nasruddin
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Ja.
Wo soll ich nun beginnen?
Wie kann mann einen Begriff, dass diffus, mystisch und sagenumwoben ist, erklären?
Ausser vielleicht in den Aussagen von Dritten, die es vielleicht auch wieder von dritten gehört haben?
Genau. Aus der Literatur. Gefunden, frei und für alle lesbar im Internet.
Das Erste Stück, kommt aus dem Projekt Gutenberg.
Das zweite aus einer anderen Internetseite.
Beide haben Gemeinsamkeiten. Nicht auf den ersten Blick erkennbar. Aber sie haben Gemeinsamkeiten.
Das erste ist eine Erzählung von Gustav Meyrink:
Walpurgisnacht, Kapitel, Titel Aweysha.
Es wird von einem Tataren erzählt. In einem Zeitpunkt, wo Adelige und Bedinstete am 16. Mai, zum Fest des heiligen Johann von Nepomuk ...
Das kann ich ja gleich reinkopieren und nicht alles selbst auftauen.
Aus dem Link kopiert: http://gutenberg.spiegel.de/buch/1558/6
Es handelt sich also um eine Junge Frau, mit dem Namen Polyxena.
Und wo sie in Ihren Gedanken wie folgt, ihre eigene Geschichte im Nachhinein beschreibt und am Schluss dieses Kapitels eine erstaunliche Erkenntnis hat.
Irgendwann erblickt Sie ein Bild ihrer Urahnin. Der Gräfin Polyxena Lambua.
Und es geschieht etwas mit Ihr.
Hier höre ich mit der "sogenannten Einführung" auf.
Damit ein gewisse Ruhe eintritt und vielleicht jemand, Blut geleckt hat, und die Geschichte selbst lesen will.
Im nächsten Thread geht die Geschichte weiter, wo der Molla sein Wissen über Aweysha weitergibt.
Wo soll ich nun beginnen?
Wie kann mann einen Begriff, dass diffus, mystisch und sagenumwoben ist, erklären?
Ausser vielleicht in den Aussagen von Dritten, die es vielleicht auch wieder von dritten gehört haben?
Genau. Aus der Literatur. Gefunden, frei und für alle lesbar im Internet.
Das Erste Stück, kommt aus dem Projekt Gutenberg.
Das zweite aus einer anderen Internetseite.
Beide haben Gemeinsamkeiten. Nicht auf den ersten Blick erkennbar. Aber sie haben Gemeinsamkeiten.
Das erste ist eine Erzählung von Gustav Meyrink:
Walpurgisnacht, Kapitel, Titel Aweysha.
Es wird von einem Tataren erzählt. In einem Zeitpunkt, wo Adelige und Bedinstete am 16. Mai, zum Fest des heiligen Johann von Nepomuk ...
Das kann ich ja gleich reinkopieren und nicht alles selbst auftauen.
Aus dem Link kopiert: http://gutenberg.spiegel.de/buch/1558/6
Aweysha
Jedes Jahr am 16. Mai, zum Fest des heiligen Johann von Nepomuk, des Schutzpatrons von Böhmen, pflegte, angeordnet vom Hausherrn selbst, im Erdgeschoß des Palais Elsenwanger ein großes Gesindeessen stattzufinden, dem nach uralter Hradschiner Sitte die Herrschaft in eigener Person vorzusitzen gedachte.
In dieser Nacht, beginnend punkt 8 Uhr und abschließend mit dem letzten Schlag der zwölften Stunde, galten alle Standesunterschiede zwischen Herr und Diener als aufgehoben: Man aß und trank gemeinsam, redete einander mit "Du" an und gab sich die Hand.
Wo ein Sohn im Hause war, mußte dieser die Herrschaft vertreten; wo nicht, da oblag die Pflicht der ältesten Tochter.
Baron Elsenwanger fühlte sich seit dem Erlebnis mit dem Mondsüchtigen so angegriffen, daß er seine Großnichte, die junge Komtesse Polyxena, hatte bitten lassen müssen, seine Stelle einzunehmen.
...
Es handelt sich also um eine Junge Frau, mit dem Namen Polyxena.
Und wo sie in Ihren Gedanken wie folgt, ihre eigene Geschichte im Nachhinein beschreibt und am Schluss dieses Kapitels eine erstaunliche Erkenntnis hat.
Dann war die Erziehung im Kloster von Sacré-Cur gekommen. Anfangs wie ein helles Licht infolge des Ungewohnten, aber nur für kurze Tage, dann immer blasser und trüber werdend, viel zu weihevoll und ruhig zu sehr wie müdes Abendrot, als daß sich nicht eine zum Raubtier geschaffene Seele heimlich zum Sprung geduckt hätte.
