Kreuz & Quer - Tenzin Palmo (Diane Perry)

TopperHarley

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Hi,

da ist heute (25.07.) um 23:00 in ORF2 eine interessante Reportage über die Britin, die seit vielen Jahren als buddhistische Nonne in Nordindien lebt und dort mittlerweile ein Koster leitet. Hab die Biographie über sie gelesen: "Cave in the snow". Eine sehr berührende und lebendige Lektüre. Ich freu mich schon auf die Reportage und bin schon sehr gespannt ...

lg
Topper
 
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Hmmm ... das war die gleiche Reportage, die schon vor drei Jahren einmal ausgestrahlt wurde ... wirklich beeindruckend ... hab sie natürlich diesemal aufgezeichnet ... hätte mich natürlich auch interessiert, wie es ihr derzeit so geht, aber da werd ich wohl im Internet gucken müssen ...
 
leider habe ich den film versäumt weil ich erst gestern spät in die zivilisation zurückgekommen bin und den beitrag erst jetzt gelesen habe - magst du was schreiben drüber?
 
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annara schrieb:
leider habe ich den film versäumt weil ich erst gestern spät in die zivilisation zurückgekommen bin und den beitrag erst jetzt gelesen habe - magst du was schreiben drüber?
Ja, gern :)

Hast du schon mal von Tenzin Palmo gehört? Also geboren wurde sie unter dem Namen Diane Perry in England und ihre Eltern hatten ein Fischgeschäft. Ihr Vater verstarb aber schon sehr bald und so lebte sie mit ihrer alleinerziehenden Mutter zusammen. Tenzin ist dann mal ein Buch über eine spezielle buddhistische Richtung in die Hände gefallen und von da an wusste sie, dass das ihre Bestimmung war. Sie konnte sich mit diesen fernöstlichen Lehren voll und ganz identifizieren ... viel besser als mit dem Christentum. Für sie war klar: Gott ist in uns! Was meiner Ansicht nach aber genau jene Botschaft ist, die Jesus lehrt. Nur, das stimmt schon, erfolgt in der Kirche irgendwie eine Personifizierung Gottes und man stellt ihn sich als vielleicht als weisen, alten Mann mit weißem Bart vor.

Im Alter von ca. 20 Jahren hat sie ihr ganzes Geld zusammengekratzt und ist dann auf Einladung nach Nordindien gefahren. Die ganzen Umstände und wie sich das alles ergeben hat sind total schräg (über diese spannenden Details erfährt man im Buch sehr viel). Sie hat dann in Indien die jungen Lamas in Englisch unterrichtet und Kontakt mit den buddhistischen Mönchen gehabt. Trotzdem blieb ihr, weil sie eben eine Frau war, der Zugang zur Lehre, wie es den Männern offen stand, verwehrt. Sie hat gesagt, sie fühlte sich unter den Menschen einsamer, als zu Zeiten, wo sie nur mit sich selbst allein war :)

Sie ist dann auch später ihrem Guru begegnet ... und dieses Ereignis fand ich besonders berührend. Ihr Guru sagte ihr, dass sie sich in einem anderen Leben sehr nahe standen. Doch da sie in diesem Leben einen weiblichen Körper gewält hatte, konnten sie sich diesmal nicht so nahe sein. Trotzdem war ihr Guru der Einzige, der sie wirklich an sich heranließ. Die meisten Mönche gingen ihr nämlich aus dem Weg, weil sie eine Frau war.

Ja und irgendwann hat sie dann den Entschluß gefaßt sich in eine Höhle des Himalaya's auf über 4.000 m zurückzuziehen, um dort zu meditieren. Und bei so einem Unternehmen ist natürlich nie sicher, ob man das überhaupt überlebt. Als sie dort oben einmal so richtig eingeschneit wurde, hatte sie auch schon fast mit dem Leben abgeschlossen, denn vor ihrer Tür war eine weiße Schneewand ... bis ihr eine innere Stimme sagte: "Grabe!" :)

In diesen 12 Jahren hat sie viel über sich selbst erfahren ... über das Menschsein und die Probleme die sich daraus ergeben. Die Frau hat wirklich Charisma und ist sehr intelligent und redegewandt. Zwischendurch kam sie glaub ich ein Mal im Monat aus den Bergen zu ihrem Guru herab, um ihm ausgewählte Fragen zu stellen ... und sie sagte, dass er immer die richtigen Antworten wusste. Er sagte zu ihr schon, wenn er sie sah: "Na, wo hast du deine Liste?" Dann holte sie den Zettel heraus und stellte ihrem Guru die Fragen. Meist antwortete er: "Jene Lehren sagen dies darüber, die anderen sagen das ... aber wenn du meine Meinung hören willst ..." :) Tenzin meint er es waren immer ihre Herzensantworten, die sie erhielt und ihr Guru hatte einfach Buddhabewusstsein.

Einmal wurde sie in ihrer Höhle auch von einem Polizeibeamten aufgesucht, der ihr sagte sie wäre ein illegale Einwanderin und sie müsste ausreisen. :) Da hat sie dann, bis das geregelt war, einige Wochen in Italien verbracht ... später kehrte sie natürlich zurück in ihre Höhle, dem für sie schönsten Ort auf der ganzen Erde :) und hat weitermeditiert.

Nach dieser langen Zeit, sie hat ja doppelt solange meditiert wie Buddha, kamen für sie zwei Wege in Frage ... entweder in Stille und Ruhe weitermeditieren, oder die Gründung eines buddhistischen Frauenklosters, was, so sagte ihr ein Wahrsager, mit vielen Hürden verbunden sein würde. Nachdem die gestrige Reportage den Nebentitel: "Die kämpferische Nonne" trug, kann man sich vorstellen, wofür sie sich entschieden hat. Mittlerweile hat sie viel erreicht und das Wichtige ist die Veränderung des Bewusstseins, die sie mit ihrem Auftreten in Gang gesetzt hat ... dass nämlich Frauen nicht 'schmutzig' sind, wie das im tibetischen? Buddhismus verbreitet ist. Kaum vorstellbar, dass so etwas Schändliches in spirituellen, buddhistischen Texten vorkommt, die noch heute studiert werden. Also ich würde da die Kompetenz eines spirituellen Lehrers sehr in Frage stellen, wenn dieser so etwas in Umlauf bringt ... weil darin widerspiegelt sich ja seine eigene Unvollkommenheit.

Jenfalls scheint das Kloster ganz gut zu laufen. Am berührendsten in der Reportage war jener Moment, wo der Dalai Lama das Kloster besucht, und eine junge Nonne in Tränen ausbricht, wie sie da vor ihm steht. Und die Augen von Tenzin Palmo sprechen Bände ... weil sie sich so freut, dass für ihre Schülerinnen erreicht zu haben ... wirklich herrlich :)

Die offizielle Website findet man unter: www.tenzinpalmo.com

lg
Topper
 
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