manche können andere gar nicht mehr nicht rastern.
denen fällt nicht mal auf, dass sie das tun -
bis sie mal drauf hingewiesen werden von anderen,
dass das nicht das normalste der welt ist.
Ich persönlich habe eine ganze Weile gebraucht, bis ich realisiert habe, dass es eben nicht das normalste der Welt ist, zu wissen, wie es dem Menschen geht, der mir gerade gegenüber steht. Dachte wirklich lange, das kann jeder.
Aber dabei geht es nur um einen Eindruck, der nahezu automatisch ankommt. So wie ein anderer vorrangig wahrnimmt, welche Kleidung der andere trägt und wie er optisch aussieht, so nehme ich als erstes wahr, wie es meinem Gegenüber geht.
Vielleicht sehe ich das ja sehr eng, aber ungefragt weiter zu „rastern“ ist für mich das Selbe, wie wenn ich ungefragt ins Zimmer dieser Person gehe und die persönlichen Unterlagen durchwühle.
Ganz abschalten lässt sich nach meiner Erfahrung Empathie nicht. Es kommt ganz automatisch ein Eindruck rüber. Genaueres Einfühlen oder ganz bewusstes Nachschauen geht dann nur in Abstimmung mit der betreffenden Person.
Würde ich auf jemanden treffen, der mich ungefragt und ausgiebig rastert, analysiert und auswertet, dann würde ich schnellstens das Weite suchen und den Betreffenden in Zukunft sicher auch meiden.
Es gibt immer mal wieder Eindrücke, Bilder, Wahrnehmungen und allerlei Sachen, die einfach ankommen. Wie in einem Gespräch, da erzählt man ja auch viel oder wenig, je nachdem wie sehr man dem Gegenüber vertraut. Wenn es jemand ist, der mit neugierigem Nachfragen unbedingt mehr wissen will, als man sagen möchte, hören die meisten ja auch auf zu erzählen.
Und vermutlich wissen die meisten Menschen gar nicht, wie empathisch sie sind und empfinden nur dieses unangenehme, diffuse und nicht so richtig zuzuordnende Gefühl, wenn das Gegenüber übergriffig wird. Kein Wunder, wenn man sich dieser unangenehmen Situation entziehen möchte, auch wenn man es sich im Grunde gar nicht erklären kann.