Dort im Kloster fiel das Wort "Liebe" zum erstenmal: Liebe zum Erlöser, den Polyxena stündlich vor Augen hatte, ans Kreuz genagelt, mit blutigen Malen, blutender Brustwunde und blutigen Tropfen unter der Dornenkrone Liebe zum Gebet, in dem zur Sprache wurde, was gleichzeitig ihr vor Augen stand: Blut, Märtyrertum, Geißelung, Kreuzigung, Blut, Blut. Dann die Liebe zu einem Gnadenbild, in dessen Herzen sieben Schwerter staken. Blutrote Ampeln. Blut. Blut.
Und das Blut als das Sinnbild des Lebens wurde die Inbrunst ihrer Seele, fraß sich ein ins Innerste.
Von all den jungen adligen Mädchen, die im Kloster von Sacré-Cur erzogen wurden, war sie bald die inbrünstigste.
Aber auch die brünstigste, ohne es zu wissen.
Das bißchen Französisch, das bißchen Englisch, das bißchen Musik und Geschichte und Rechnen und all das andere sie begriff es kaum. Hatte es im nächsten Augenblick vergessen.
Nur die Liebe blieb haften.
Aber die Liebe zum Blut.
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Und alles, was sie lebendig sah und jung, das verband sie unbewußt mit dem Begriff "Blut". In allem, was schön war und sie anzog und mit Sehnsucht erfüllte: Blumen, spielende Tiere, quellender Frohsinn, Sonnenschein, junge Menschen, Duft und Wohlklang, alles tönte in dem Wort, das ihre Seele unablässig unhörbar noch murmelte, wie aus dem unruhigen Schlaf, der dem Erwachen vorhergeht: in dem Wort Blut, Blut.
Irgendwann erblickt Sie ein Bild ihrer Urahnin. Der Gräfin Polyxena Lambua.
Und es geschieht etwas mit Ihr.
Lebendiger als irgend etwas anderes in der Welt kann aber nur der Mensch sich selbst vorkommen.
Sie kannte das Gesetz nicht, auf dem alles Magische beruht: "Wenn zwei Größen einander gleich sind, so sind sie ein und dasselbe und nur einmal vorhanden, auch wenn Zeit und Raum ihr Dasein scheinbar trennen."
Hätte sie es erkannt und erfaßt, sie wäre fähig gewesen, ihr Schicksal bis ins kleinste vorauszuwissen.
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Was der Weise mit dem Tier gemeinsam hat: niemals Reue zu empfinden über irgendwelche vollbrachte Tat das kam auch über sie, als das Blut in ihr den Sieg davongetragen hatte:
Die Unschuld des Weisen und die Unschuld des Tieres machten das Gewissen verstummen.
Tags darauf schon war sie zur Beichte gegangen mit klarer Erinnerung an das, was man sie im Kloster gelehrt hatte: Daß sie tot umfallen werde, wenn sie eine Sünde verschweige.
Und sie hatte tief im Innersten gewußt: Sie werde verschweigen und trotzdem lebend stehenbleiben. Und sie hatte recht behalten und dennoch geirrt: Das, was bis dahin als ihr "Selbst" geschienen, war tot umgefallen; aber ein anderes "Selbst" das, das dem Bilde ihrer Urahne entsprach nahm im selben Augenblick die Stelle des ersten ein.
Es ist nicht Zufall oder blinde Willkür, daß der Mensch die Aufeinanderfolge seiner Geschlechter mit dem Namen "Stammbaum" bezeichnet, es ist in Wahrheit der "Stamm" eines "Baumes", der nach langem Winterschlaf und nach soundso oft wechselnder Färbung seiner Blätter immer und immer wieder ein und dieselben Zweige treibt:
Die tote Polyxena im Bilderzimmer war lebendig geworden und die lebendige tot umgefallen sie lösten einander ab, und jede blieb schuldlos; die eine verschwieg in der Beichte, was die andere hatte begehen müssen. Und jeder neue Tag lockte neue Knospen aus dem jungen Zweig des alten Baumes neue und doch uralte, wie sie der "Stammbaum" von je hervorzubringen gewohnt war: In Polyxena verschmolz Liebe und Blut zu einem einzigen untrennbaren Begriff.
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Hier höre ich mit der "sogenannten Einführung" auf.
Damit ein gewisse Ruhe eintritt und vielleicht jemand, Blut geleckt hat, und die Geschichte selbst lesen will.
Im nächsten Thread geht die Geschichte weiter, wo der Molla sein Wissen über Aweysha weitergibt.