann habe ich wieder Kraft für die nächsten Aufgaben. Als ich ihn dann fragte, weshalb er denn nun nicht sänge, da sah er mich wie ein kleiner Junge an, als hat ihm jemand seine innere Kerze wieder angemacht. "Du hast recht, wenn ich an mich glaube, dann glaubt Gott auch an mich!" Er verneigte sich mit einem lächeln und einem strahlen und ging singend weiter.

"Der Mann ist auf dem zu sich, du bist auf dem Weg zum nächsten Geld, dabei hast du deine innere Mitte nie im Blickfeld, wenn du so weiter machst, sehen wir uns schneller wieder als dir lieb ist."

Er stand auf und suchte in seinem Kopf an nach Antworten, es ging dabei nicht um die Frage, was könne er ändern, sondern wieso konnte er mich nicht überzeugen, überreden, beeindrucken? Was war schief gegangen?
 
Werbung:
Mach mich mal glücklich und erzähl mir, wo der Schamanismus in der Geschichte versteckt ist. Bitte. Danke.

ciao, :blume: Delphinium
 
Und was unterscheidet nun dich und deinen Beitrag hier,
von dem Mann der neben dir auf der Bank gesessen hat?

Grüaßle,
Nana
 
Also diese beiden Männer begegneten mir seltsamer Weise auf ein und der selben Bank, aber eben nicht zur selben Zeit.

Was hat das ganze mit Schamanismus zu tun?
Für den Schamanen ist es nicht wichtig, an was man glaubt, wenn man zu ihm kommt. Sondern nur das was gelöst werden muss.

Häufig werde ich gefragt, ob man denn an das glauben müsse, was ich mache, ob es nur dann helfen würde?
Wenn etwas nur dann hilft, wenn man daran glaubt, was für ein Weg geht man dann? Glaubst du an den Weg unter deinen Füssen, oder gehst du einfach?
Viel besser ist es doch, wenn du zweifelst und es hilft doch, oder täusche ich mich da?

Der Pastor hatte an seinem Weg gezweifelt, an allem und am meisten an sich selber, aber in ihm drinnen, war eine kleine Kerze, welche einen Schein hatte und welche ihm innere Wärme schenkte, er hatte nur vergessen wo sie ist.
Ich habe ihm nur gezeigt, dass es einen Punkt in ihm gibt, in welchem er an sich glaubt, er fast wieder da ist, fast im jetzt.

Der andere Mann war nur aus auf Macht und Geld, für ihn war es nie wichtig sich im hier und jetzt zu spüren, es war nur wichtig den anderen Menschen zu zeigen, was man erreichen kann.
An mir bekam er mit, dass es für ihn schön ist, wenigstens hoffte er dieses, aber es ist nicht ein weg zu sich und den muss man irgendwann anfangen zu gehen. Mit der Geschichte von dem Pastor wollte ich nur sehen, ob irgendwo noch eine Kerze brannte, aber die hatte jemand vor langer Zeit ausgemacht. Ich konnte ihm nur einen Gedanken mit geben, helfen wollte er sich von mir nicht lassen.

Die meisten Menschen die mit mir reden wollen, oder müssen, sind an Wendepunkten. Häufig wissen sie noch nicht einmal den Grund, weshalb sie mit mir reden wollen, aber sie suchen mich auf, auf die eine oder andere Art und Weise.

lg
heilendehand

p.s.
Ich hoffe, ich habe den schamanischen Anteil dir zeigen können?
 
Ich kann es dir auch an einer anderen Geschichte zeigen, wenn das hier und jetzt nicht sauber läuft, aber die restlichen Gaben vorhanden sind:

Es ist schon einige Jahre her, als ich einen guten Bekannten in der Psychiatrie besuchte.
Mit seinen damals Ende zwanzig hatte er sich bereits neun mal einliefern lassen.
Er kam mit vielen Dingen nicht klar und teilweise wollte er auch nicht sich damit wirklich beschäftigen.

Ich kam also in dieses schöne aus roten Backsteinen entstandene Haus und suchte ihn. Es dauerte einige Zeit, bis ich ihn dann an einem Fenster sah, seine Klarinette in der Hand und ein seltsames Grinsen im Gesicht. Diesen Gesichtsausdruck hat er draußen nicht, aber da bekommt man auch nicht die Drogen verordnet.

