Meine Paten-Toten

andwarafos

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17. April 2007
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Grabpatenschaften auf dem Freiburger Hauptfriedhof

„Was ist denn nun das?“, mag sich mancher fragen. „Grabpate?“ Das dachte ich auch, als ich mit dem Technischen Leiter des Freiburger Hauptfriedhofs durch die Gräberreihen schlenderte. Eigentlich arbeitete ich an einem ganz anderen Artikel und nun erfuhr ich nebenher von einer merkwürdigen Sache. Der Friedhof vergibt Patenschaften für alte Gräber, um die sich seit langem niemand mehr kümmert, die aber wegen ihrer schönen und alten Steine zu schade zum einäschern sind. Das ist ja toll, dachte ich im ersten Moment. Da kann ich gleich mitmachen und so ein schönes, altes Grab vor dem Verfall retten. Ich bekam dann von der Verwaltung eine CD-Rom, und auf der konnte ich mir dann gemütlich daheim ein Grab aussuchen. Komischer Gedanke. Ich such mir ein Grab aus – erster Schreck! Da liegt auch noch wer begraben – zweiter Zweifel. Und da tat sich mir ein bisher unbekannter Gedanke auf, der mich zum lächeln brachte. Da liegen sie nun seit achtzig Jahren in ihrer Grabstätte, ruhen sozusagen in Frieden. Schon lang ist es her, als der letzte Verwandte kam, um ein paar Blumen zu pflanzen und nach dem Rechten zu sehen oder sogar zu fragen. Mensch, dachte ich, die müssen sich ja freuen, wenn da plötzlich einer steht mit Schaufel und Hacke, Blumen und Kerzen und sagt: >Hallo, ich kümmere mich jetzt um euch. Natürlich nur, wenn’s recht ist.< Der Gedanke gefiel mir. Meine Paten-Toten.
Wer sich auch für so eine Patenschaft interessiert, kann sich einfach an die Friedhofsverwaltung in Freiburg wenden. So manches Grab und vor allem so mancher Toter freut sich da über frisches Grün und vielleicht auch über eine Begegnung zwischen der Welt der Toten und der Lebenden. Nach langer Zeit des Schotterbodens wird dieses Frühjahr auf einem weiteren Grab wieder etwas blühen. Wer weiß, was man sich gegenseitig alles geben kann.


Andwarafos
 
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