Mehrfach versuchte ich ihn anzusprechen, in der Hoffnung er reagiert irgendwie auf mich, aber es war kein guter Tag zum reagieren. Also setzte ich mich hin und wartete, auch wenn es nicht verständlich klingt, ich hatte die Hoffnung, ich komme irgendwie an ihn heran.
Nach einer Weile setze sich ein Mann neben mich. Er hatte mich schon ein wenig beobachtet.
"Hallo ich bin Hans-Joachim" dann etwas Ruhe "Schön das du da bist"
Er wirkte irgendwie angekommen, als hätte ich ihm eine Last genommen, ohne etwas zu tun.
Dann erzählte er mir so manch seltsame Geschichten, ob sie nun wirklich aus seinem Leben waren, oder er sie von anderen hatte, kann ich nicht sagen, aber es gehört hier auch nicht hin. Er redete so ca. eine halbe Stunde, dann machte ich mich langsam fertig und er ging ein Fenster weiter.

Der erste Pfleger kommt auf mich zu
"Und was hat Gott so erzählt?"
Selten habe ich mich so unsicher gefühlt, egal was ich antworten werde, ich sollte mir immer bewusst werden, wo ich bin!
Dann kam der zweite Pfleger auf mich zu
"Hast du dich gut mit Gott unterhalten?"
Ich war froh, als ich langsam die Räume wieder verlassen konnte. Kein seltsamer Pfleger der mich anspricht und keine Gefahr, dass ich dort bleiben könnte ..., man weiß ja nie!

Vor dem Gelände zündete ich mir erst einmal eine Zigarette an.
Hier stand der Pfleger, der mich zuerst ansprach.
"Und jetzt raus mit der Sprache, was war mit Gott?"
Mein Gesichtsausdruck muss Bände gesprochen haben.
"Du hast dich doch mit jemandem unterhalten"
"Ja mit Hans-Joachim, wenigstens stellte er sich mir so vor."
"Sonst sagt er jedem, er sei Gott. Das letzte Mal mit seinem Namen konnte man ihn vor über 35 Jahren ansprechen, er reagiert noch nicht einmal unter Hypnose auf seinen Namen, also ist an dir irgend etwas anders."

Ich wußte nicht, wie ich mich fühlen sollte? Ich ging erst einmal auf den Friedhof um etwas Ruhe zu haben; Ruhe vor den Menschen und Ruhe vor mir.

Hans-Joachim war ich nicht noch einmal besuchen gekommen, auch wenn ich die Räume mehrfach noch besuchte, er wollte nicht mehr mit mir reden.

Auch Gott hat einen eigenen Willen.
Vielleicht ist es auch besser so.

Er wäre ein guter Schamane geworden.
 
*sich am Kopf kratzt - unter der Parkbank nachschaut, den Hans Joachim betrachtet, den lieben Gott befragt, mit dem Pfleger ein Zigarettchen raucht - und immernoch nicht weiß wo da Schamanismus drinnen steckt...*

Vielleicht wäre es eine Hilfe, wenn du mal erklären würdest was für dich Schamanismus ist - oder?

Grüaßle,
Nana
 
Werbung:
Hallo Nana,
Schamanismus an sich ist, wenn man es sehr einfach formuliert, die Fähigkeit im hier und jetzt direkt zu sein.
Was hat das mit Schamanismus zu tun?
Ohne diese Grundtechnik, kann man die meisten Rituale, ob nun zur Heilung oder zum Reinigen, oder ... nicht wirklich hundert Prozent durchführen.

Menschen wie der in der Psychiatrie spüren, dass ihre Schwingen nicht so sauber laufen, solche Anstalten verbergen mehr als nur diesen einen Menschen, sie kommen mit ihren Fähigkeiten in der Welt nicht zurecht. Sie stoßen auf Gegenreaktionen und mit diesem kann mir nur schwerlich umgehen.

Mit der Aussage das er Gott sei, hat er nur gesagt, er ist so weit weg von den Anderen, dass keiner an ihn ran kommt, dieses musste er bei mir loslassen und tat es auch, weil ihm bewusst wurde, dass er diesen Status verloren hatte, aber nicht den Schutz der Anstalt.

Als Schamane bist du häufig zwischen den Ebenen unterwegs und genau dieses wird von dem Umfeld erkannt.

Du siehst dass ist das, was ich mit der Geschichte zeigen wollte.
Das Berühren der Ebenen sind einer der Punkte, die auffallen auch bei Menschen, die sonst damit nichts zu tun haben und das unabhängig von ihrem Glauben, sondern nur durch sich selber.

lg
heilendehand
 
Zurück
Oben